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VSE / AES

Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen: Die Nachfrage wächst, das Angebot nimmt ab - die Stromwirtschaft will handeln

Aarau (ots)

Vorschau 2006 auf die Elektrizitätsversorgung der Schweiz im Zeitraum
bis 2035/2050
Welche Entscheide sind bereits heute für eine
verlässliche, wirtschaftliche und umweltschonende Stromversorgung in
der Zukunft zu treffen? Die neue VSE-Studie beantwortet diese Frage
umfassend: Die drohende Versorgungslücke kann durch eine Kombination
von Massnahmen verhindert werden. Der VSE als Branchenverband fordert
einen ausgewogenen Kraftwerk-Mix, der auf Wasserkraft, Kernenergie,
erneuerbaren Energien und Erdgas-Kraftwerken als Übergangslösungen
basiert. Stromversorgungssicherheit setzt nicht nur neue
Kernkraftwerke voraus, sondern auch den Ausbau leistungsfähiger Netze
und ein funktionierendes Systemmanagement. Nun ist auch die Politik
gefordert, die in der Studie dargelegten Herausforderungen anzunehmen
und rasch gemeinsam mit der Stromwirtschaft zu handeln.
In Fortführung einer langen Reihe früherer Arbeiten präsentierte
der VSE am Dienstag, 30. Mai 2006, die in intensiver Zusammenarbeit
mit Mitgliedsunternehmen erstellte "Vorschau 2006 auf die
Elektrizitätsversorgung der Schweiz im Zeitraum bis 2035/2050". Die
Studie berücksichtigt die Marktliberalisierung und die Umweltpolitik
in der Schweiz und in Europa und reflektiert die Position der Branche
aus einem volks- und energiewirtschaftlichen Blickwinkel. Dabei kommt
sie zu zentralen Erkenntnissen und macht Handlungsfelder und Aufgaben
klar sichtbar.
Für uns alle wird Strom immer wichtiger
Gesellschaft und Wirtschaft basieren auf der sicheren,
wettbewerbsfähigen und umweltschonenden Stromversorgung unseres
Landes. Sie ist einerseits die Voraussetzung für ein positives
Wirtschaftswachstum mit einer effizienten, international
konkurrenzfähigen Produktion und für den Einsatz zahlloser
hilfreicher Geräte im täglichen Leben. Auch wenn sich der
Gesamtenergiebedarf in Zukunft aller Voraussicht nach stabilisiert
oder sogar abnimmt, ohne Strom geht nichts. So führen auch Massnahmen
zur Effizienz und zur Substitution, welche Einsparungen von anderen
Energieträgern zur Folge haben, oft zu einem höheren Stromverbrauch.
Dies belegt bereits heute der zunehmende Einsatz von Wärmepumpen sehr
gut.
Die Strombranche erwartet einen weiter steigenden Strombedarf
Der Stromverbrauch in der Schweiz nimmt, abgesehen von kurzen
Perioden mit sehr schlechter Wirtschaftslage, seit Jahrzehnten
kontinuierlich zu. Das wird sich auch in absehbarer Zukunft, trotz
Massnahmen zur Effizienzverbesserung, nicht ändern. Die Zahl und
Grösse von neuen stromverbrauchenden Geräten und Anlagen überwiegt
die an verschiedenen Orten erzielbaren, oft ebenfalls erheblichen
Einsparungen. Offen ist lediglich die Frage, wie rasch und stark der
Stromverbrauch steigen wird. Deshalb beschreibt der VSE unter
Berücksichtigung unterschiedlicher Szenarien den künftigen
Strombedarf mit einem Nachfragekorridor. An dessen oberen Rand
entwickelt sich der Verbrauch von heute 60 Milliarden Kilowattstunden
auf rund 85 im Jahr 2035 und auf 91 bis 2050. Am unteren Rand der
Prognose steigt der Verbrauch bis 2035 von 60 auf 71 Milliarden
Kilowattstunden und stabilisiert sich dann auf diesem Niveau.
Die Schweiz braucht neue Kraftwerke und Leitungen
Die Versorgungssicherheit in der Schweiz ist nur dann
gewährleistet, wenn in bestehende und neue Kraftwerke sowie in die
Netze investiert wird. Sonst entsteht eine Versorgungslücke. Dabei
geht es nicht nur um die insgesamt produzierte Strommenge, sondern
auch um die verfügbaren Leistungskapazitäten. Zudem muss für eine
sichere Versorgung das Übertragungsnetz der Schweiz zügig ausgebaut
werden. Die heute existierenden Kraftwerke und der Bezug aus
langfristigen Lieferverträgen mit dem Ausland decken die
Leistungsnachfrage in Engpasslagen nur noch knapp und schon bald gar
nicht mehr. Dieser Beurteilung liegt das so genannte Sockelangebot
zugrunde, bei dem die Kernenergieanlagen mit einer Laufdauer zwischen
50 und 60 Jahren einbezogen sind. Bei den Wasserkraftanlagen muss
hingegen aufgrund von Restwasservorschriften und Klimaänderungen ein
