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EMPA: Tagung «Fugendichtungen in Verkehrsflächen» -- Die Praxis zwischen Normierung und Wissenschaft

Dübendorf (ots)

Fugendichtmassen übernehmen zur Abdichtung von
Verkehrsflächen wichtige Funktionen. Sie gleichen die Bewegungen des 
Deckbelages aus und verhindern, dass Wasser in die Fahrbahn 
eintritt. Kaum ein Bauteil einer Strasse oder Brücke ist aber so 
grossen Belastungen ausgesetzt wie die Fuge selbst. Daher muss ihr 
beim Bau und Unterhalt besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. 
Wie dies geschehen soll, diskutierten Fachleute an einer Tagung der 
Empa-Akademie anfangs Februar, die in Verbindung mit dem VSS 
(Schweizerischer Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute) 
organisiert wurde.
Was halten Strassen nicht alles aus! Sie werden durchs Befahren 
belastet, sind Wind und Wetter ausgesetzt und bekommen auch Benzin, 
Diesel und Öl ab. Kein Wunder, dass sie nach einer gewissen Zeit 
diesen Einflüssen nachgeben und u.a. Risse bilden. Diese werden dann 
mit einer elastischen Masse gefüllt, welche den Belag abdichtet und 
die Strasse wieder «fit» macht. Solche Fugendichtmassen braucht es 
aber auch schon beim Belagseinbau, z.B. am Fahrbahnrand oder bei 
«Nahtstellen». Sie übernehmen die wichtige Funktion, das Eindringen 
von Wasser zu verhindern oder auch die Bewegungen auszugleichen, die 
der Belag infolge Temperaturschwankungen macht. Fugendichtmassen 
sind noch härteren Bedingungen ausgesetzt als die Strasse selbst. 
Daher kommt ihnen beim Strassen- und Brückenbau eine grosse 
Bedeutung zu.
Wissens- und Erfahrungsaustausch «Fugen sind keine Fügung des 
Schicksals, sondern eine Fügung des Geschicks». Mit diesem Ausspruch 
zur Eröffnung der Tagung monierte Prof. Dr. Manfred Partl, Leiter 
der Empa-Abteilung «Strassenbau/Abdichtungen», dass den 
Fugendichtungen nicht immer die nötige Beachtung geschenkt wird. 
Viel Wissen und Erfahrung sei nötig, nicht Glück, um Fugen dicht zu 
machen und dass sie auch dicht bleiben. Zum Austausch von Wissen und 
Erfahrung diente denn auch die Tagung, an der sich die Schweizer 
Fachleute auf diesem Gebiet trafen; und zur Diskussion über die 
Neuerkenntnisse und die neuen Schweizer Normen, welche auf Anfang 
2005 in Kraft gesetzt worden sind, nachdem sie denen der EU 
angepasst wurden. Die nahezu 200 Fachleute hörten in der Folge 
Vorträge zu den Anforderungen, die Bauherren im In- und Ausland an 
Fugendichtungen stellen, und wie diese bei Strassen und Brücken 
ausgestaltet werden müssten, um möglichst lange den mannigfaltigen 
Belastungen zu genügen. Ein kanadischer Referent sprach über die 
Sanierung von Rissen, zwei Redner aus Deutschland über die 
Dimensionierung der Fugen und über Bewegungsmessungen von 
Brückenrandfugen, ein Hersteller aus England sprach über Aspekte der 
Materialqualität. Verschiedene Schweizer Redner teilten ihre in der 
Praxis gemachten Erfahrungen mit. Zusammenfassend lässt sich sagen, 
dass Fugendichtungen ein komplexes Thema sind, dem schon in der 
Planung von Strassen und Brücken genügend Aufmerksamkeit geschenkt 
werden muss. Schon vor der Realisierung eines Bauvorhabens muss 
fach- und normgerecht projektiert, dimensioniert und ausgeschrieben 
