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EMPA: Wissenschaftsapéro an der Empa Krach im Himmel - wie sehr belastet uns der Fluglärm?

Dübendorf (ots)

Lärm ist komplex: Er ist schwierig zu messen, er
wird subjektiv empfunden und es ist schwierig, ihm entgegenzutreten. 
Damit politische Gremien Massnahmen zum Fluglärm treffen können und 
in raumplanerischer Hinsicht Entscheide fällen können, müssen sie 
mit ausreichenden Grundlagen versorgt werden: Gefragt sind 
physikalische Messungen und Berechnungen des Lärms, aber auch 
Informationen darüber, wie und in welchem Ausmass sich Betroffene 
durch Lärm belästigt fühlen. Der Wissenschaftsapéro brachte einen 
Akustiker, eine Sozialpsychologin und einen Raumplaner vor ein 
Publikum, das in grosser Zahl in die Empa-Akademie geströmt war.
Ein ideales physikalisches Lärmmass, mit welchem Lärmwirkungen 
objektiv beurteilt werden können, gibt es nicht. Trotzdem sind 
Messungen und Berechnungen auf physikalischer Basis, wie die Empa 
sie anstellt, Entscheidungsgrundlagen, auf die nicht mehr verzichtet 
werden kann. Georg Thomann von der Empa-Abteilung Akustik 
erläuterte, dass Fluglärm gemäss Lärmschutzverordnung berechnet 
werden muss. Korrekte Fluglärm-Messungen erfordern jedoch einen 
enormen Aufwand an Zeit, Personal und Geräten. Die Empa hat deshalb 
ein Berechnungsverfahren (Flula2) entwickelt, das auf eigenen 
aufwändigen Quellenvermessungen an den wichtigsten Flugzeugtypen 
beruht. Die Computersimulation benutzt die mit Radar vermessenen 
Flugwege und ein digitales Modell der Topografie. Bei der 
Validierung des Verfahrens hat es sich gezeigt, dass Messungen und 
Simulation sehr gut übereinstimmen.
Schwierige Prognosen Prognosen aufgrund von Belastungsrechnungen 
sind trotzdem schwierig anzustellen. Noch unklare Flugführungen, ein 
noch ungewisses Verkehrsaufkommen und ein noch unbekannter Einsatz 
der Flugzeugflotte bewirken Prognose-Unsicherheiten. Die Empa kann 
die Prognose-Unsicherheiten nicht beeinflussen, sie arbeitet jedoch 
stetig an der Verbesserung der modellbedingten Unsicherheiten. So 
wird zurzeit im Labor ein Verfahren getestet, welches mit 3D- 
Richtcharakteristiken und spektraler Schallausbreitung arbeitet. Für 
parzellenscharfe Entscheide wie den Einbau von Schallschutzfenstern 
oder Baubewilligungen in mit Lärm vorbelasteten Gebieten sind 
Prognosen nicht sehr geeignet. In Verbindung mit geografischen 
Informationssystemen geben sie jedoch wichtige Anhaltspunkte und 
Impulse für eine mit der Raumplanung im Einklang stehende 
Flughafenplanung.
Moderatorvariablen spielen Rolle bei Lärmbelästigung Warum reagieren 
Personen, die dem gleichen Lärm ausgesetzt sind, unterschiedlich? 
Warum fühlen sich die einen belästigt, die andern nicht? Diese 
Fragen wurden im sozialwissenschaftlichen Teil der Lärmstudie 2000, 
welche die Belästigungswirkung von Fluglärm im Umkreis des 
Flughafens Zürich-Kloten erheben soll, aufgenommen. Wie Katja Wirth 
vom Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie der ETH Zürich 
berichtete, zeigte die Untersuchung, dass die 1800 befragten 
Personen auf Lärm sehr individuell reagieren. Die Auswertungen 
deckten zwar einen Zusammenhang zwischen Fluglärm und Belästigung 
auf. Andere Variabeln, so genannte Moderatoren, beeinflussen den 
