FAW: Kontrollen am Flughafen sollen Gemüse-Schädling fernhalten
(ots)Der Quarantäne-Schädling Thrips palmi könnte über importierte Orchideen in die Schweiz gelangen, und hier Gewächshausgemüse wie Gurken, Peperoni oder Auberginen massiv schädigen. Der millimeterkleine Wicht ist schwer zu bestimmen und es bleibt dafür wenig Zeit, denn die Schnittblumen welken schnell. Agroscope FAW Wädenswil führt deshalb zusammen mit dem Eidg. Pflanzenschutzdienst Kontrollen der importierten Orchideen am Flughafen Zürich-Kloten durch.
«Bis jetzt haben wir keine Thrips palmi in der Schweiz und das soll auch so bleiben», erklärt Insektenforscher Jörg Samietz von der Forschungsanstalt Agroscope FAW Wädenswil das Ziel der aktuellen Probephase, die am 19. Oktober begann. Der asiatische Schädling könnte Gewächshausgemüse wie Gurken, Peperoni oder Auberginen befallen, folglich müssten die Pflanzen sofort vernichtet werden. Thrips palmi könnte zudem gefährliche Pflanzenviren in die Schweiz einschleppen. Es muss deshalb unbedingt verhindert werden, dass er sich weiter ausbreitet.
«Wir brauchen eine zuverlässige Diagnose innert kurzer Zeit», so Samietz weiter, «denn bleiben die Blumen länger als 24 Stunden am Flughafen, nimmt der Grosshandel die Lieferung nicht mehr ab». Die Diagnose ist schwierig, weil die Tierchen nur eineinhalb Millimeter gross sind und es über hundert leicht verwechselbare Schadthripse gibt.
Entomologe Jörg Samietz kennt das Aussehen und Verhalten vieler Schadinsekten genaustens. Zusammen mit dem Eidg. Pflanzenschutzdienst hat er die Abläufe am Flughafen kritisch überprüft und vorgeschlagen, wie man die Kontrolle beschleunigen und an die neuen technischen Möglichkeiten anpassen kann. Er hat die nötigen Hilfsmittel dafür organisiert und die Pflanzenschutzkontrolleure des Flughafens die «Pflanzenzöllner» - für die Thrips palmi-Kontrolle geschult. Am Ende der Probephase wird Samietz ein Handbuch erstellen, mit dem die Kontrolleure für jeden eintretenden Fall gewappnet sind und bei der Routinekontrolle wissen, was zu tun ist.
So werden die Orchideen kontrolliert
In Zürich-Kloten kommen pro Woche rund 1'500 kg Orchideen für den Schweizer Grosshandel an. Neu legt der Kontrolleur ein Bund Orchideen der Lieferung in einen durchsichtigen Plastiksack, gibt etwas Kohlendioxid dazu, um die Insekten zu betäuben, schüttelt die Orchideen kräftig aus und prüft unter dem Binokular, was er im Plastiksack aufgefangen hat. Findet er keine Thripse, kann er die Lieferung sofort freigeben.
Sind hingegen Thripse verdächtiger Arten vorhanden, kommt die Digitalkamera zum Einsatz, die Samietz auf dem Binokular am Flughafen installiert hat. Der Kontrolleur sendet die elektronischen Bilder per Mail an die Spezialisten von Agroscope FAW Wädenswil und schickt gleichzeitig das Säckchen ins FAW-Labor. Im Idealfall können die Fachleute der FAW bereits über die Bilder ausschliessen, dass es sich um Thrips palmi handelt.
Von Auge können aber nur ausgewachsene Thripse sicher bestimmt werden. Ist das Tier in einem Jugendstadium, stellen die FAW- Molekularbiologen über die Erbsubstanz DNA und mittels der Sequenziermethode fest, ob es sich um einen Thrips palmi handelt. Bei positivem Befund muss der Lieferant auf eigene Kosten für eine sichere Vernichtung der Orchideen mitsamt den ungebetenen Gästen sorgen.
Thrips palmi ist nicht das einzige Insekt, dessen Einfuhr in die Schweiz streng untersagt ist; daneben gibt es rund 110 andere Quarantäneorganismen. Die aktuelle Probephase dient dazu, mit Hilfe der neusten technischen Möglichkeiten die Kontrollen am Flughafen noch schneller, sicherer und praktikabler zu machen. Die neue Kontrollmethode soll zudem potenziell auf möglichst viele andere Quarantäneorganismen anwendbar sein.
((Kasten)) Molekulargenetischer Test vor Ort
Noch einfacher und schneller würden Pflanzenlieferungen am Zoll freigegeben, wenn der Kontrolleur vor Ort einen molekulargenetischen Test durchführen könnte. Die Sequenziermethode ist dafür aber zu aufwändig. Agroscope FAW Wädenswil arbeitet deshalb auf Hochtouren an einem so genannten Quarantäne-Chip. Auf einem kleinen Glasplättchen, dem Chip, können mehrere Tausend Tests gleichzeitig durchgeführt werden (Microarray-Technologie). Die Anwendung ist einfach. Ziel der FAW ist es, auf einem solchen Chip Tests für alle rund 120 Quarantäne-Insekten und -Milben, welche auf der europäischen Quarantäne-Liste stehen, zu vereinen. Damit müsste man an der Grenze nur einen einzigen Test durchführen, um zu wissen, ob man es tatsächlich mit einem dieser besonders gefährlichen Schädlinge zu tun hat.
Die Methode des Quarantäne-Chips ist bereits entwickelt; die FAW- Molekularbiologen um Jürg Frey haben sie auf der Basis von Literaturdaten ausgearbeitet, und sie hat sich bei der Bestimmung von Säugetieren, Viren und Bakterien bewährt. Von 20 der 120 Quarantäne-Schädlinge hat Agroscope FAW Wädenswil bis jetzt das genetische Material verfügbar. Es wird noch rund zwei Jahre dauern, bis auch die genetischen Informationen der restlichen Arten vorhanden sind, und damit der wahrscheinlich erste Europäische Quarantäne-Chip einsatzbereit ist.
Weitere Auskünfte
Zu den Probekontrollen am Flughafen: Dr. Jörg Samietz Insektenforscher Agroscope FAW Wädenswil Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Tel. 01 783 61 93 E-Mail Joerg.Samietz@faw.admin.ch
Zum Quarantäne-Chip: Dr. Jürg Frey Molekularbiologe Agroscope FAW Wädenswil Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Tel. 01 783 63 32 E-Mail Juerg.frey@faw.admin.ch
Kathrine Schwab Medienbeauftragte Agroscope FAW Wädenswil Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Tel. 01 783 62 72 Natel 079 593 89 85 E-Mail: Kathrine.Schwab@faw.admin.ch
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