werden. Das zur Ausführung gewählte Produkt hat die in den Normen 
festgelegten Anforderungen zu erfüllen. Der sorgfältige Einbau des 
Produkts wiederum soll die Gebrauchstauglichkeit während der 
geforderten Nutzungsdauer gewährleisten.
Im Labor zeigt sich, was in der Praxis beachtet werden muss Einen 
etwas anderen Ansatz hatte Sivotha Hean von der Empa bei seinem 
Referat. Anhand einer umfangreichen Empa-Forschungsarbeit berichtete 
er über die Einflüsse auf das Langzeitverhalten und den praktischen 
Nutzen von Untersuchungen. Insbesondere vermittelte er konkrete 
Empfehlungen und Tipps für die Praxis. Auch im Labor hätte sich 
gezeigt, so Hean, dass der Planung wie auch dem sorgfältigen Einbau 
grosse Bedeutung zukommen muss. Zum Beispiel ist besonders auf die 
exakte Temperatur der heiss angewendeten Dichtungsmassen zu achten. 
Wird es zu heiss, zersetzt sich das Polymer, was sich auf das 
Alterungsverhalten negativ auswirkt. Wird zu lange erwärmt, tritt 
der gleiche Effekt auf. Hean empfahl daher einen portionierten 
Einbau und appellierte an die Anwesenden, keine Kocher ohne 
Temperaturregelung zu verwenden. Diverse klassische Prüfverfahren 
eignen sich nicht für polymermodifizierte bitumenhaltige 
Fugenmassen. Neue, moderne chemophysikalische Grundlagen zeigen 
dagegen eine gute Übereinstimmung mit der Praxis.
Auswirkungen der neuen Normierung Seit dem 1. Januar 2005 ist eine 
Reihe neuer Normen für heiss verarbeitbare Fugenmassen gültig. Am 
gleichen Datum sind alle bisherigen Normen zu Heissvergussmassen und 
Voranstrichen ausser Kraft gesetzt worden. Damit sind die von der 
CEN erarbeiteten Europäischen Normen auch in der Schweiz eingeführt. 
Die neuen Normen verursachen durch Vorgaben bezüglich 
Qualitätssicherung und Prüfung für die Hersteller von 
Fugendichtungsmassen Mehrkosten. Die Produktion selbst erfährt 
dagegen keine wesentliche Änderung. Der Bauunternehmer wird neu zum 
Bindeglied zwischen dem Produkthersteller, der Bauleitung und der 
Bauherrschaft. In der Folge müssen die Arbeitsabläufe und die 
Verantwortlichkeit klar und deutlich geregelt werden. Der 
Bauunternehmung selbst bringen die neuen Normen mehr Transparenz und 
eine kontrollierte Qualität (CE-Zeichen, Konformitätserklärung). Ein 
System zur Qualitätssicherung und eine gute Schulung des Personals 
sind notwendige Voraussetzungen dazu. Normen ersetzen nicht das 
praktische Können. Sie fassen jedoch das Fachwissen zu einem Ganzen 
zusammen, sonst geraten – wie Manfred Partl an der Tagung sagte, 
«die Fugen aus den Fugen».
Tagungsband «Fugendichtungen in Verkehrsflächen» Dass die Empa mit 
dieser Tagung den Nerv der Praxis getroffen hat, zeigten der grosse 
Anklang und das positive Echo. Die Auswertung der am Schluss 
verteilten Fragebogen belegte, dass es ihr gelungen war, den 
Teilnehmenden etwas mitzugeben, das ihnen in ihrer täglichen Arbeit 
hilft. Die Tagungsreferate und -präsentationen sind in einem 
Tagungsband (mit CD) zusammengefasst. Die Publikation kann beim VSS 
und der Empa bezogen werden: ISBN 3-905594-43-9.
Kontakt
Dr. Manfred Partl, Abteilung Strassenbau/Abdichtungen, Tel. 044 823
41 13,  manfred.partl@empa.ch
Sivotha Hean, Abteilung Strassenbau/Abdichtungen, Tel. 044 823 4638, 
sivotha.hean@empa.ch

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