Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2002 für Mediziner und Materialforscher - "Narbenlose Wundheilung durch Tissue Engineering"
Hamburg (ots)
Die Hamburger Körber-Stiftung vergibt in diesem Jahr den mit 750'000 Euro dotierten Körber-Preis an ein internationales Forscherteam, das Erkenntnisse aus den Gebieten der Medizin, Biologie, Chemie und Materialforschung vereinigen wird, um einen neuartigen Wundverschluss zu entwickeln. Preisträger sind:
Prof. Dr. Jeffrey A. Hubbell vom Institut für Biomedizinische Technik der Universität Zürich und der ETH Zürich, Prof. Dr. Björn Stark von der Abteilung für Plastische Chirurgie der Universitätsklinik Freiburg, Prof. Dr. Mark W. Ferguson von der School of Biological Sciences der Universität Manchester, Prof. Dr. Cay Kielty ebenfalls von der School of Biological Sciences der Universität Manchester sowie Prof. Dr. Michael G. Walker vom Department of Vascular Surgery der Universität Manchester.
Das Team um Jeffrey A. Hubbell ist die grösste Gruppe für biomedizinische Materialforschung in Europa, Björn Stark gilt als führend auf dem Gebiet der Hautzellkulturen und die drei Forschergruppen aus Manchester bilden ein herausragendes Kompetenzzentrum für das "Tissue Engineering" - die Züchtung menschlicher Gewebe für medizinisch-technische Anwendungen. Die fünf Arbeitsgruppen wollen ihr Know-how zusammentragen, um ein völlig neues, aus künstlichen und biologischen Komponenten bestehendes Material zur Heilung von Wunden herzustellen, das
- grossflächige Hautwunden verschliessen kann, - eine narbenlose Heilung ermöglicht, - und das Zuwachsen chirurgisch eingepflanzter, künstlicher
Blutgefässe verhindert.
Als Grundsubstanz wollen die Preisträger den Kunststoff Polyäthylenglykol - PEG - nehmen, ein Gel, das biologisch neutral und vom Körper abbaubar ist. In das Material sollen verschiedene Biomoleküle und Faktoren eingebaut werden, die die Wundheilung regulieren. Das Ziel ist es, die körpereigenen Zellen mithilfe der Signalstoffe und Eiweissmoleküle dazu anzuregen, sich selbst zu heilen und die Wunde ohne Narbenbildung zu verschliessen. Dabei sollen unter anderem Substanzen aus der Gruppe der Wachstumsfaktoren helfen, die die Bildung von Narbengewebe verhindern.
Da die Wundheilung in der Haut und in Blutgefässen ähnlich abläuft, soll das neue Material auch in der Gefässchirurgie eingesetzt werden. Hier besteht das Problem, dass von Chirurgen eingesetzte Blutgefässe aus Kunststoffen häufig wieder zuwachsen, weil sich in den künstlichen Röhren Zellen ansiedeln und ungehemmt vermehren. Mithilfe des neuen Materials sollen die Zellen dazu gebracht werden, eine normale Gefässwand zu bilden und dann ihr Wachstum zu stoppen.
Von dem neuen Material, das in wenigen Jahren in ersten klinischen Versuchen getestet werden soll, könnten zum Beispiel Herz-Patienten mit Bypässen aus Kunststoff sowie Hämodialyse-Patienten profitieren. Im Bereich der Haut-Wundheilung hoffen die Preisträger, Opfern von Verbrennungen besser helfen zu können und hässliche Narben zu verhindern. Vor allem auch für die rund zwei Millionen Patienten mit chronischen Wunden - zum Beispiel als Folge von Diabetes oder von Venenleiden - könnte der neue Wundverschluss Hoffnung bedeuten.
Hamburg, im Juli 2002
Kuratorium des Körber-Preises: Prof. Dr. Hubert Markl (Vors.) Prof. Dr. Richard J. Brook Prof. Dr. Benno Parthier Prof. Dr. David N. Reinhoudt Prof. Dr. Peter C. Scriba Prof. Dr. Widmar Tanner Prof. Dr. Heinrich Ursprung Prof. Dr. Sigmar Wittig
Projektleitung: Dr. Nikolaus Besch
Die Körber-Stiftung
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