KPMG-Umfrage - Basel-II-Abkommen: Banken im Rückstand
Zürich (ots)
Die Hälfte noch immer mit Vorstudien oder Abklärungen beschäftigt
Während die Inkraftsetzung des Basel-Abkommens im Jahr 2007 unweigerlich näher rückt und die Banken aufgefordert sind, ihre Systeme und Daten frühzeitig den Basler Bestimmungen anzupassen, hat eine von KPMG durchgeführte Globalstudie über 294 Finanzinstitutionen in 38 Ländern ergeben, dass zahlreiche Banken mit ihren Projekten im Rückstand sind; rund die Hälfte davon ist noch immer mit Vorstudien oder Abklärungen beschäftigt.
Rund 10 Prozent der Banken stellen ihre Basel-Teams gerade erst zusammen - im Raum Asien/Pazifik steigt dieser Anteil auf 22 Prozent. Nur acht Prozent der Banken haben die Test- und Validierungsphase ihrer Kreditrisiko-Projekte erreicht (allerdings beträgt dieser Anteil in Nord- und Südamerika 15 Prozent). Dennoch ist die Prüfung und Validierung eine der wichtigsten Phasen des Projektes überhaupt, zumal sie oft nur unter Schwierigkeiten beendet werden kann. Deshalb sind die Banken gefordert, dieses Stadium demnächst zu erreichen, zumindest, was ihre wichtigsten Portfolios anbetrifft - doch für eine grosse Zahl von Banken erscheint dies heute unrealistisch.
Obwohl viele Banken mit ihrem Basel-Projekt nur mühsam vorankommen, sind sie sich über die Vorteile einig, welche die Implementierung der Basel-Anforderungen bringen wird. Am häufigsten genannt wird dabei ein verbessertes Kreditratingsystem, gefolgt von einem besseren Management der operativen Risiken. Die Aussicht auf einen geringeren Kapitalbedarf wurde erst an vierter Stelle genannt.
Jorg Hashagen, bei KPMG Leiter der Global Basel Practice, meinte dazu: "Es ist bedenklich, dass sich die Basel-Programme vieler Banken noch im Frühstadium befinden. Obwohl das Datum der Inkraftsetzung noch drei Jahre entfernt liegt, müssen die Banken diesbezüglich unbedingt Fortschritte erzielen. Viele bekunden jedoch Mühe mit der Anpassung, nicht nur im Raum Asien/Pazifik.
"Gleichzeitig stimmt es zuversichtlich, dass ein breiter Konsens über die Vorteile des Basel-Abkommens besteht, insbesondere in Bezug auf ein verbessertes Kreditrating und die damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die ganze Branche. Je weiter die Banken in der Vorbereitung von Basel II sind, desto weniger scheint ein geringerer Kapitalbedarf im Vordergrund des Interesses zu stehen. Man ist sich mittlerweile bewusst, dass es bei Basel II weniger um eine Reduktion des vorgeschriebenen Kapitals als vielmehr um eine intelligentere Führung des gesamten Geschäfts geht."
Methoden
Im Allgemeinen sind die Programme der Banken bei den Kreditrisiken weiter fortgeschritten als bei den operativen Risiken. Während 46 Prozent der Banken beim Kreditrisiko mindestens die Phase der Systemmodellierung erreicht haben, trifft dies beim operativen Risiko nur für 33 Prozent zu.
Im Allgemeinen verfolgen die Banken beim Kreditrisiko einen fortschrittlicheren Ansatz als beim operativen Risiko - über ein Viertel sieht beim Kreditrisiko den modernsten Ansatz vor, während dieser Anteil beim operativen Risiko nur 11 Prozent beträgt. Generell ist festzustellen, dass europäische Banken das Basel-Abkommen fortschrittlicher angehen, während man sich in Asien/Pazifik eher auf die Grundlagen beschränkt. In Nord- und Lateinamerika zeigt sich bei den Banken eine deutliche Polarisierung zwischen elementaren und fortschrittlichen Ansätzen.
Vorteile
Die KPMG-Studie hat ergeben, dass die Basel-Anforderungen im Allgemeinen positiv bewertet werden: 77 Prozent der Antwortenden stimmten darin überein, dass Basel eine bessere Grundlage für zukünftige Entwicklungen im Risikomanagement schaffen würde, und über zwei Drittel befanden, dass die Kreditportfolio-Analyse vereinfacht würde. Eine deutliche Mehrheit war der Ansicht, dass die Verfahren sowohl beim Kreditrisiko als auch beim operativen Risiko allgemein verbessert würden.
Dagegen war nur ein relativ kleiner Anteil (41 Prozent) der Ansicht, dass zwischen Basel und den IFRS (International Financial Reporting Standards) mögliche Synergien genutzt werden könnten.
Hindernisse
Die Kosten der Erfüllung der Basel-Bestimmungen wurden als grösstes Hindernis angesehen - kaum überraschend angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der Antwortenden ein "Basel-Budget" von weniger als USD 1 Million angaben. Bei einer Handvoll Banken dagegen betrug das Budget über USD 40 Millionen.
Oft genannte Einwände betrafen zudem Zeitmangel, mangelhafte Daten für operative Verluste, fehlende Flexibilität der bestehenden IT-Systeme (besonders in Europa ein Problem) sowie, insbesondere in der Region Asien/Pazifik, fehlendes fachliches Know-how zum Basel-Abkommen.
Die Studie wurde zwischen Oktober und November 2003 durchgeführt und betraf 294 Institutionen in 38 Ländern. Darunter waren Retail-Banken, Investmentbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen, Bausparkassen, Privatbanken, Wertpapierfirmen und Universalbanken.
Die vollständigen Ergebnisse können bestellt werden unter kpmgmedia@kpmg.ch.
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