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EMPA: 15. Wissenschaftsapéro der Empa-Akademie/ Das Passivhaus punktet aktiv für die Umwelt

Dübendorf (ots)

Der Begriff MINERGIE© steht für
energieeffizientes Bauen mit hohem Komfort. Mit den Standards 
"Passivhaus" sowie "MINERGIE©-P" sind Anforderungen definiert, die 
ein Gebäude haben muss, wenn es als noch moderner, effizienter und 
zugleich "umweltgerechter" gelten soll. Konkret handelt es sich 
dabei um Vorgaben, die den thermischen Komfort, die Komfortlüftung, 
den Wärmeschutz, die reduzierte Umweltbelastung durch niedrigen 
Energieverbrauch sowie die Qualitätssicherung betreffen. Am 15. 
Wissenschaftsapéro der Empa- Akademie wurden realisierte Beispiele 
gezeigt und Fachleute und Interessierte konnten darüber ihre 
Meinungen austauschen. Als erster Referent sprach Hans Bertschinger 
von der Empa über so genannte Pilot- und Demonstrationsprojekte. 
Pilotprojekte sind solche, bei denen technische Entwicklungen, die 
noch weit von der Marktreife entfernt sind, erprobt werden. Bei den 
Demonstrationsprojekten werden marktreife Innovationen am Markt 
eingeführt und demonstriert. Beide Arten werden, falls sie gewisse 
Anforderungen erfüllen, vom Bund finanziell unterstützt. Ein Projekt 
muss dazu innovativ sein, ein gewisses Risiko aufweisen und 
Mehrkosten bedingen, die nicht amortisierbar sind. Es sollte einen 
Multiplikationseffekt haben und möglichst gute Chancen, 
Nachahmerprojekte auszulösen. Der Erfolg soll mittels Messungen 
nachweisbar sein und mit Veröffentlichungen in Fachzeitungen, 
Vorträgen, Medienanlässen und Führungen am Objekt publik gemacht 
werden. Die Innovation kann z.B. darin liegen, dass eine 
Brennstoffzelle eingebaut wird, neue Wege bei der Wärmeversorgung 
erprobt oder Technologien kostengünstiger realisiert werden. 
Bertschinger, der in den letzen zwölf Jahren etwas mehr als 100 
solcher Projekte begleitet hat, stellte den 130 anwesenden Personen 
die Entwicklung bei Pilot- und Demonstrationsprojekten vor. Während 
anfangs nur einzelne Technologien realisiert und untersucht wurden, 
kamen ab Mitte der 90er Jahre Sanierungen im grossen Stil hinzu, 
z.B. ein Mehrfamilienhaus in Therwil. Dieses kam danach mit nur rund 
einem Viertel der bisher gebrauchten Energie aus. Die 2000-Watt- 
Gesellschaft ist für Bertschinger am ehesten bei den Gebäuden 
realisierbar. Für die Zukunft sieht er die Sanierung ganzer 
Quartiere und den Bau von Passivhäusern ohne Mehrkosten.
Passivhaus mit Photovoltaik
Reto Miloni, Architekt und Lichtplaner aus Mülligen, stellte ein 
Passivhausprojekt mit Atelier vor, das er in der Region Basel 
realisiert hat. Für den auch als grünen Politiker aktiven 
Architekten dürfen Ökologie und Ökonomie, aber auch Energie und 
Komfort keine Widersprüche sein. Ausserdem solle man die Hoffnung 
aufgeben, dass ein Liter Heizöl noch lange nur etwa halb so viel 
kosten werde als ein Liter Mineralwasser. Die Beschlüsse von Kyoto 
verlangten auch beim Bauen ein Umdenken in Richtung 
Ressourcenökologie. Daher wählte er beim vorgestellten Objekt die 
Holzrahmenbauweise. Damit sollte vor allem auch der immer knapper 
werdende Kies gespart werden. Die Bauherrin wollte als Kunstmalerin 
im Atelier hauptsächlich Tageslicht zur Verfügung haben. Dies und 
die Anforderungen des Passivhausstandards bedeuteten für Miloni eine 
grosse Herausforderung, die er mit Öffnungen im Dach zur Nutzung des 
Zenitlichts bewältigte. Für die Verkleidung der Fassade wählte er 
Aluminium. Im Gegensatz zu Holz wird dieses später nicht zum 
Sondermüll, sondern lässt sich wieder rezyklieren. Besonderes 
Augenmerk galt ausserdem der wärmebrückenfreien Konstruktion und der 
Luftdichtigkeit der Gebäudehülle. Der Strombedarf wird beim 
vorgestellten Gebäude durch Solarkollektoren gedeckt, die als 
modulierbarer Sonnenschutz an der Südfassade ausgestaltet wurden. 
Geheizt wird bei diesem Passivhaus lediglich von November bis 
Februar.
Passivhaus und Sanierung
Um das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, muss vor allem 
der Energieverbrauch der bestehenden Gebäude massiv reduziert 
werden. Dass sich Altbauten nur bedingt zu Passivhäusern umbauen 
lassen, zeigte der dritte Referent, Karl Viridén. Der Architekt aus 
Zürich hat mit seinem Büro im Kreis 4 insgesamt vier Altbauten - 
alle mit Baujahr um 1900 - saniert. Das Ziel, die für Passivhäuser 
geltenden Anforderungen zu erreichen, konnte dabei annähernd 
erreicht werden. Als Knacknuss erweist sich das geforderte Mass für 
die Luftdichtigkeit bei so alten Gebäudehüllen. Um dieses Mass zu 
erreichen, müsste der Eingriff in die Gebäudestruktur sehr viel 
weiter gehen, was aber aus ökologischen und ökonomischen Gründen 
unsinnig ist. Erfahrungen mit weiteren Umbauten sollen zeigen, ob 
der MINERGIE-P und Passivhausstandard für Sanierungen angepasst 
werden muss.
Was ist der Wissenschaftsapéro?
An den regelmässig stattfindenden Wissenschaftapéros greift die 
Empa- Akademie fachlich und gesellschaftlich relevante 
Fragestellungen auf. Jeweils drei bis vier ReferentInnen aus 
Forschung, Politik und Wirtschaft präsentieren in ihren Vorträgen 
Ergebnisse und Absichten zu dem behandelten Thema. Anschliessend 
stehen sie auch den nicht mit dem Fach vertrauten Gästen entweder in 
der Diskussionsrunde oder beim Apéro Rede und Antwort. Der nächste 
Wissenschaftsapéro findet statt am 23. Februar 2004 zum Thema "Mein 
Auto denkt mit - Pervasive Computing im Alltag". Ort: Empa, 
Dübendorf, Zeit: 16.30. Die Teilnahme ist frei; es ist keine 
Anmeldung erforderlich.
Fachliche Auskunft: Hans Bertschinger,  hans.bertschinger@empa.ch, 
Telefon 01 823 42 78

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