Weltreise - und die Nachbarn giessen die Blumen
Bremen (ots)
Die Nachbarn bekommen die Haustürschlüssel eigentlich nur zum gewohnten Blumen giessen oder Briefkasten leeren, wünschen dieses Mal aber eine besonders gute Reise. Denn wenn die Besitzer der Blumen wiederkommen, haben sie mehr im Gepäck als die üblichen Urlaubserinnerungen. Es geht auf grosse Fahrt: In 153 Tagen einmal um die ganze Welt. Bombay, Shanghai, Japan, die Passage durch den Panama-Kanal, Badefreuden in der Karibik, Whale Watching an der Küste Kaliforniens und Souvenirs aus New York. Kurz vor Weihnachten legen viele deutsche Kreuzfahrtschiffe zur Weltreise ab. Für Monate die gewohnte Umgebung hinter sich lassen, täglich neue Eindrücke sammeln - und die Nachbarn giessen die Blumen.
Mit 153 Tagen startet die "Astor" im kommenden Winter zu einer der längsten Weltumrundungen in der Branche. 77 Häfen stehen auf dem Fahrplan des Kapitäns. Und mindestens genau so viele seiner Passagiere begleiten ihn auch während der gesamten Weltreise. Denn selbstverständlich nutzen viele Urlauber auch das Angebot kurzer Etappen, bleiben zwei Wochen lang von Singapur bis Hongkong oder Tokio bis Tahiti an Bord. Doch die Weltreisenden haben Grösseres vor und zumeist auch Kreuzfahrt-Erfahrung hinter sich. Passagiere, die "ihre" "Astor" genau kennen, im Logbuch mehr als tausend Schiffstage registriert haben und wiederum andere Mitreisende, die vom Bazillus Kreuzfahrt frisch befallen sind und die grosse Abwechslung des Urlaubs auf dem schwimmenden Hotel zu schätzen wissen.
Angefangen bei der Kleiderfrage: Was kommt in den oder besser die Koffer für eine fünfmonatige Reise? Aber wird die Entscheidung einmal gefällt, ist das Problem auch schon erledigt. Höchstens noch etwas nachkaufen - in der Bordboutique oder beim Landausflug. Im Gegensatz zur herkömmlichen Rundreise von 'Hotel zu Hotel' mit permanentem 'Koffer auf und zu' ist die Kleiderfrage während des Urlaubs auf See kein Thema mehr. Profis nutzen zudem einen günstigen, aber angenehmen Service: Die Haustür-schlüssel beim Nachbarn abgeben und das Gepäck von zu Hause abholen lassen. Es steht dann zum Reisebeginn bereits in der Kabine - bequemer geht es nicht mehr. Nur noch ab in den Flieger oder den Bus und nach Nizza, dem Starthafen der Weltreise.
Weihnachten an Bord - für viele nicht nur ein unvergesslich schönes Erlebnis, sondern auch das Gefühl des gemeinsamen Feierns. An Bord sind schliesslich nicht nur Paare oder Gruppen, auch viele Alleinreisende schätzen und nutzen die Schiffsatmosphäre, wo schnell jeder jeden kennt.
Kaum sind das Weihnachtsessen und die Silvesterparty auf See auf Fotos festgehalten oder per Postkarte an die Daheimgebliebenen geschickt worden, kommen im neuen Jahr auch neue Passagiere, andere Mitreisende werden verabschiedet. Später auf der Weltreise zeichnen sich die "Durchfahrer" deutlich von den "Neu-Einsteigern" ab. Nicht nur, dass Aufdrucke auf T-Shirts verraten, wo die "Astor" während ihrer grossen Fahrt bereits war. Nein, gesunde Bräune im Gesicht verrät sie und auch die Kellner oder der Eierkoch lesen Wünsche nicht wie sonst von den Augen ab. Ja, die Crew weiss mittlerweile ganz genau um die speziellen Wünsche.
Weltreise mit dem Kreuzfahrtschiff: Das spannende Buch kann warten, der Platz im Liegestuhl auch. Und zwar bis nach Butaritari - Südsee. Den Folgetag gibt es nämlich gleich zwei Mal. Die "Astor" kreuzt in östlicher Richtung um die Erde und die Datumsgrenze spendiert einen zusätzlichen Tag - die Nachbarn giessen die Blumen aber wie gewohnt. Und wenn nicht? Schon zwei Wochen nach dem Südsee-Paradies wartet Hawaii und Blumenketten legen sich um den Hals, verströmen noch bis San Francisco einen himmlischen Duft in der Kabine.
Weltreise ist aber auch Aussteigen. Aufbrechen in eine andere Welt. So taten es die Auswanderer, die zu Tausenden von Bremerhaven aufbrachen, um mit dem Schiff einem neuen Leben entgegen zu fahren. Das ist bei den Weltreisenden der "Astor" dann doch anders. Sie kommen in Bremerhaven an und holen noch am selben Tag die Haustürschlüssel wieder bei den Nachbarn ab. "Schon wieder da? So lange war das gar nicht", heisst es zur Begrüssung. "Stimmt", lautet die Antwort, "aber die ganze Welt gesehen." Fast, denn die nächste Kreuzfahrt kommt bestimmt.
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