Impfung gegen Hirnhautentzündung durch Meningokokken
Bern (ots)
Information für ein breiteres Publikum
Impfung gegen Hirnhautentzündung durch Meningokokken bei Kindern und Jugendlichen
Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der feinen Hülle, die das Hirn umgibt. Sie ist meist durch Bakterien oder Viren verursacht. Die viralen Hirnhautentzündungen, z.B. im Rahmen einer Mumpserkrankung, sind nicht sehr gefährlich. Die bakteriellen Hirnhautentzündungen können hingegen schwer verlaufen. Sie sind aber durch Antibiotika behandelbar, wenn die Diagnose genügend früh gestellt wird. In den letzten Jahren haben die Medien mehrmals über tödliche Fälle von bakteriellen Hirnhautentzündungen berichtet. Das Risiko einer Erkrankung bleibt aber gering. Die Schweizerische Kommission für Impffragen und das BAG empfehlen zur Zeit auch keine generelle Impfung ganzer Bevölkerungsgruppen, obwohl seit kurzem ein neuer Impfstoff auf dem Markt ist. Eine Impfung kann jedoch in speziellen Situationen empfohlen werden. Die Früherkennung der Krankheitssymptome und die rasche Reaktion darauf sind wichtig. Dies gilt auch nach einer Impfung, da diese nicht gegen alle Erreger der Hirnhautentündzung wirkt.
Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) kann durch Bakterien (v.a. Meningokokken, Pneumokokken und Hämophilus) oder durch Viren (z.B. Mumpsviren) verursacht werden. Todesfälle oder bleibende Schäden sind dabei möglich. Die Meningokokken verursachen nicht immer eine Entzündung der Hirnhäute, sondern oft auch eine schwere Blutinfektion. Deren Folgen können ebenso schlimm sein und zum Tod innert Stunden führen.
Die Früherkennung der Krankheit ist wichtig, aber nicht einfach, da die Symptome nicht bei jedem Patienten gleich und kaum je alle zusammen vorhanden sind. Zu den Symptomen gehören Fieber und oft Erbrechen, welche bei kleinen Kindern manchmal die einzigen Zeichen sind. Weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Hautausschlag, Muskelschmerzen, reduzierter Allgemeinzustand, Nackensteifigkeit, im weiteren Verlauf auch Bewusstseinstrübung und als absolutes Alarmzeichen punktförmige Blutungen in der Haut. Eltern sollten schon bei geringem Verdacht möglichst frühzeitig einen Arzt beiziehen, der je nach seiner Beurteilung des Krankheitsbilds eine Spitaleinweisung veranlassen wird.
Meningokokkeninfektionen treten vor allem bei Kleinkindern unter 5 Jahren auf, wobei die Kinder unter einem Jahr das höchste Risiko haben. Auch grössere Kinder und insbesondere Jugendliche haben im Vergleich zu Erwachsenen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Die Krankheit kommt das ganze Jahr vor, sie ist aber im Winter und Frühjahr gehäuft.
Bei den Meningokokken gibt es verschiedene Serogruppen ("Typen"). Seit 1995 wird in der Schweiz eine Zunahme der Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppe C beobachtet. Die Zunahme war allerdings im letzten Winter nur noch gering.
Gegen die Serogruppe C ist seit kurzem ein neuer Impfstoff auf dem Markt, der auch bei Kleinkindern wirksam ist. Die Erfahrungen mit diesem Impfstoff in England sind bisher gut. Gegen die Serogruppe B gibt es aber aus technischen Gründen weiterhin keinen Impfstoff.
Unter Berücksichtigung dieser Punkte und nach sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile haben die Schweizerische Kommission für Impffragen, eine breit abgestützte Expertengruppe, und das Bundesamt für Gesundheit entschieden, im jetzigen Zeitpunkt keine allgemeine Impfempfehlung gegen Meningokokken der Serogruppe C abzugeben. Die Gründe für diesen Entscheid waren:
- Das absolute Risiko ist weiterhin klein und zur Zeit nicht wesentlich im Zunehmen begriffen. Es ist möglich, dass das Risiko in den nächsten Jahren wieder abnimmt. Wenn die Situation stabil auf dem heutigen Niveau bleibt, beträgt das durchschnittliche Risiko eines Kindes 1:2'800 (0,04%), irgendwann in den ersten 10 Lebensjahren eine Erkrankung durch Meningokokken der Serogruppe C durchzumachen. Das Risiko, daran zu sterben und das Risiko eines bleibenden schweren Schadens betragen je ca. 1:24'000. Im Vergleich dazu verliert bis zum 16. Geburtstag ca. eines von 1'600 Kindern durch einen Strassenverkehrsunfall das Leben.
- Die Situation im Bezirk Gruyère, welche zu Beginn des Jahres zu einer umgehenden Impfaktion geführt hatte, war einmalig und konnte an keinem anderen Ort in der Schweiz beobachtet werden.
- Die neue Impfung ist zu 90-95% über mindestens einige wenige Jahre wirksam. Die längerfristige Wirksamkeit der Impfung ist jedoch noch nicht nachgewiesen, da erst wenige Jahre Erfahrung damit vorliegen. Damit ist auch noch nicht bekannt, ob zusätzliche Impfdosen bis zum 20. Lebensjahr notwendig sein werden, wenn das Risiko wesentlich reduziert werden soll.
- Meningokokken der Serogruppe B stellen ein etwa gleich hohes zusätzliches Risiko dar, das aber mit keiner Impfung reduziert werden kann.
- Das bisher bekannte Risiko einer Nebenwirkung der Impfung gegen die Serogruppe C scheint klein zu sein, ist aber nicht null.
- Eine gleichzeitige Verabreichung der Meningokokken-Impfung mit der Spritz-Impfung gegen Kinderlähmung kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden, da die Wirksamkeit eines solchen Vorgehens nicht erwiesen ist. Die Impfung von Kindern unter einem Jahr würde damit drei zusätzliche Konsultationen nötig machen. Dies könnte Eltern davon abhalten, ihr Kind gegen Krankheiten mit höherem Risiko eines schweren Schadens (z.B. Masern) impfen zu lassen. Eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C wird vom BAG nur in speziellen Situationen empfohlen (bei Reisen in bestimmte Entwicklungsländer oder für Personen mit Krankheiten des Immunsystems, sowie bei Auftreten von mehreren Krankheitsfällen in Krippen oder Schulen).
Wenn das BAG zusammen mit der Schweizerischen Kommission für Impffragen die Impfung nicht allgemein empfiehlt, so geschieht das in Anbetracht der erwähnten Punkte und in Abwägung der Risiken. Falls Eltern die erwähnten Risiken für ihre Kinder als zu gross erachten, kann aber eine Impfung durchaus verabreicht werden. Sie wird jedoch von den Krankenkassen nicht übernommen und kostet ca. 80 Fr. pro Dosis des Impfstoffs, zuzüglich Konsultationskosten. Kinder unter einem Jahr brauchen 3 Dosen, ältere Kinder eine Dosis. Das frühe Erkennen der Krankheitszeichen und die rasche Reaktion darauf ist jedoch immer wichtig, auch nach einer Impfung, da diese nie alle Erreger von Meningitis abdeckt.
Kontakt:
Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten
Jean-Louis Zurcher, Medien & Kommunikation BAG, Bern
Tel. +41 31 322 95 05