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SFA: Cannabis und Alcopops: Das Rauscherlebnis ist im Trend
Lausanne (ots)
Ergebnisse der fünften schweizerischen Schülerbefragung
Die Schüler und Schülerinnen im Alter von 11 bis 16 Jahren konsumieren weit mehr Alcopops und Spirituosen als noch vor vier Jahren. Bei den 15/16-Jährigen ist das Rauschtrinken zunehmend im Trend und die Zahl der Jugendlichen, die kiffen, hat sich deutlich erhöht. Das zeigt die aktuelle Schülerbefragung der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenproblem (SFA), die alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft der WHO durchgeführt wird. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich: Die Prävention steht vor grossen Herausforderungen.
Im Jahr 2002 führte die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Kantone zum fünften Mal seit 1986 die repräsentative Schülerbefragung durch. Ziel dieser Untersuchung ist es, den Konsum von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Tabak und illegalen Drogen sowie das allgemeine Gesundheitsverhalten der Schüler und Schülerinnen in der Schweiz zu beschreiben. Die Befragung der Heranwachsenden ist anonym und wird unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 36 Ländern durchgeführt.
Die Ergebnisse der aktuellen Befragung zeigen, dass der Drogenkonsum der Jugendlichen seit Beginn der Untersuchung 1986 deutlich zugenommen hat: Es wird häufiger Alkohol konsumiert, die Trunkenheitserlebnisse mehren sich und der Konsum von Cannabis, Ecstasy und Kokain ist angestiegen. Einzig der Tabakkonsum ist in etwa konstant geblieben. Bei den einzelnen Substanzen stellt sich die Situation wie folgt dar:
Tabakkonsum: Auf hohem Niveau eingependelt
Nach einem Höhepunkt im Jahre 1998 hat sich der Anteil der regelmässig Rauchenden auf hohem Niveau eingependelt. Heute raucht von den 15/16-Jährigen in der Schweiz ein Viertel regelmässig, das heisst mindestens einmal pro Woche. Mehr als jeder sechste Jugendliche dieser Altersgruppe raucht täglich. Diese Zahl hat sich über die verschiedenen Untersuchungsjahre kaum verändert und liegt bei zirka 20 000 Jugendlichen. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe raucht, weil sie es nicht schafft, von der Zigarette loszukommen. Das Risiko, auch als Erwachsene täglich zu rauchen, ist in dieser Gruppe 38-mal grösser als bei Jugendlichen, die gelegentlich oder gar nicht rauchen.
Alkohol: Mehr Alcopops, Spirituosen und Trunkenheit
Der wöchentliche Alkoholkonsum ist im Jahre 2002 im Vergleich zu den Vorjahren sehr stark angestiegen: Rund 40 Prozent der 15/16-jährigen Jungen und rund 26 Prozent der Mädchen trinken mindestens einmal pro Woche etwas Alkoholisches. Bei den Schülerinnen dieser Altersgruppe sind Alcopops das neue Lieblingsgetränk, die Jungen trinken noch immer am liebsten Bier. Aber nicht nur Alcopops und Bier fliessen bei den Jugendlichen reichlicher, auch der Spirituosenkonsum nimmt stetig zu. Es gibt ausreichend Belege dafür, dass Jugendliche Spirituosen vermehrt dazu benutzen sich zu betrinken. Die Zahl der berichteten Alkoholräusche ist bei den Jugendlichen über die Untersuchungsjahre deutlich angestiegen. Knapp 60 000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 16 Jahren sind mindestens zweimal in ihrem Leben leicht oder sehr betrunken gewesen. Verglichen mit der Gesamtzahl der Jugendlichen in dieser Altersgruppe (417'000) ist diese Zahl besorgniserregend, da es sich zweifellos um ein Risikoverhalten handelt, das zu negativen Auswirkungen wie Unfällen, Gewalt- und Delinquenzsituationen führen kann.
Cannabis: Die Gruppe der häufig Kiffenden hat sich deutlich vergrössert
Haschisch und Marihuana werden weit häufiger konsumiert als irgendeine andere illegale Droge. In der aktuellen Befragung haben rund 50 Prozent der Schüler und rund 40 Prozent der Schülerinnen im Alter von 15/16 Jahren angegeben, Cannabis mindestens einmal im Leben probiert zu haben. Diese Zahlen sind seit 1986 fast kontinuierlich angestiegen. Die Gruppe derer, die in den zwölf Monaten vor der Befragung mehrmals gekifft haben, hat sich zwischen 1998 und 2002 um 6,5 Prozent signifikant erhöht. Mehr als 11 000 Jugendliche im Alter von 15/16 Jahren haben im Jahr vor der Befragung 40-mal oder häufiger Cannabis konsumiert. Diese Konsummengen sind problematisch, insbesondere dann, wenn die Droge eingesetzt wird um Probleme zu bewältigen oder sich abzulenken.
Ecstasy und Kokain: Konsum ist gestiegen
Der Ecstasykonsum hat bei den 15/16-Jährigen im Jahr 2002 gegenüber 1994 signifikant zugenommen, nämlich von 1,8 auf 3,3 Prozent. Auch der Kokainkonsum ist im Jahr 2002 mit Konsumraten von 3,4 Prozent bei den Schülern und 1,7 Prozent bei den Schülerinnen dieser Altersgruppe angestiegen. Halluzinogene Pilze haben 4,7 Prozent der Jugendlichen schon probiert. Die Trendentwicklungen bei illegalen Drogen wie Ecstasy, Kokain, Heroin, LSD zu prüfen ist allerdings schwierig, da aus statistischer Sicht die Konsumzahlen so gering sind, dass sich Schlüsse nur mit Vorsicht ziehen lassen.
Die Prävention muss verstärkt werden
In Anbetracht des steigenden Drogenkonsums von Jugendlichen ist für die SFA klar, dass die Prävention verstärkt werden muss. Massnahmen auf der individuellen Ebene wie beispielsweise Information und Aufklärung sollten dabei noch stärker mit gesellschaftlichen Ansätzen wie Jugendschutz, klaren Regeln, Zugangs- und Werbebeschränkungen verknüpft werden. Besonders wichtig sind auch Hilfsangebote für jugendliche Risikogruppen.
Da der zunehmende Cannabiskonsum Jugendlicher besonders Lehrpersonen und Eltern oft verunsichert, gibt die SFA die Broschüre "Cannabis richtig einschätzen" mit den zur Zeit wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Cannabiskonsum heraus.
Kontakt:
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