World Vision Schweiz und Liechtenstein
1 Jahr nach dem Tsunami Nachhaltige Hilfe erreicht Zehntausende von Menschen
(ots)Im ersten Jahr nach dem Tsunami hat World Vision gut 150 Millionen Franken für den Wiederaufbau in Südasien investiert. Zehntausende von Menschen haben dadurch trotz unersetzlicher Verluste eine neue Perspektive für ihr Leben erhalten.
Ein gewaltiger Tsunami wütete am 26. Dezember 2004 vor allem auf der indonesischen Insel Sumatra und in Sri Lanka. Doch auch in Indien und in Thailand starben Tausende von Menschen in den Wassermassen. Da World Vision schon zuvor in den betroffenen Ländern aktiv war, konnten die Hilfskräfte noch am Tag der Katastrophe reagieren und so Überlebenden rasche Unterstützung anbieten.
Über 13000 Familien erhalten ein neues Zuhause Als eine der grössten Organisationen in der Not- und Katastrophenhilfe hat World Vision insgesamt über 400 Millionen Franken Spenden für die Nothilfe und den Wiederaufbau zur Verfügung. Knapp die Hälfte davon wurde bereits investiert.
Ein erheblicher Teil der Spenden kommt dem Wiederaufbau von Häusern zu Gute. So wird World Vision im Tsunami-Gebiet total 13265 Häuser bauen. Dabei stehen bereits rund 6000 Häuser kurz vor der Vollendung, während über 100 neue Häuser den glücklichen Besitzern übergeben werden konnten. 39000 Menschen leben zudem gegenwärtig in Übergangswohnungen des Hilfswerkes.
Einsatz für die Kinder lohnt sich
Eine Spezialität von World Vision sind kinderfreundliche Zentren. In diesen Child Friendly Spaces werden Kinder tagsüber professionell betreut und lernen, mit Zeichnen, Spielen oder auch Einzelgesprächen ihre seelischen Wunden zu verarbeiten. Bis heute unterstützt World Vision in den vom Tsunami betroffenen Ländern mehr als 200 Kinderzentren sowie 18 Kinderorganisationen. Im Weiteren wurden 138 Kinderspielplätze eingerichtet. 134000 Kinder erhielten Schulmaterial oder Unterstützung für ihre Grundausbildung. Mit dem Bau von über 30 Schulen investiert World Vision zusätzlich in die Bildung der jungen Generation.
Flutopfer packen das Leben an
Wirtschaftliche Unterstützung ist eine klassische Hilfe zur Selbsthilfe, die für den nachhaltigen Wiederaufbau von zentraler Bedeutung ist. Unter anderem erhielten über 13500 Familien ein Fischerboot mit der entsprechenden Ausrüstung, damit diese ihren erlernten Beruf wieder ausüben können. Weitere 12000 Menschen konnten in Cash-for-Work-Programmen integriert und so tatkräftig beim Wiederaufbau mithelfen.
Voraussetzung für eine substantielle Verbesserung war ein rasches und wirksames Handeln unmittelbar nach dem Tsunami. Dazu gehörte auch die Verteilung von Nahrungsmitteln, die im ersten Jahr nach dem Tsunami 560000 Menschen erreicht hat.
Hilfe auf verschiedenen Ebenen
Auch in anderen Bereichen der Nothilfe konnte World Vision viel Leid lindern. In Indien wurden beispielsweise über 1000 Rollstühle an überlebende Flutopfer verteilt, während in Sri Lanka eine mobile Blutbank für über eine Million Menschen eingerichtet wurde. Als Massnahmen im sanitären Bereich wurden in Indonesien unter anderem 115 Badezimmer und Toiletten sowie 37 Wassertanks zur Verfügung gestellt.
