Kunsthaus Zürich erhält "Kreuztragender Christus" (um 1515) von Bartolomeo Montagna
Zürich (ots)
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Das Kunsthaus Zürich erhält von der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde das Gemälde "Kreuztragender Christus" (um 1515) von Bartolomeo Montagna (Vincenza um 1450 - 1523), ein Werk, das wichtige mittelalterliche Traditionen zusammenfasst und in der Sammlung des Kunsthauses die spätgotischen Tafeln und die Spätphase der italienischen Barockmalerei hervorragend verbindet. Das Kunsthaus Zürich besitzt in seiner 3'800 Gemälde und Skulpturen umfassenden Sammlung eine herausragende Gruppe spätgotischer Tafeln. Seit den achtziger Jahren ist dank der Stiftung Koetser auch die italienische Barockmalerei gut vertreten. Mit dem eindrücklichen Gemälde "Kreuztragender Christus", das wichtige mittelalterliche Traditionen zusammenfasst, kann nun auch deren Grundlegung in der Hochrenaissance erlebt werden.
DER KÜNSTLER
Bartolomeo Montagna wurde um 1450 in Vicenza geboren, wo er als der führende Meister wirkte und 1523 starb. Er gehört wie Cima da Conegliano oder Vittore Carpaccio zur Generation nach Andrea Mantegna und Giovanni Bellini, bei dem er von 1467 bis 1473 in Venedig arbeitete. Bei ihm lernte er die harmonisch kühle Farbigkeit, die Dichte des atmosphärischen Lichtes und die meditative Tiefe des psychologischen Ausdrucks, während die skulpturale Kraft der Formen eher an Mantegna erinnert.
DAS WERK
Kurz bevor Montagna den "Kreuztragenden Christus" schuf, war er in Verona und Padua tätig, wo er erneut mit Mantegnas Hauptwerken konfrontiert wurde. Hier aber begegnete er auch frühen Arbeiten einer neuen Generation: den Fresken von Tizian im Santo. Diese Erfahrungen liess die Entwicklung zur Hochrenaissance reifen: das Märchenhafte des Quattrocento weicht einem neuen Menschenbild von fordernder Präsenz und strenger Monumentalität. Eine neue Auffassung der Persönlichkeit kommt zum Ausdruck, die in der abendländischen Kunst bis ins 19. Jahrhundert verbindlich blieb. Das Thema des kreuztragenden Christus eignet sich in besonderer Weise, diese Epochenschwelle zu repräsentieren. Es vergegenwärtigt am intensivsten die im Zentrum der damaligen Frömmigkeit stehende Imitatio Christi: Jesus fordert den Betrachter direkt auf, ihm in der Passion zu folgen. Die Interpretation von Montagna ist gegenüber dem Prototyp Bellinis in der Umkehrung der Figur Christi dynamischer und damit moderner: weniger die passive Versenkung in das Leiden Christi, als die aktive Nachfolge wird betont.
BRÜCKE ZUR MODERNEN KUNST
Besonders interessant im Hinblick auf die moderne Kunst ist neben der geometrischen Strenge der Gestaltung die Betonung der Bildfläche durch das Kreuz. Das Holz fällt illusionistisch mit dem an der Wand hängenden Bildträger zusammen und verknüpft so den Bildraum mit Christus mit dem realen Raum des Betrachters. Dieser Effekt hat hier in der Identifikation des Frommen mit Jesu einen spezifischen Sinn. Zugleich aber demonstriert er eine ästhetische Reflexion über die Realität des Bildes als solches, wie sie seit dem Kubismus in den Überlegungen der Künstler wieder eine grosse Rolle spielt.
BEDEUTUNG FÜR DIE KUNSTHAUS-SAMMLUNG
Das Gemälde ist nicht nur durch seine starke ästhetische und psychologische Ausstrahlung, sondern auch durch seine vielfältigen geistesgeschichtlichen und kunsthistorischen Bezüge eine ausserordentliche Bereicherung für die eigene Sammlung. Das Kunsthaus Zürich verdankt dies einmal mehr der Grosszügigkeit seines Fördervereins - der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde. "Kreuztragender Christus" kann ab sofort im ersten Obergeschoss in Augenschein genommen werden.
Kontakt:
Kristin Steiner
Presse und Kommunikation
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