NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
Ältestes geborgenes Sklavenschiff liefert neue Erkenntnisse über Menschenhandel
Hamburg (ots)
NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND: Untersuchungen des ältesten gefundenen Sklavenschiffs liefern neue Forschungsergebnisse / Umfangreicher Bericht über den Sklavenhandel der Zeit
Es ist das älteste Sklavenschiff, das je geborgen wurde. Untersuchungen am mehr als 300 Jahre alten Wrack der "Henrietta Marie" geben jetzt endlich Aufschluss über die Bauweise jenes Schiffs, mit dem einst hunderte Sklaven von Afrika nach Amerika gebracht wurden. Wie NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND in seiner aktuellen August-Ausgabe (EVT 29.07.2002) berichtet, erhoffen sich Forscher neue Erkenntnisse darüber, welche Art von Schiffen einst in diesem Menschenhandel eingesetzt wurden.
Das Wrack der "Henrietta Marie" war 1972 vor der Küste von Florida entdeckt worden. Damals waren die Taucher aber nur an Goldfunden interessiert. Nun ermöglichen die Forschungsarbeiten des Unterwasserarchäologen David Moore, die Bauweise und den Aufbau des Sklavenschiffs zu rekonstruieren. Die "Henrietta Marie" konnte auf einem einzigen Transport bis zu 400 Menschen befördern. Auf zwei Decks waren die verschleppten Afrikaner eingepfercht. Jedem standen gerade mal 50 Zentimeter Platz zur Verfügung. Meist waren sie angekettet. Jeder fünfte überlebte die Passage nicht.
Insgesamt brachte die "Henrietta Marie" auf zwei Fahrten rund 450 Afrikaner nach Amerika. Auf dem Rückweg nach England lief sie im Juni 1700 vor Florida auf ein Riff und sank. An Bord befanden sich Zucker, Baumwolle, Tropenholz und Indigo - Ware, die aus dem Erlös des Verkaufs von circa 300 gefangenen Schwarzen stammte. 3'000 Pfund, heute etwa 440'000 Euro, hatte der Schiffseigner an seiner lebendigen Fracht verdient.
Bislang konnten die Forscher erst einige Teile bergen: Einen grossen Kupferkessel, in dem die Mahlzeiten für die Schiffsmannschaft gekocht wurden, einen Trinkkrug, ein Entermesser und eine 1699 gegossene Schiffsglocke. Moore und sein Team hoffen, noch in den nächsten Jahren weitere Artefakte und auch den Rumpf des Schiffs an Land bringen zu können, um weitere Erkenntnisse über das englische Sklavenschiff zu gewinnen.
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