Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse
Diskriminierung und Rassismus im Sozial- und Gesundheitswesen
Bern (ots)
Die nationale Fachtagung des Schweizerischen Roten Kreuzes vom 17. September in Bern griff ein ebenso heikles wie komplexes Thema auf.
In Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens wird nicht nur professionelle Hilfe geleistet, es kommt auch regelmässig und alltäglich zu rassistischen Vorfällen. Betroffen sind sowohl Patientinnen und Klienten als auch Mitarbeitende, die aufgrund ihres als «fremd» wahrgenommenen Äusseren, ihrer Sprache, ihrer Nationalität, ihres Alters, Geschlechts oder ihrer Religionszugehörigkeit Ablehnung erfahren oder nachteilig behandelt werden. Die Urheber sind sich ihrer Handlungen oft nicht bewusst oder die Betroffenen wagen nicht, darüber zu sprechen. Häufig wird zudem Diskriminierung von den Betroffenen nicht als solche erkannt - etwa dann, wenn sie durch betriebliche Praktiken, wie etwa Informationswege, zu denen nicht alle Zugang haben, verursacht wird.
An der Tagung wurde das vom Schweizerischen Roten Kreuz entwickelte Handbuch «Rassistische Diskriminierung im Spital verhindern» vorgestellt. Es ist die erste Publikation in der Schweiz, die die Problematik rassistischer Diskriminierung am Arbeitsplatz Spital offen anspricht und konkrete Handlungsmöglichkeiten bietet. Der praxisgeprüfte Umsetzungsleitfaden hilft Arbeitgebern und Mitarbeitenden die Problematik rassistischer Diskriminierung im eigenen Betrieb zu erkennen und zu verhindern.
Ausser Menschen mit einer Migrationsbiographie sind Ältere und Menschen mit einer Behinderung dem Risiko von Diskriminierung ausgesetzt. So findet bei älteren Patienten oder solchen, die sozial verletzlich sind bzw. unter psychischen Störungen leiden, eine verdeckte Rationierung statt. Auch der erschwerte Zugang zu Gesundheitsversorgung - etwa für Sans-Papiers - ist eine Form der Diskriminierung, wie an der Tagung betont wurde.
Eine weitere Gruppe, die mit Diskriminierung konfrontiert ist, sind Jugendliche. Junge Menschen sind aber nicht nur Opfer bzw. Täter. Ein Beitrag beschäftigte sich mit ihrem speziellen Potenzial in der Rassismusbekämpfung. Das Jugendrotkreuz hat zusammen mit dem Integrationsbeauftragten des Kantons Freiburg und den Freiburger Schulen eine Initiative von Jugendlichen für Jugendliche entwickelt. Über 15-jährige Jugendliche sprechen Gleichaltrige in Berufsschulen und Gymnasien mittels eines Comics mit dem Titel «Ich, Rassist!?» zum Thema Rassismus an. Der Comic thematisiert Diskriminierungen aus Gründen des Geschlechts, der Religion, der Weltanschauung, der ethnischen Herkunft, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung.
Fazit der Tagung: Bei Angehörigen von gesellschaftlich exponierten Gruppen muss besonders darauf geachtet werden, dass ihre Menschenrechte gewahrt bleiben. Nationalrätin Maria Roth-Bernasconi brachte es auf den Punkt: «Die Gesundheits- und Sozialpolitik soll im Dienst der Menschen und zwar ALLER Menschen stehen. Dieses Anliegen entspricht vollumfänglich dem humanitären Auftrag des Roten Kreuzes.»
Kontakt:
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Hildegard Hungerbühler, Leiterin Grundlagen und Entwicklung,
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