ATCE Agence tunisienne de communication
TUNESIEN - 1. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001
Sonderbotschaft des tunesischen Präsidenten Ben Ali an die internationale Gemeinschaft
Tunis, 11. September 2002 (ots) - In einer von der italienischen Tageszeitung La Repubblica" veröffentlichten Sonderbotschaft an die internationale Gemeinschaft gab Präsident Zine el Abbidine Ben Ali anlässlich des 1. Jahrestages der tragischen Ereignisse des 11. September folgende Erklärung ab:
An diesem Tag, an dem die ganze Welt an die kriminellen terroristischen Angriffe gegen die Vereinigten Staaten von Amerika vor genau einem Jahr erinnert, die in Washington und New York Tausende von unschuldigen Opfern gefordert haben, möchten wir erneut unser tiefes Mitgefühl und unsere Solidarität mit den Familien der Opfer und der gesamten amerikanischen Bevölkerung ausdrücken.
Wir verurteilen bei dieser Gelegenheit erneut den Terrorismus und bekräftigen unseren entschiedenen Widerstand gegen alle seine Erscheinungsformen, insbesondere die Akte des Terrorismus, die unter dem Deckmantel der Religion verübt werden. Wir möchten dabei auch unseren Willen bestätigen, alle Formen von Gewalt, Fanatismus und Hass zu bekämpfen.
Wir möchten in diesem Kontext auch an die Initiative erinnern, die wir Anfang der 90er Jahre eingeleitet hatten, zur Erstellung eines internationalen Verhaltenskodex, um diesem Phänomen entgegenzutreten und es zu bekämpfen, angesichts der Gefahren, die daraus für die Sicherheit und die Stabilität in der Welt resultieren.
Die gesamte Menschheit muss ihre Lehren aus den schrecklichen Ereignissen, die sie erlebt hat, ziehen, und insbesondere aus jenen des 11. September, und sie muss diese menschliche Katastrophe zum Anlass nehmen, sich der Bedeutung der Annäherung zwischen den Völkern und Nationen bewusster zu werden. Es ist entscheidend zu erkennen, dass die Logik des Dialogs jeder Neigung zu Konfrontation, Konflikt und Krieg vorgezogen werden muss. Wir müssen in diesem Kontext auch jede Gleichstellung von Fanatismus und Terrorismus einerseits sowie den erhabenen Werten des Islam andererseits vermeiden, die auf Frieden, Toleranz und Dialog beruhen.
Das dramatische Ausmaß dieser Ereignisse darf in keiner Weise unsere Zuversicht beeinträchtigen, dass die Menschheit in der Lage ist, eine bessere Zukunft als ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart zu gestalten. Noch weniger darf es unseren Willen schmälern, eine neue Welt aufzubauen, im Geiste der Solidarität und der Werte der friedlichen Koexistenz, der Toleranz und der Kooperation.
Wir sind voller Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft aus dieser grausamen und überaus schmerzvollen Lehre Nutzen ziehen wird, und dass sie sich dafür einsetzen wird, die Einstimmigkeit auszudrücken, die heute bei der Verurteilung aller Formen des Terrorismus besteht, durch konkrete politische Maßnahmen, die die Grundlage für eine neue Weltordnung bilden werden, die gerechter und demokratischer ist, und die die Suche nach friedlichen und gerechten Lösungen für die bestehenden internationalen Probleme sowie die verschiedenen regionalen Spannungs- und Konfliktherde fördert, damit die Menschen überall auf der Welt sich vollständig für die Entwicklung und Sicherung eines würdigen Lebens einsetzen können, dessen grundlegende Merkmale untrennbar mit den Menschenrechten verbunden sind.
Es geht heute darum, wie wir es bereits wiederholt verkündet haben, einen universellen Ansatz zu finden, der die Wurzeln des Terrorismus bekämpft und sich nicht auf Teilerscheinungen oder konjunkturelle Aspekte beschränkt. Daher ist es wichtig, dass wir eine globale und mehrdimensionale Vorgehensweise finden, ohne Vorrangstellung für eine ihrer Komponenten.
Neben der Weiterführung der Bemühungen zur Zerstörung der Terroristennetze und zur Eindämmung des Extremismus müssen wir unbedingt Wirtschafts- und Sozialpolitiken entwickeln, die für alle von Nutzen sind, ohne Ausgrenzung oder Marginalisierung, und die bei unseren jungen Generationen die Kultur des Dialogs, des Friedens und der Toleranz fest verankern.
Wir möchten dabei noch einmal darauf hinweisen, dass es einer besonderen internationalen Anstrengung bedarf, um die Armut und den Hunger zu bekämpfen und darauf hinzuarbeiten, die immer größer werdende Kluft zwischen zwei ungleichen Welten, der des Nordens und der des Südens, zu überbrücken. Das Ungleichgewicht zwischen diesen zwei Welten gebietet uns, ein neues Konzept der internationalen Solidarität zu formulieren und die Anstrengungen für dessen Umsetzung zu verstärken und zu harmonisieren. Die Menschheit braucht diese Solidarität zwischen Reichen und Armen mehr denn je, sowohl auf der Ebene der Einzelpersonen als auch der Staaten und Regierungen.
Dies ist der Rahmen, in den sich unser Vorschlag für die Schaffung eines weltweiten Fonds für Solidarität und Bekämpfung der Armut einfügt. Wir sehen diesen Fonds als ein wirksames Instrument zur Stärkung der Interventionsmechanismen in den Regionen der Welt, die am stärksten von Armut und Not betroffen sind.
Wir müssen in diesem Kontext auch bestrebt sein, die kulturelle Dimension der Beziehungen zwischen den Völkern zu verstärken und zu festigen, um die Werte der Toleranz zu verbreiten, das Verständnis und die Verbundenheit zwischen den Zivilisationen, Religionen und Kulturen zu konsolidieren und die Grundsätze des Dialogs und der Zurückhaltung zwischen den Einzelnen und den Gemeinschaften zu verankern.
Die Welt, in der wir leben, braucht heute mehr Kooperation und Solidarität, genau wie sie sich auch ein Konzept des Dialogs der Zivilisationen zu eigen machen muss, das die gemeinsamen Werte der universellen Zivilisation effektiv festigt und der Globalisierung eine humanistische Dimension verleiht. Das gemeinsame zivilisatorische Erbe aller Länder des Mittelmeerraums, der Wiege der Zivilisationen und ursprünglichen Quelle der Kulturen der Welt, bietet die beste Unterstützung für ein derartiges Unterfangen."
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