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Städteinitiative Sozialpolitik

Kennzahlenvergleich der Städteinitiative Sozialpolitik: 2005 - Anhaltend hohe Fallzahlen in der Sozialhilfe

Bern/Luzern (ots)

Acht Schweizer Städte - Zürich, Basel, Bern,
Winterthur, St. Gallen, Luzern, Schaffhausen und Uster - haben zum
siebten Mal in Folge Kennzahlen zur Sozialhilfe miteinander
verglichen. Im Jahr 2005 stiegen Fallzahlen und Nettokosten in den
meisten Städten erneut an, wenn auch unterschiedlich stark.
Die Entwicklung präsentiert sich 2005 uneinheitlich: In St. Gallen
und Luzern wurden Zuwachsraten von über 10% registriert. In den
grossen Zentren und insbesondere in Winterthur reduzierte sich das
Fallwachstum im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich. Einzig in
Uster gingen die Fallzahlen etwas zurück.
Hohe Sozialhilfequoten
Gegenüber dem ersten Kennzahlenvergleich 1999 sind heute in den
grossen Städten 30 - 45% mehr Fälle zu betreuen. Die steigenden
Fallzahlen der letzten Jahre spiegeln sich in zum Teil markant
höheren Sozialhilfequoten wider: In Zürich und Basel liegen diese
2005 mit 6.6% bzw. 7.8% sehr hoch. Aber auch in St. Gallen ist die
Quote 2005 deutlich gestiegen und liegt mit 6.3% nahe bei jener für
Zürich.
Kosten werden zur Sozialhilfe verlagert
Die Sozialhilfe hat in den letzten Jahren durch Veränderungen im
Ausbildungs- und Sozialversicherungsbereich zusätzliche Lasten zu
tragen. Zum einen gibt es junge Erwachsene, die den Einstieg in die
Arbeitswelt nicht über eine Berufsausbildung schaffen: Zu
hochschwellige und zu wenige Lehrangebote (Abschaffung der Anlehre,
höhere Anforderungen im KV) sowie Integrationshindernisse
(Sprachschwierigkeiten, Familiennachzug erst im Jugendalter,
Schuldefizite usw.) führen dazu, dass ein Teil der jungen Erwachsenen
in der lang anhaltenden Rezession der 90er Jahre und dem
wirtschaftlichen Einbruch 2002/03 nie in den Arbeitsmarkt integriert
wurde. Die im 2003 verschärften Bedingungen für den Bezug von
Arbeitslosentaggeld (Verkürzung der Bezugsdauer, Verlängerung der
Beitragsdauer, Aufenthaltsdauer in der Schweiz) führen - nicht nur -
junge Erwachsene daher rascher in die Sozialhilfe. Zudem werden durch
die verschärfte Praxis der IV heute weniger Renten zugesprochen, was
zu höheren Sozialhilfebeständen und höheren Kosten führt. In den
meisten Städten haben sich die Netto-Kosten 2005 daher im
Durchschnitt um 15% erhöht.
Begrenzter Einfluss einer verbesserten Konjunktur
Die wirtschaftliche Erholung seit 2003 wird sich erst verzögert
auf die Sozialhilfe auswirken. Erst eine längere Aufschwungsphase
verbunden mit einer deutlichen Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt kann
die Sozialhilfe entlasten; vorläufig ist nicht mit einem spürbaren
Fallrückgang zu rechnen. Die bessere Konjunkturlage kann die
strukturellen Phänomene jedoch etwas entschärfen, wenn es durch
gezielte Beratung und umfassende Integrationsmassnahmen gelingt,
junge Erwachsene und Personen mit einer Leistungsschwäche wieder in
den Arbeitsmarkt einzugliedern. Nicht zuletzt dank solcher Massnahmen
konnten 2005 wieder etwas mehr Personen in eine Erwerbstätigkeit
abgelöst werden. Es wird auch künftig grosse Anstrengungen und
zusätzliche Mittel brauchen, damit die Zahl jener Menschen, die auf
Sozialhilfe angewiesen sind, nicht noch weiter wächst.
Es handelt sich beim vorliegenden Vergleich um die Kennzahlen
2005, im Unterschied zur kürzlich erschienen Schweizerischen
Sozialhilfestatistik, welche die Zahlen von 2004 erfasste. Zudem
fokussiert die Erhebung die Situation der Städte und nicht jene der
Kantone: Die sozialpolitischen Brennpunkte manifestieren sich in den
Städten rascher und deutlicher.
Zum vollständigen Bericht mit zahlreichen Grafiken:
http://www.staedteinitiative.ch/de/pdf/KZB_2005.pdf

Kontakt:

Für Fragen zum Bericht insgesamt:
Ruedi Meier, Präsident Städteinitiative
Tel. +41/41/208'81'32

Michael Hohn, Abteilungsleiter Sozialamt Stadt Bern
Tel. +41/31/321'63'28

Für Fragen zu den Ergebnissen einzelner Städte:
Zürich
Rosann Waldvogel, Direktorin Soziale Dienste Stadt Zürich
Tel. +41/44/412'62'70

Basel
Rolf Mägli, Vorsteher Sozialhilfe Stadt Basel
Tel. +41/61/685'16'07

Bern
Michael Hohn, Abteilungsleiter Sozialamt Stadt Bern
Tel. +41/31/321'63'28

Winterthur
Ernst Schedler, Leiter Soziale Dienste Winterthur
Tel. +41/52/267'56'13

St. Gallen
Doris Schwizer, Abteilungsleiterin Sozialamt Stadt St. Gallen
Tel. +41/71/224'54'62

Luzern
Peter Erdösi, Leiter Sozialamt Stadt Luzern
Tel. +41/41/208'72'40

Schaffhausen
Beat Schmocker, Leiter Soziale Dienste Stadt Schaffhausen
Tel. +41/52/632'54'11

Uster
Armin Manser, Abteilungsleiter Soziales Uster
Tel. +41/44/944'72'28

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