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"Which road to Europe" - Ausgezeichnetes "Writing for CEE" als Buch
Wien (ots)
Fünf Jahre Journalistenpreis von APA und Bank Austria UniCredit - Anthologie im Wieser-Verlag erschienen
"Which road to Europe": Der Name des Sammelbandes, der frisch im Klagenfurter Wieser-Verlag erschienen ist, kommt nicht von ungefähr. "Mein Land - Auf welchem Weg nach Europa" lautete der Titel des Siegerbeitrags 2006 beim Journalistenpreis "Writing for CEE", der alljährlich von der APA - Austria Presse Agentur und der Bank Austria UniCredit Group vergeben wird. Der Titel ist zugleich Inspiration und Programm: Es handelt sich um eine Anthologie von im Rahmen dieses Awards ausgezeichneten Texten.
Der seit 2004 verliehene und mit 5.000 Euro dotierte Preis will die journalistische Auseinandersetzung mit Fragen der europäischen Integration fördern. Die jüngste Ehrung wurde diese Woche der in Deutschland aufgewachsenen Griechin Anna Koktsidou für eine Radioreportage über Migrantenschicksale am Rande Europas zuteil. Prämiert werden Beiträge, die Europa und die EU unter besonderer Berücksichtigung Mittelosteuropas und Südosteuropas zum Thema haben, zur Überwindung von Grenzen und Vorurteilen beitragen und die kulturelle Vielfalt fördern.
Damit korrespondiert der Award auch mit spezifischen journalistischen Zielen der APA, die seit Jahren einen speziellen Fokus auf den CEE-Raum legt, wie Chefredakteur Michael Lang im Vorwort unterstreicht. Wobei allfällige Missverständnisse gleich zu Beginn ausgeräumt werden: "Wenn die Österreicher 'Zentraleuropa' sagen, hören unsere Nachbarn sehr oft 'Habsburger-Reich'. Ich möchte aber unterstreichen, dass das Konzept von 'Writing for CEE' völlig frei von solch einer überholten Nostalgie ist", skizziert APA-Außenpolitikchef Ambros Kindel den Anspruch der in Englisch gehaltenen Artikelsammlung, als deren Herausgeber er fungiert.
Der titelgebende Siegerbeitrag 2006 ist exemplarisch für den Geist, der durch die meisten Beiträge von "Writing for CEE" weht. In subtil-ironischer Weise beschreibt der 1948 in Prozor geborene bosnische Journalist Sefik Dautbegovic die Suche nach einem Weg von der bosnischen Hauptstadt Sarajevo nach Europa, in Richtung europäische Integration. Dieser Suche stehen aber Hindernisse entgegen, die in den eigentümlichen Nachkriegs-Gegebenheiten des Balkan-Lands begründet sind.
Als Redakteur der in Sarajevo erscheinenden Tageszeitung "Oslobodjenje" sind Dautbegovic die Eigenheiten der bosnischen Gesellschaft, die von der ethnisch-paritätischen Aufsplitterung in drei Volksgruppen - Bosniaken (Moslems), Serben und Kroaten - und einem entsprechend aufgeblähten Staats- und Verwaltungsapparat geprägt ist, höchst vertraut.
Die Partizipation von Journalisten aus CEE-Ländern ermöglicht aber nicht nur einen Blick in die dortigen Sicht- und "Schreibweisen", mitunter wird auch den Österreichern der Spiegel vorgehalten. 2005 erhielt die 1968 geborene Diana Ivanova den Preis für eine Geschichte über eine Frau aus ihrer Heimat, die in Wien in einem Restaurant arbeitet und dort nur "Frau Bulgarin" genannt wird.
Neben der Beobachtung, dass die "Westler" die Nachbarn aus dem Osten gerne zu Arbeitskräften degradieren, deren Eigennamen keine Bedeutung mehr haben, irritierte die Autorin auch der Umstand, dass der Eiserne Vorhang selbst fast 20 Jahre nach seinem Fall in den Köpfen weiterlebt. Viele Wiener waren noch nie in im 60 Kilometer entfernten Bratislava, stellte sie in ihrem Beitrag von 2005 verdutzt fest.
In den vergangenen Jahren dürfte sich daran trotz des neuen Schnellkatamarans "Twin City Liner" nicht viel geändert haben. "Österreich und die Slowakei sind durch die Donau getrennt (...), viele Leute in beiden Ländern müssen aber erst entdecken, dass sie durch mehr getrennt werden als durch den Fluss. Ihre Erinnerungen, ihre Vergangenheiten sind unterschiedlich. Kann es aber sein, dass diese Erinnerung aber auch ein Ansatzpunkt für Gemeinsamkeiten sein könnte?", fragt Ivanova dennoch.
Den Vorwurf des Desinteresses am Nachbarn von nebenan kann man Martin Leidenfrost indes nicht machen. Er lebt seit 2004 im slowakischen Grenzort Devínska Nová Ves, auf der - wie er sagt - "langsam vernarbenden Naht" des Eisernen Vorhangs. "Ich bin Österreicher und ich habe einen Kilometer nach Österreich, 30 Kilometer nach Ungarn, 50 in die Tschechische Republik", beschreibt der Autor seinen Wirkungskreis in einer Gegend, "die auf vier Staaten, vier Staatssprachen und Dutzende Ethnien verteilt ist".
Und doch liegt alles um die Ecke, wie Leidenfrost formuliert. Seine Lebensumwelt hat einige Namen bekommen, "Centrope" etwa. Doch kaum ein Bewohner empfindet "diesen von Grenzen zerfurchten Raum" als eine organische Region. Vielleicht wird es dafür auch noch Generationen brauchen, zu tief sitzen noch die unterschiedlichen Erfahrungen diverser Lebenswelten.
Lassen wir diesbezüglich noch einmal Diana Ivanova zu Wort kommen: "Vor einem Jahr traf ich Kinga, eine Ungarin aus Budapest, bei einem Seminar in Österreich. Sie sagte zu mir: 'Es ist einfach großartig, dass ich dir nicht alles erklären muss - Kommunismus, Demokratie. Es nimmt kein Ende, ich verschwende so viele Energie in Erklärungen. Du und ich können uns einfach unterhalten, ohne diese Erklärungen, und Du weißt genau, was ich meine...". Vielleicht hilft ja der neue Band dabei, den Kreis der Verständigen etwas zu erweitern. Möglichkeiten dazu finden sich darin noch genug...
S E R V I C E: APA - Austria Press Agency/Bank Austra - UniCredit Group: Which Road to Europe, edited by Ambros Kindel. Contributions to the Journalism Prize "Writing for CEE". Wieser-Verlag, Klagenfurt/Celovec 2008. 19,80 Euro. ISBN 978-3-85129-805-5
Rückfragehinweis:
APA - Austria Presse Agentur
Barbara Rauchwarter
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