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Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

SNF: Erstmals liegt eine umfassende Studie zur schweizerischen Siedlungsentwicklung vor

Bern (ots)

Die Schweiz wird zunehmend zersiedelt
Die Zersiedelung der Schweiz schreitet voran. Die Überbauung der 
Landschaft greift vom Mittelland her in die Alpentäler hinein. Auch 
das Südtessin und das Unterwallis sind zunehmend betroffen. Dies 
belegt eine Studie des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige 
Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung» (NFP 54). Ohne 
Gegenmassnahmen wird die Zersiedelung der Schweiz weiter stark 
zunehmen.
Die Zersiedelung der Schweiz, also die unstrukturierte Überbauung 
der Landschaft, wird von Fachleuten der Raumentwicklung seit 
Jahrzehnten intensiv diskutiert. Mit der Zersiedelung sind erhebliche
ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen 
verbunden - etwa der Verlust von Erholungs- und Naturgebieten oder 
eine geringe Bebauungs- und Bevölkerungsdichte, die überproportional 
hohe Erschliessungskosten zur Folge haben.
Obwohl diese Auswirkungen seit langem bekannt sind, fehlten 
bislang Instrumente, mit denen das räumliche Muster der 
Siedlungsflächen und somit die Zersiedelung zahlenmässig erfasst 
werden könnten. Diese Lücke schliesst nun die im Rahmen des 
Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Siedlungs- und 
Infrastrukturentwicklung» (NFP 54) erstellte Studie 
«Landschaftszersiedlung Schweiz» des Forschungsteams um Jochen Jaeger
vom Institut für terrestrische Ökosysteme der ETH Zürich. Die Studie 
untersucht die Zersiedelung erstmals für die gesamte Schweiz und über
einen Zeitraum von insgesamt über 100 Jahren hinweg (historische 
Entwicklung seit 1935, Szenarien bis 2050).
Hohe Zuwachsraten
Die Darstellung der Zersiedelung basiert auf den drei Messgrössen 
«urbane Durchdringung», «Dispersion» sowie «Durchsiedelung pro 
Einwohner». Die «Dispersion» gibt an, wie die Siedlungsflächen in 
einem Raum gestreut sind; sie ist tief bei einer kompakten Bauweise 
und hoch bei zerstreut gebauten Siedlungen und Einzelgebäuden. Die 
beiden anderen Grössen ergeben sich aus der Kombination der 
Siedlungsstreuung mit der Siedlungsfläche eines bestimmten Gebietes 
(urbane Durchdringung) beziehungsweise mit der Siedlungsfläche und 
der Bevölkerung (Durchsiedelung pro Einwohner).
Die Darstellung dieser neuen Kenngrössen für die Schweiz zeigt, 
dass die «urbane Durchdringung» im Zeitraum von 1935 und 2002 in 
allen Kantonen zwischen 46 und 190 Prozent gestiegen ist. Die 
höchsten Zuwachsraten weisen die Kantone Wallis, Nidwalden, 
Baselland, Solothurn, Tessin und Genf auf. Die Zunahme ist nicht 
allein auf die Ausdehnung der Siedlungsflächen zurückzuführen, 
sondern auch auf deren zunehmende Streuung. Dies bedeutet, dass neue 
Siedlungen überwiegend nicht kompakt oder verdichtet gebaut wurden.
Gänzlich unbesiedelte Gebiete sind im Mittelland fast vollständig 
verschwunden, im Jura und in den Voralpen zu einem grossen Teil. 
Waren die Städte im Jahr 1935 noch als klar begrenzte Flächen 
erkennbar, so ufern sie heute weit in die Umgebung hinaus, oft mit 
langen Fransen entlang von Tälern und wichtigen Verkehrsachsen. Die 
«urbane Durchdringung» ist auch in den Alpentälern, in den Voralpen 
und teilweise im Jura stark angestiegen.
Regionsspezifische Richtwerte festsetzen
Die Zuwachsraten der Zersiedlung in der Schweiz haben sich im 
Zeitraum 1980 bis 2002 gegenüber der Phase 1960 bis 1980 zwar 
abgeschwächt. Die Szenarien der Studie zeigen aber, dass die 
Zersiedelung ohne Gegenmassnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter
stark zunehmen wird, was im Widerspruch zu den Zielen der 
Nachhaltigkeit steht.
Das Forschungsteam schlägt deshalb aufgrund der Ergebnisse 
verschiedene Massnahmen vor, mit denen die Zersiedelung eingedämmt 
werden könnte. Unter anderem sollen regionsspezifische Richtwerte zur
Begrenzung der Zersiedelung festgesetzt werden. Die Bundesämter für 
Umwelt und für Statistik haben die Messgrösse der «urbanen 
Durchdringung» bereits in der neusten Ausgabe der «Umweltstatistik 
Schweiz» als wichtige Kenngrösse der Raumbeobachtung berücksichtigt. 
Sie wird zudem in das Monitoring der nachhaltigen Entwicklung der 
Schweiz (Monet) aufgenommen.
Paper (als PDF erhältlich - siehe Adresse "Kontakt"):
Jochen Jaeger, Christian Schwick, René Bertiller, Felix Kienast: 
Landschaftszersiedelung Schweiz - Quantitative Analyse 1935 bis 2002 
und Folgerungen für die Raumplanung. 344 S.
Der Text dieser Medienmitteilung steht auf der Website des 
Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung: http://www.snf.ch > 
Medien > Medienmitteilungen.

Kontakt:

Christian Schwick
die Geograpfen, Zürich
Hildastrasse 11
CH-8004 Zürich
Tel.: +41 79 638 64 09
E-Mail: schwick@hispeed.ch
www.diegeographen.ch/Links/works_de.htm

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