ezv: Sinkende Importe und stagnierende Exporte im Oktober 2002
Bern (ots)
22. Nov 2002 (EZV) Während im Oktober 2002 die Importe etwas stärker abnahmen als im bisherigen Jahresverlauf, stagnierten die Exporte nominal bzw. stiegen real leicht. Bei den Einfuhren sanken namentlich die Energieträger sowie die Rohstoffe und Halbfabrikate deutlich. Exportseitig geriet der Konsumgüterversand erstmals seit langem ins Stocken. Die Preise der ein- und der ausgeführten Waren gingen in ähnlichem Ausmass zurück. Die Handelsbilanz schloss mit einem markanten Überschuss von fast 1,3 Mia Franken, was der höchste je erzielte Aktivsaldo auf Monatsbasis darstellt.
Tabelle unter: http://www.zoll.admin.ch/d/aussen/presse/10_02_d.pdf
Im Zeitraum Januar - Oktober 2002 stand der schweizerische Aussenhandel im Zeichen der Schwäche. Mit - 6,1 % nominal und - 2,7 % real traf der Abschwung die Importe wesentlich stärker als die Exporte, die um 1,4 bzw. 0,6 % sanken. In beiden Verkehrsrichtungen zeigten nur die Konsumgüter (Arzneiwaren) eine positive Entwicklung. Die Einfuhren von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie Energieträgern und Investitionsgütern verminderten sich wertmässig zwischen einem Zehntel und einem Fünftel. Bei den Ausfuhren registrierten die Investitionsgüter die höchste Abnahme. Gebietsbezogen wies einzig der Warenverkehr mit den Transformationsländern eine Erhöhung auf. Exportseitig konnten ausserdem in den erdölfördernden Entwicklungsländern mehr Güter abgesetzt werden. Die Preise der eingeführten Waren (- 3,5 %) sanken mit einer viermal so hohen Rate wie jene der Exportgüter. In der Handelsbilanz kumulierte sich der Überschuss auf 5,5 Mia Franken (Vorjahr: + 393,6 Mio Fr.). Nach Total 2 betrug der Aktivsaldo 5,0 Mia Franken, nachdem im Vorjahr aufgrund massiver Palladiumimporte aus Russland ein Defizit von 4,4 Mia Franken resultiert hatte.
Anhaltende Talfahrt der Importe Mit einem Rückgang um 7,7 % nominal und 6,7 % real gingen die Importe im Oktober 2002 wertmässig leicht, dem Volumen nach aber deutlich stärker zurück als im bisherigen Jahresverlauf. Zugleich setzte sich die in den drei letzten Monaten registrierte Verlangsamung beim Preisrückgang fort.
Tabelle unter: http://www.zoll.admin.ch/d/aussen/presse/10_02_d.pdf
Sämtliche Verwendungszweckgruppen wiesen nominal und real einen Nachfragerückgang aus. Am deutlichsten verringerten sich die Importe von Energieträgern, namentlich jene von Diesel- und Heizöl. Um einen Zehntel sanken die wertmässigen Lieferungen von Rohstoffen und Halbfabrikaten, was zu einem wesentlichen Teil von den um mehr als einen Fünftel tieferen Einfuhren im Bereich der Chemikalien herrührte. Im Durchschnitt der Gesamteinfuhr gingen die Investitionsgüterimporte zurück. Hier traf die Abnahme zwar eine breite Güterpalette, besonders kräftig sanken jedoch die Bezüge von Software, Luftfahrzeugen sowie Übermittlungsapparaten und - installationen. Dagegen verzeichneten die Einfuhren von Bau- und Landmaschinen sowie Spital- und Praxiseinrichtungen einen Anstieg. Im Konsumgüterbereich verminderten sich die Importe von dauerhaften Gütern stärker als jene von nichtdauerhaften. Zu Letzteren gehörten namentlich die Genussmittel (Getränke und Tabak) sowie die Arzneiwaren. Im dauerhaften Segment waren neben den Bijouterie- und Juwelierwaren auch Personenautos (Wert: - 10,1 %; Stück: - 8,9 %) sowie Haushaltgegenstände deutlich weniger gefragt. Praktisch auf dem Vorjahresniveau verharrten die Einfuhren von Unterhaltungselektronik und Wohnungseinrichtungen.
Exporte am Wendepunkt ? Im Oktober 2002 stagnierten die Exporte wertmässig, real nahmen sie indes um 1,7 % zu. Damit wiesen sie im dritten aufeinander folgenden Monat volumenmässig einen moderaten Anstieg auf. Die Verbesserung rührte von den Zwischenprodukten und Investitionsgütern her. Die Preise der Exportgüter bildeten sich erneut zurück - wenn auch gegenüber den drei Vormonaten leicht verlangsamt.