Grad, wie stark die Belästigung empfunden wird, aber viel 
beträchtlicher. Ausschlaggebend ist beispielsweise die 
umweltpolitische Einstellung des Befragten: Jemand, dem Umweltschutz 
am Herzen liegt, fühlt sich durch Fluglärm eher belästigt als 
jemand, der den Wirtschaftsstandort im Auge hat. Die Eigentümerin 
einer Immobilie ist empfindlicher als ein Mieter einer Wohnung. Die 
Studie zeigte aber auch, dass gewisse Variablen gar keinen Einfluss 
haben darauf, ob sich jemand belästigt fühlt. Es spielt z.B. keine 
Rolle, wie häufig jemand von Kloten aus abfliegt oder ob der 
Arbeitgeber mit Flugverkehr zu tun hat.
Vorschläge aus raumplanerischer Sicht für ein neues Gleichgewicht 
Zürich wird nicht angefahren, Zürich wird im internationalen 
Hochgeschwindigkeitsverkehr angeflogen, so nahm Raumplaner Remo 
Steinmetz vom Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung der ETH 
Zürich den Faden auf. Der Flughafen Kloten ist ein wichtiger 
«Gateway» für die Metropolregion Zürich, der aufgrund der 
Globalisierung und des verschärften Standortwettbewerbs noch an 
Bedeutung gewonnen hat. Das vorhandene Gleichgewicht zwischen Raum- 
und Flughafenentwicklung ist Ende der 80er-Jahre jedoch gekippt. Die 
überdurchschnittliche Zunahme von Flugbewegungen, bauliche 
Entwicklungen ausserhalb des Flughafens, veränderte Wahrnehmung von 
Fluglärm, der Staatsvertrag mit Deutschland und der beinahe 
kollabierende Autoverkehr um den Flughafen haben einen Zustand 
herbeigeführt, der von niemandem mehr als Optimum empfunden wird. 
Dem gilt es auch aus raumplanerischer Sicht entgegenzuwirken. Die 
Raumplanung mit ihren Instrumenten hilft bei der Suche nach einem 
neuen Gleichgewicht der Interessen und an der Erarbeitung lokaler 
Entwicklungsstrategien. So forderte der Raumplaner dazu auf, den 
Flughafen als System zu erfassen, in dem für Ausgleich und 
Neuordnung gesorgt werden müsse. Es solle klar auf den Tisch gelegt 
werden, dass es Verlierer und Gewinner gibt und dass man sich über 
den Ausgleich der Verlierer auseinander zu setzen habe. Planerische, 
bauliche, betriebliche und finanzielle Massnahmen, z.B. Umzonungen 
und Umnutzungen sowie Entschädigungen aus Fonds sollten konsequent 
aufgezeigt und umgesetzt werden.
Was ist der Wissenschaftsapéro?
An den regelmässig stattfindenden Wissenschaftapéros greift die Empa-
Akademie fachlich und gesellschaftlich relevante Fragestellungen 
auf. Jeweils drei bis vier ReferentInnen aus Forschung, Politik und 
Wirtschaft präsentieren in ihren Vorträgen Ergebnisse und Absichten 
zu dem behandelten Thema. Anschliessend stehen sie auch den nicht 
mit dem Fach vertrauten Gästen entweder in der Diskussionsrunde oder 
beim Apéro Rede und Antwort. 
Der nächste Wissenschaftsapéro findet statt am 30. Juni 2003 zum 
Thema «Dicke Luft und was wir sonst noch einatmen». Ort: EMPA, 
Dübendorf, Zeit: 16.30. Es ist keine Anmeldung erforderlich
Weitere Auskünfte: 
Georg Thomann, Tel. 01 823 43 87, E-Mail:  georg.thomann@empa.ch
Kurt Eggenschwiler
Tel. 01 823 41 77, E-Mail:  kurt.eggenschwiler@empa.ch
Redaktion: Martina Peter, Tel. 01 823 49 87, E-mail:  
martina.peter@empa.ch Zwei Bilder können von der Empa-Homepage 
(www.empa.ch) heruntergeladen werden.

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