2,4 Millionen Franken aus der Schweiz
World Vision Schweiz konnte dank grosszügigen Spenden 2,4 Millionen Franken für die Arbeit im Tsunami-Gebiet einsetzen. Der Betrag wird für sämtliche Bereiche der Nothilfe und des Wiederaufbaus investiert, vor allem aber für den Bau eines Schulhauses im srilankischen Distrikt Jaffna sowie für kinderfreundliche Zentren.
Wer ist World Vision?
World Vision leistet langfristige Entwicklungszusammenarbeit sowie Not- und Katastrophenhilfe. Dabei steht insbesondere das Wohl der Kinder im Vordergrund. World Vision ist ein christlich-humanitäres Hilfswerk und versteht sich als Brücke zwischen Menschen. Neben der Not- und Katastrophenhilfe in verschiedenen Krisengebieten dieser Welt finanziert World Vision Schweiz in 20 Ländern insgesamt 42 Regionale Entwicklungsprojekte und unterhält in 19 Ländern 29 Sonderprojekte.
Die Wunden sind noch nicht verheilt, aber die Hoffnung ist zurück
Im Tsunami-Gebiet gehört World Vision mit über 400 Millionen Franken Spendengeldern zu den grössten Hilfswerken. Allein aus der Schweiz kamen 2,4 Millionen Franken. Der Koordinator der World Vision- Projekte in Indien, Sri Lanka, Indonesien und Thailand ist der Schweizer Stefan Germann. Der 39-jährige Solothurner hat sein Büro in Singapur. Zu seinen Aufgaben gehören die Prüfung der Projektqualität, das Planen und Mitbestimmen der Strategie sowie die Ausbildung von nationalem Personal.
Stefan Germann, zwölf Monate sind seit der verheerenden Flutkatastrophe vergangen. Wie geht es den betroffenen Menschen in Südostasien heute?
Es freut mich zu sehen, dass die Menschen das Leben wieder anpacken. Überall wird gebaut, die Kinder haben ihr Lachen wieder gefunden und die Hoffnung ist zurückgekehrt nicht zuletzt wohl durch die beeindruckende internationale Solidarität. Die Wunden aber sind noch nicht verheilt. Dies dauert noch Jahrzehnte. Kürzlich habe ich in Banda Aceh ein Massengrab mit rund 50'000 Flutopfern besucht. Das sind mehr Menschen als die Stadt Thun Einwohner hat. Da wurde mir wieder schmerzhaft bewusst, welch einschneidendes Ereignis dieser Tsunami war.
World Vision ist dabei, Häuser für 13'000 Familien zu erstellen. Gerade dieser Bau von permanenten Häusern scheint allgemein schleppend voranzukommen. Stimmt dieser Eindruck?
Es war nie unser Ziel, innerhalb eines Jahres so viele Häuser wie möglich zu bauen. Uns liegt die Nachhaltigkeit am Herzen. Wir verfolgen einen partizipativen Ansatz. Das heisst, die Familien bauen ihre Häuser selbst wieder auf. Wir arbeiten mit Gruppen von jeweils 20 Familien zusammen. Diese mussten sich zuerst in der Landaufteilung wieder einig werden. Da gewisse Landstriche nicht mehr bebaubar sind, brauchte diese Phase einfach Zeit. Danach kam die Planung und nun stecken wir mitten im Bau von über 13'000 Häusern. Diese Schritte sind auch Teil der praktischen Trauerverarbeitung.
Gibt es weitere Gründe, weshalb immer noch Tausende von Menschen in temporären Unterkünften leben müssen?
Ja, vor allem einen. Man darf nicht vergessen, dass die hohe Anzahl von Opfern in den Tsunami-Gebieten dramatische demografische Veränderungen mit sich gebracht hat. Wenn zum Teil ein Drittel der Fachkräfte nicht mehr existiert, kann dies nicht einfach so kompensiert werden.
Für weitere Informationen: Amos Winteler Leiter Kommunikation World Vision Schweiz Kriesbachstrasse 30 8600 Dübendorf Tel G: 044 802 20 77 Mobile: 076 393 30 12