Tabelle unter: http://www.zoll.admin.ch/d/aussen/presse/10_02_d.pdf
Die Entwicklung der einzelnen Branchen verlief weniger gegensätzlich als in den Vormonaten. Zudem verzeichnete die Mehrheit von ihnen ein Absatzplus oder zumindest eine "schwarze Null". Nominal und real den höchsten Anstieg wies der Versand von Präzisionsinstrumenten auf. Es folgten die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Tabakfabrikate), die Kunststoffindustrie sowie die Chemische Industrie. Letztere erzielte namentlich im Bereich Roh- und Grundstoffe eine kräftige Zunahme, dagegen verlangsamte sich das Wachstum in der umsatzträchtigen Pharmasparte sichtlich. Dazu musste im agrochemischen Bereich ein markanter Absatzeinbruch hingenommen werden. Das Auslandgeschäft der Uhrenindustrie stagnierte. Dasselbe traf für die Lieferungen der Metallindustrie zu, die real aber zulegten. Trotz Umsatzrückgang konnte die seit längerem arg gebeutelte Maschinen- und Elektronikindustrie für einmal in mehreren Sparten ein Absatzplus ausweisen. Zu diesen gehören neben den Kraftmaschinen die Bereiche Wärme- und Kältetechnik, Textilmaschinen sowie Maschinen für die Papier- und Grafische Industrie. Dagegen lagen die Ausfuhren von Büromaschinen, Telekommunikation und Metallbearbeitungsmaschinen weiterhin tief in der Minuszone. Die Exporte der Papier- und Grafischen Industrie nahmen nominal ab, real indes zu, während die Textilindustrie ihren Vorjahresumsatz wert- und volumenmässig unterschritt.
Handelsbilanz mit Rekordüberschuss Im Oktober 2002 führte die Schweiz aus allen Wirtschaftsräumen weniger ein. Wertmässig am deutlichsten gingen die Importe aus den Entwicklungsländern zurück. Während die Bezüge aus der OPEC um insgesamt drei Zehntel sanken, beruhte der markante Rückgang bei den Nichtölförderstaaten fast ausschliesslich auf den Mindereinfuhren aus Puerto Rico (immunologische Produkte). Um rund einen Fünftel nahmen die Importe aus den Schwellenländern ab, wobei der amerikanische Raum insgesamt stärker betroffen war als der südostasiatische. Die Einfuhren aus den Industriestaaten sanken unterdurchschnittlich. Während die Bezüge aus der EU (- 6,0 %) und Japan (- 23,7 %) rückläufig waren, weiteten sich jene aus den USA um rund einen Achtel aus. Bei Ersteren verringerten sich namentlich die Zufuhren aus Irland und dem Vereinigten Königreich massiv, wogegen jene aus Österreich kräftig zulegten. Dieser auffällige Importverlauf mit den drei genannten Ländern rührte von der Entwicklung im Bereich Chemikalien her. Vergleichsweise schwach sanken die Bezüge aus den Transformationsländern. Hier standen deutlichen Mindereinfuhren aus Russland kräftig gestiegene Lieferungen aus Polen und Tschechien gegenüber.
Die Exporte nach den einzelnen Wirtschaftsräumen entwickelten sich gegensätzlich. Einen Rückgang verzeichneten die Ausfuhren nach dem wichtigsten Absatzgebiet, den Industrie- ländern, sowie jene nach den Entwicklungsländern. Bei Ersteren bildeten sich die Ausfuhren nach der EU insgesamt zurück. Während die Lieferungen nach den grösseren Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sanken, stiegen die Exporte nach Österreich und Spanien deutlich. Positiv entwickelten sich auch die Verkäufe nach Kanada und Japan, die gleich in zweistelliger Höhe zulegten; der Absatz in den USA stagnierte hingegen. Die Exporte nach den Schwellenländern nahmen nur minimal zu. Der Anstieg basierte dabei auf den Mehrausfuhren nach der Türkei (+ 30,6 %), Hongkong, Thailand und Brasilien. Um insgesamt fast einen Fünftel weiteten sich die Lieferungen nach den Transformationsländern aus. Hier stützte sich das Verkaufsplus hauptsächlich auf die gleich um zwei Drittel gestiegenen Ausfuhren nach China (2 Verkehrsflugzeuge). Aber auch der Versand nach Zentraleuropa wuchs deutlich. Mit einem Überschuss von 1'266,1 Mio Franken verzeichnete die Handelsbilanz im Oktober 2002 den höchsten je registrierten Aktivsaldo auf Monatsbasis. Die markante Erhöhung des Überschusses gegenüber der Vorjahresperiode rührte vor allem von der Halbierung des Defizits mit den Industrieländern her. Zugleich weitete sich der Überschuss mit den übrigen Wirtschaftsräumen aus, besonders deutlich jener mit den Transformations- und den Entwicklungsländern. Nach Total 2 resultierte ein praktisch gleich hoher Aktivsaldo (1,3 Mia Fr.; Vorjahr: 268,7 Mio Fr.). Ergebnisse nach Total 2
Tabelle unter: http://www.zoll.admin.ch/d/aussen/presse/10_02_d.pdf
Für weitere Auskünfte: EIDGENÖSSISCHE ZOLLVERWALTUNG Jean-Claude Wagnon Sektion Statistik +41 (0) 31 322 66 30 FAX +41 (0) 31 323 39 27 http://www.zoll.admin.ch
Bern, 22. November 2002 Begriffserläuterungen:
Total 1: Ergebnisse ohne den Aussenhandel mit Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen sowie Kunstgegenständen und Antiquitäten.
Total 2: Ergebnisse inklusive Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten.
Terms of trade: Verhältnis von Export- zu Importpreisen. nominal: Wert zu laufenden Preisen. Mittelwertindex: Preisentwicklung gemessen an den aussenhandelsstatistischen Durchschnittswerten. real: Wert zu konstanten Preisen. Handelsbilanzsaldo: Exportwert minus Importwert. Arbeitstagbereinigt: Effektive Veränderung bei gleicher Anzahl Arbeitstage (gegenüber Vorjahresmonat).
Eidgenössische Zollverwaltung EZV Oberzolldirektion Monbijoustrasse 40 CH-3003 Bern http://www.zoll.admin.ch