Internutrition kritisiert verantwortungslose Verunsicherungstaktik von Greenpeace
Zürich (ots)
"Syngentas Gentech-Mais schädigt Schmetterlinge" - unter diesem Titel veröffentlichte Greenpeace am 9. Dezember 2004 eine Medienmitteilung. Die Organisation bezieht sich dabei auf eine jüngst publizierte Studie von Galen P. Dively und Mitarbeitern von der University of Maryland. Macht man sich die Mühe, diese Forschungsarbeit nachzulesen, stellt man fest: Die Greenpeace-Mitteilung verdreht die Kernaussage der Studie ins Gegenteil.
Die Fakten sind klar: ernähren sich Raupen des Monarch-Schmetterlings während ihrer ganzen Entwicklung von Blättern der Seidenpflanze, auf die Pollen von gentechnisch verändertem, Maiszünsler - resistentem Bt-Mais gefallen sind, ist ihre Sterblichkeit wie zu erwarten erhöht. Über 20 % weniger erreichen das Schmetterlingsstadium, weil Monarch-Schmetterlinge mit dem Schädling Maiszünsler verwandt sind und daher ebenfalls empfindlich gegen die in den Bt-Maispflanzen gebildete Insektenschutz-Substanz sind. Dies wurde in aufwändigen, praxisnahen Versuchen herausgefunden, welche auf Anregung der US Umweltschutzbehörde als Begleitforschung zum Anbau gentechnisch veränderter Bt-Maissorten durchgeführt wurden.
Basierend auf ihren neuen Resultaten berechneten die US-Forscher anschliessend das Risiko, welchem Monarch-Schmetterlinge im Extremfall einer ganz einseitigen Diät durch Bt-Mais ausgesetzt wären. Da die kurze Blütezeit der Maispflanzen und die zeitlich eng umgrenzte Entwicklung der Monarch-Raupen nur selten zusammenfallen, beträgt die Erhöhung des Sterberisikos für die Raupen in denjenigen US-Staaten, in denen intensiv gentechnisch veränderter Bt-Mais angebaut wird, im ungünstigsten Fall gerade einmal 0.6%. "Es ist wahrscheinlich, dass Bt-Mais die Population der Monarch-Schmetterlinge in Nordamerika nicht beeinträchtigen wird", so lautet dann auch die Schlussfolgerung der Veröffentlichung. Gleichzeitig weisen die Forscher darauf hin, dass Bt-Mais den Insektizideinsatz gegen den Maiszünsler deutlich reduziert, welcher bei der Verwendung herkömmlicher Technologien Monarch-Schmetterlinge und viele andere Insekten in der konventionellen Landwirtschaft beeinträchtigt.
Selten hat Greenpeace wissenschaftliche Resultate so offensichtlich und nachvollziehbar einseitig interpretiert und Ergebnisse, die nicht in das Konzept passen, glatt unterschlagen. Interessant dabei ist: auf ihrer Website stellt Greenpeace diese Forschungsarbeit zur Verfügung - jeder, der sich die Mühe macht, kann selbst die Aussagen der Studie mit den Behauptungen von Greenpeace vergleichen.
Als einen Skandal bezeichnet Greenpeace es, dass die Europäische Lebensmittel-Sicherheitsbehörde EFSA angesichts der neuen Erkenntnisse den Verzehr von Syngenta's Bt11-Mais als unbedenklich eingestuft hat - es wird suggeriert, die neuen Resultate hätten irgendeine Relevanz für die Lebensmittelsicherheit. Dabei ist seit Jahren bekannt, dass die Insektenschutzsubstanz aus Bt-Maispflanzen spezifisch gegen manche Insekten, nicht jedoch gegen Wirbeltiere und Menschen wirkt.
Internutrition, der Schweizerische Arbeitskreis für Forschung und Ernährung (www.internutrition.ch), kritisiert diese rein politisch motivierte Verunsicherungstaktik gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten als verantwortungslos, und fordert Greenpeace zu einer seriösen, auf Fakten beruhenden Diskussion auf.
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Dr. Jan Lucht
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