SNV Schweizerische Normen-Vereinigung
Biometrische Pässe: Normen statt teure Alleingänge
Winterthur (ots)
Kein Zweifel: Künftige Pässe und andere Identitfizierungsmittel werden biometrische Merkmale aufweisen, Fingerabdrücke, Iris-Muster und ähnliches. Sinnvoll sind diese aber nur, wenn sie auch über die Grenzen hinweg einheitlich erfasst, gelesen und bewertet werden. Dafür sorgen die internationalen Normenvereinigungen. Die Schweizerische Normenvereinigung (SNV) spielt eine wichtige Rolle im Normierungsprozess - im Herbst findet in Luzern eine Tagung zum Thema Biometrie statt.
Die Ausstattung von Pässen mit biometrischen Merkmalen ist eine alte Forderung, die aber mit den Anschlägen vom 11. September 2001 erheblich mehr Gewicht erhalten hat. Gemäss den aktuellen Sicherheitsvorschriften der USA müssen zur visumsfreien Ein- oder Durchreise alle nach dem 26. Oktober 2005 ausgestellten Pässe biometrische Daten enthalten.
In der Schweiz hat sich der Bundesrat im vergangenen September für die Einführung biometrischer Pässe entschieden. Der neue Pass hätte im Mai vorgestellt und per Ende 2005 eingeführt werden sollen. Daraus wird aber nichts, einerseits weil die EU mit ihrem Passprojekt Verspätung aufweist und biometrische Pässe erst per Ende August 2006 einführen will, andererseits, weil die Schweiz die neuen technischen Normen der EU berücksichtigen will. Die EU-Verordnung sieht zuerst die Speicherung eines Gesichtsbilds auf einem Chip vor, später sollen auch die Fingerabdrücke im Pass gespeichert werden.
Zuständig für die Festlegung der biometrischen Angaben im neuen Pass ist der Projektausschuss "Biometrie in Schweizer Reiseausweisen" im Bundesamt für Polizei, welcher denn auch die Verschiebung angeregt hat. Grundsätzlich findet die Diskussion über biometrische Normen aber innerhalb der internationalen Normenvereinigungen statt. So wurde nach 2001 von der ISO (International Organization for Standardization) und der IEC (International Electrotechnical Commission) in ihrem gemeinsamen Technischenkomitee JTC 1 ein neues Subkomittee SC 37 gegründet, das sich mit Fragen der Biometrie befasst. Unter dem Vorsitz der USA sind hier insgesamt 26 Länder-Organisationen vertreten, darunter auch die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV), welche selber ein Unterkomitee für Biometrie zur Wahrung der Schweizer Interessen etabliert hat.
Die Normierungsbereiche von JTC1/SC 37 sind insbesondere die Festlegung der verschiedenen Datenformate für die Speicherung biometrischer Daten, des Bio-API (Application Programming Interface) zur Einbindung verschiedener biometrischer Verfahren in Standard-IT-Systeme sowie die Definition der Standards für die Qualitätsprüfung von biometrischen Algorithmen. Wie SNV-Direktor Hans Peter Homberger betont, ist es deshalb unerlässlich, dass die zuständigen Schweizer Gremien für ihre Entscheide "die internationalen Standards beiziehen, um künftige Entwicklungen abzusehen". Nur so könnten teure Fehlentwicklungen verhindert werden.
Urs Fischer, Leiter Normung und Internationale Beziehungen, weist darauf hin, dass die SNV im JTC1/SC 37 und auch in den verwandten Themenbereichen innerhalb des internationalen Normierungsprozesses präsent ist, jedoch mit Experten ungenügend vertreten. Ein entsprechendes Engagement der involvierten Kreise rund um den neuen Schweizer Pass wäre wünschbar.
Um das Thema Biometrie breiter abzustützen, findet am 26. und 27. September an der Hochschule für Wirtschaft in Luzern eine Tagung statt. mit dem Titel "Biometrie - Technology and Societal Impacts", an der einerseits über Technik und Stand der Biometrie und neue Entwicklungen informiert wird, andererseits internationale Vorgänge und gesellschaftliche Auswirkungen aufgezeigt werden - auch in Bezug auf die Reisedokumente und insbesondere den Schweizer Pass.
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