leichter Produktionsrückgang erwartet werden. Alternativenergien und
andere Kleinanlagen werden mit einer markanten Steigerung
berücksichtigt.
Mehr Stromimporte sind keine Lösung
2005 wurde in der Schweiz erstmals mehr Strom verbraucht als in
inländischen Kraftwerken produziert. Dank Lieferungen aus dem
europäischen Ausland konnten die Lücken kurzfristig geschlossen
werden. Doch für eine zukunftsgerichtete nachhaltige
Versorgungssicherheit sind Importstrategien keine Lösung. Im
Gegenteil: Arbeitsplatzabbau, Know-how-Verlust und
Wertschöpfungsrückgang wären die Folge. Ebenso wie eine kaum
steuerbare Abhängigkeit vom Ausland, in dem Strom auch immer knapper
und teurer wird. Eine hohe Versorgungssicherheit benötigt eine nicht
zu knappe Produktion im Inland.
Der Beitrag der Alternativenergien ist wertvoll, aber limitiert
Die Strombranche setzt sich seit Jahren aktiv für die erneuerbare
Energie ein und fördert ihre Erforschung, Erzeugung und den Absatz,
insbesondere im Bereich Kleinwasserkraft, Wind, Fotovoltaik, Biomasse
und Geothermie. Aber erneuerbare Energien haben ein begrenztes
technisches und wirtschaftliches Wachstumspotenzial. Trotz der
angestrebten finanziellen Förderung in der Höhe von mehreren hundert
Millionen Franken pro Jahr wird ihr Anteil an der inländischen
Stromproduktion auf längere Sicht gesamthaft 10 Prozent des heutigen
Bedarfs kaum übersteigen. Das ist zwar beachtlich, aber nicht
ausreichend.
Hauptpfeiler der Stromversorgung bleiben Wasserkraft und
Kernenergie Wasserkraft und Kernenergie bilden bereits heute mit
Anteilen von rund 60 beziehungsweise 40 Prozent die Hauptpfeiler der
Schweizer Stromversorgung. Beide Energieformen, die keine
CO2-Emissionen verursachen, werden auch in Zukunft die zentralen
Stromlieferanten bleiben. Zur Deckung der sich abzeichnenden
Versorgungslücke sieht der VSE viele Vorteile in einem
Kraftwerks-Mix, der sich auf die erwähnten zwei Hauptpfeiler und zwei
wichtige, ergänzende Nebenpfeiler abstützt:
  • Die Wasserkraft soll wo noch möglich ausgebaut werden. Ihr Potenzial liegt vor allem in der Leistungsreserve.
  • Auf Kernenergie darf nicht verzichtet werden. Sie liefert zuverlässig, kostengünstig und umweltschonend grosse Energiemengen. Für den zeitgerechten Ersatz bestehender Kernkraftwerke sind rasche Entscheidungen unabdingbar.
  • Neue erneuerbare Energien sind vermehrt zu nutzen. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass ihr technisches und wirtschaftliches Wachstumspotential begrenzt ist.
  • Erdgas-Kraftwerke erhöhen die Flexibilität und sind gute Übergangslösungen. Sie lassen sich relativ rasch erstellen, setzen aber eine Klärung der Genehmigungsverfahren und der Schweizer CO2-Poltik voraus.
Dieser Kraftwerk-Mix garantiert auch in Zukunft eine
wirtschaftliche Versorgungssicherheit, vorausgesetzt die Netze werden
parallel dazu optimiert und verstärkt. Dazu gesellen sich die
Anstrengungen für die stetige Verbesserung der Anwendungseffizienz.
Lange Verfahren behindern das rechtzeitige Handeln
Die Versorgungssicherheit in der Schweiz zusammen mit der
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Stromversorgung sind
abhängig davon, dass in nützlicher Frist gehandelt wird. Die
Strombranche ist bereit dazu und plant in den nächsten Jahrzehnten
Investitionen im Milliardenbereich. Nun ist die Politik gefordert:
Eine zügige Durchführung von Verfahren und verlässliche staatliche
Regeln sind notwendig. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Bau
von Kraftwerken und Netzen sind zu komplex und zeitintensiv. Die
Politik ist jetzt aufgefordert die Weichen für die zukünftige
Sicherheit der Stromversorgung zu stellen.
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE)
Der VSE ist der Spitzenverband der schweizerischen Strombranche.
Er setzt sich für gute Rahmenbedingungen für die
Elektrizitätswirtschaft und eine sichere Stromversorgung ein,
informiert die Öffentlichkeit über Themen der Elektrizitätsbranche
und bietet seinen Mitgliedern zahlreiche Dienstleistungen an.

Kontakt:

Elisabeth Boner
Leiterin Kommunikation, VSE

Kurt Wiederkehr
Projektleiter "Vorschau 06"
Leiter Energiewirtschaft, VSE
Tel. +41/62/825'25'25

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