Soirée Jean Starobinski in der Schweizerischen Landesbibliothek
Bern (ots)
Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) der Schweizerischen Landesbibliothek organisiert am 10. November 2005 vom 17.30 bis 20 Uhr eine Veranstaltung zu Ehren von Jean Starobinski. Der Anlass ist die Erwerbung des Starobinski-Archivs durch das SLA.
Jean Starobinski und Jean-Claude Bonnet sprechen bei dieser Gelegenheit über die Oper, die Stimme und Les Enchanteresses (Die Zauberinnen), das letzte Buch von Jean Starobinski, das in den Editions du Seuil erschienen ist. Mona Somm, Mezzosopran trägt Zauberarien und Zauberlieder vor; am Klavier begleitet wird sie von Georges Starobinski. Eine kleine Ausstellung zeigt einige Dokumente aus dem Archiv von Jean Starobinski. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist nur nach Voranmeldung möglich (tél. 031 322 89 11)
Starobinskis Archiv enthält alle Dokumente, die er als Schriftsteller, Literaturkritiker, Ideen- und Medizinhistoriker, Professor und Forscher produziert hat. Das Ensemble enthält die Manuskripte der Werke sowie die Korrespondenz mit tausenden von Briefen von Schriftstellern, Kritikern, Philosophen, Professoren, Musikern, Künstlern, Freunden usw. Ebenfalls finden sich darin persönliche Dokumente wie Identitätspapiere, Erinnerungsstücke von Schülern, Familiendokumente, Vorlesungsnotizen, Literaturpreise und Ehrendokotorate, Fotografien, Audio- und Videoaufzeichnungen. Das Archiv Starobinski ist eines der umfangreichsten, die im SLA aufbewahrt werden.
Jean Starobinski hat an der Universität gleichzeitig Geisteswissenschaften und Medizin studiert. Während einiger Jahre war er Assistenzarzt, zunächst in der inneren Medizin, anschliessend in der Psychiatrie. Nach der Veröffentlichung seines Buchs Jean- Jacques Rousseau : la transparence et l'obstacle (1958), betraute ihn die Universität Genf mit Lehraufträgen für Ideengeschichte und französische Literatur. An der Ideengeschichte interessierte in besonders die Geschichte der Psychiatrie. In Büchern wie Montesquieu (1953, neue, erweiterte Ausgabe 1994), L'Oeil vivant (1960, neue, erweiterte Ausgabe 1999), La Relation critique (1970), Trois fureurs (1974), Montaigne en mouvement (1982), Le Remède dans le mal (1989), hat Jean Starobinski eine Textkritik entwickelt, die sich nah am Text bewegt und die fundamentalen Aspekte der literarischen Erfahrung aufmerksam beobachtet. Den Beziehungen zwischen Literatur und bildender Kunst hat er sich in L'Invention de la Liberté (1964), 1789 : Les Emblèmes de la raison (1973), Portrait de l'artiste en saltimbanque (1970), Largesse (1994) zugewendet. Über einige grosse Themen Gebrauch und Bedeutung der Masken, das grosszügige Schenken, die Melancholie hat er einen generellen komparativen Ansatz entwickelt, der sich weigert, Theorie und Beweis zu trennen. Jean Starobinski ist assoziiertes Mitglied verschiedener Institutionen : Institut de France, American Academy of Arts and Sciences, British Academy, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Accademia dei Lincei, Accademia delle Scienze di Torino. 1984 hat er den Prix Balzan bekommen. Unter den neuesten Auszeichnungen gilt es zu erwähnen: den Prix National de lÉcrit, den Grand Prix de la Francophonie der Académie Française, den Prix Grinzane-Cavour, den Premio Nuova Antologia, sowie den Karl Jaspers- Preis der Universtität und der Stadt Heidelberg. (Die Biographie wurde von den Éditions du Seuil zur Verfügung gestellt.)
_____________________________________________________________________ ____ Weitere Informationen für die Medien: www.snl.ch/medienraum Stéphanie Cudré-Mauroux, Konservatorin im Schweizerischen Literaturarchiv Tel. 031 323 23 55 stephanie.cudre-mauroux@slb.admin.ch