ASTAG Schweiz. Nutzfahrzeugverband
ASTAG: Reservationen bringens nicht
Bern (ots)
Reservationen für den alpenquerenden Schwerverkehr sind kein taugliches Mittel. Sie erhöhen weder die Verkehrssicherheit noch tragen sie zur Verlagerung des alpenquerenden, grenzüberschreitenden Güterverkehrs auf die Schiene bei.
Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG stellt zunächst fest, dass weder die leitstungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA noch die Intensivierung der Schwerverkehrskontrollen ihr Hauptziel erreicht haben. Die Verlagerung des alpenquerenden Gütertransits auf die Schiene hat nicht stattgefunden. Der Verband bedauert dies, steht er doch hinter dem verfassungsmässigen Verlagerungsauftrag, der sich allerdings - und das muss einmal mehr betont werden - nur auf den grenzüberschreitenden Alpentransit bezieht.
Erfreulicher sind die Erfahrungen mit dem "Tropfenzähler". Eine abschliessende Bilanz über dieses System zu ziehen, ist indessen verfrüht. Die aktuellen Lastwagenfahrten am Gotthard liegen über 20 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2000, was vor allem auf die konjunkturelle Flaute zurückzuführen ist. Der "Tropfenzähler" hat sich also unter Vollast noch nicht bewährt.
Als zweckmässig hat sich der priorisierte S-Verkehr für den schweizerischen Binnentransport erwiesen, der zwar eine Notlösung darstellt, aber die Anbindung des Tessin einigermassen sicherstellt. Dank dem S-Verkehr besteht heute eine relativ stabile Lage. Ohne zwingenden Grund sollten keine neuen Systemänderungen eingeführt werden, die das bisher Erreichte gefährden. Auch der missglückte Versuch der Verkehrsverlagerung ist kein Grund, neue Mittel auszuprobieren, die faktisch nichts bringen - erst recht nicht mit grossem Aufwand und enormen Kosten für die Allgemeinheit.
Das heute vorgestellte Konzept der Reservationen verspricht als solches keine Steigerung der Verkehrssicherheit. Einzig die geplanten Schwerverkehrshöfe könnten endlich das Sicherheitsproblem der auf der Autobahn abgestellten Lastwagen lösen. Sie müssen allerdings so ausgestaltet sein, dass sie den Fahrern echte Erholung bieten. Im Grundsatz entsprechen Schwerverkehrshöfe dem wiederholten Postulat der ASTAG nach Ausstellplätzen entlang, aber nicht auf der Autobahn.
Ein Reservationssystem - noch dazu eine sogenannte Aufpfropfung auf den "Tropfenzähler" - ist kein taugliches Instrument und gar nicht nötig. Auf keinen Fall darf die Kapazität der bestehenden Routen mittels Reservationssystem oder anderen Massnahmen künstlich beschränkt oder politisch motiviert geregelt werden. Ebenso unakzeptabel wäre es, das Reservationssystem als Türöffner für eine Transitbörse einzuführen, welche die begehrten Durchfahrten gegen Höchstgebot versteigern und damit eine weitere fiskalische Schikane darstellen würde. Zudem wäre es ein kleiner, aber einschneidender Schritt, das heute als fakultativ vorgestellte Reservationssystem zum Obligatorium zu erheben.
Die Lösung der anstehenden Probleme liegt vielmehr darin, die Schienen- und Strasseninfrastruktur bedarfsgerecht auszubauen. Dazu gehört auch die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels, die unbestritten dem privaten Personenverkehr zu Gute kommt, der 80 Prozent des Aufkommens auf dieser Strecke ausmacht. Bei den Bahnen genügt der Ausbau der Infrastruktur alleine nicht. Es muss ihnen gelingen, attraktive Transporte anzubieten, die im Markt als echte Alternative gegenüber der Strasse bestehen können.
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