Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB
Der SGB zum heute veröffentlichten Flexicurity-Bericht Hoffentlich liest ihn auch der Bundesrat
Bern (ots)
Der heute vom BSV der Öffentlichkeit vorgestellte Flexicurity-Bericht belegt, dass der Schweizer Arbeitsmarkt mehr als genug flexibilisiert ist: Gut 700'000 Menschen (Mehrfachnennungen möglich) arbeiten atypisch (befristet, temporär, auf Abruf, scheinselbständig, Heimarbeit). Damit ist oft Prekarität verbunden. Das Beispiel der Temporärarbeit zeigt, dass diese Arbeitsformen die Rolle eines Türöffners oft nicht spielen können: Anstatt dass die Menschen eine temporäre Anstellung als Sprungbrett zu einer festen Stelle benutzen können, bleiben sie darin gefangen. Bei Einschluss der 1,3 Mio. Teilzeitarbeitenden (Mehrfachnennungen möglich) zeigt sich: Rund jedes zweite Arbeitsverhältnis ist in der Schweiz bereits flexibilisiert. Aber schon bei den Teilzeitarbeitenden zeigt sich nicht nur immer ein freiwilliges, persönliche Vorteile versprechendes Arrangement: Ein gutes Drittel aller Teilzeitbeschäftigten wollte 2007 einen höheren Beschäftigungsgrad. Jede/-r Siebte sucht eine Vollzeitstelle. Bei den temporär Arbeitenden sind sogar rund zwei Drittel auf der Suche nach einer Dauerstelle - sie arbeiten unfreiwillig temporär. Statt noch mehr Flexibilität braucht es in der Schweiz mehr soziale Sicherheit, insbesondere für die atypisch Arbeitenden. In der Schweiz fehlt nicht nur eine obligatorische Krankentaggeldversicherung, es fehlt für viele atypisch Arbeitende auch eine Absicherung durch die berufliche Vorsorge. Vor allem fehlt es den Behörden am Willen, dies zu ändern. Den heute veröffentlichten Bericht sollte voran der Bundesrat lesen. Denn erst am 2.4. dieses Jahres hat sich die Landesregierung mit fadenscheinigen Begründungen geweigert, für Berufe mit häufig wechselnden oder befristeten Anstellungen (z.B. Musiker/innen, Schauspieler/innen, Journalist/innen) eine bessere Versicherung in der beruflichen Vorsorge einzuführen. Er hat sich damit auch geweigert, einen Auftrag des Gesetzgebers zu erfüllen. Ein Zeichen für mehr Flexicurity könnte auch der Nationalrat setzen, wenn er in der kommenden Session die Parlamentarischen Initiativen Daguet und Goll für einen besseren Schutz von temporär und teilzeitig Angestellten behandelt. Der SGB lehnt gegen jede Form von unfreiwilliger Flexibilisierung klar ab. Er wird weiter für eine bessere sozialversicherungsmässige Abdeckung der flexibel Beschäftigten kämpfen. Und er wird sich auch dafür einsetzen, dass alle Erwachsenen - und nicht nur wie heute nur die schon gut Gebildeten - in den Genuss einer effizienten Weiterbildung kommen.
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