stern: Schweizer Bundesgericht gibt Rechtshilfeersuchen der Münchener Staatsanwaltschaft im Fall Kirch statt - Geheimes Nummernkonto aufgetaucht
Hamburg (ots)
In die Ermittlungen gegen Leo Kirch und zwei seiner damaligen Topmanager wegen Urkundenfälschung und versuchten Betrugs ist zwei Jahre nach der Pleite des Kirch-Imperiums Bewegung gekommen. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat das Schweizer Bundesgericht in Lausanne jetzt einem Rechtshilfeersuchen der Münchner Staatsanwaltschaft stattgegeben. Der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld erwartet die Überstellung der Schweizer Unterlagen, wie er dem stern sagte, "in ein bis zwei Wochen".
Aus dem Schweizer Urteil, das dem stern vorliegt, wird erkennbar, dass Leo Kirchs Ehefrau Ruth Kirch eine wesentlich aktivere Rolle bei den Geschäften ihres Mannes eingenommen haben könnte als bislang bekannt. Die eidgenössischen Behörden haben ein Nummernkonto aufgespürt, das sie Ruth Kirch zuordnen. Über das Konto sind im Zusammenhang mit Kirchs Formel-1-Geschäft Millionenbeträge geflossen.
Ende 2002 hatte eine bis dato unbekannte Liechtensteiner Faller-Stiftung überraschend einen Kirch-Kredit von 121,9 Millionen Dollar zurückgezahlt, den die Schweizer Grossbank Crédit Suisse zuvor der Kirch-Firma Formel Eins Beteiligungs GmbH gewährt hatte. Aus dem Urteil der Schweizer Richter ergibt sich nun, dass das Konto der Faller-Stiftung in Folge des Geldtransfers ins Soll ging. Dieses Minus ist dem Urteil zufolge später wieder ausgeglichen worden - unter anderem von dem Nummernkonto, das die Ermittler Frau Kirch zuordnen. Zuvor war zeitweise sogar das gesamte auf diesem Nummernkonto liegende Vermögen wegen des Formel-1-Geschäfts an die Crédit Suisse verpfändet.
Für die Ermittlungen sind die Kontenbewegungen von Bedeutung, weil sich hieraus ein mögliches Motiv für die angebliche Urkundenfälschung ergeben könnte. Kirch wird den Unterlagen zufolge vorgeworfen, er habe noch nach der Insolvenz seines Imperiums versucht, der Crédit Suisse neue Sicherheiten für ihren Formel-1-Kredit zu verschaffen. Diese griffen schliesslich nicht. Geklärt werden soll nun, ob Kirch in der Folge mit seinem Privatvermögen haften musste. Ob der ehemalige Medienmanager hinter der Faller-Stiftung steht, ist bis heute nicht bekannt.
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