RAC: Die Kartoffeln leiden unter der Hitze: Empfehlungen der Forschungsanstalt Changins.
(ots)Kritische Situation bei den Kartoffelkulturen - Empfehlungen der Forschungsanstalt Changins
Durch die erhöhten Temperaturen und die Trockenheit der letzten Wochen werden die Kartoffelkulturen einer sehr schweren Prüfung unterzogen. Die Kartoffel erträgt nämlich keine Temperaturen, die 20° C nicht nur in hohem Masse übersteigen sondern auch noch von einem markanten Wasserdefizit begleitet sind. Laut Spezialisten der Forschungsanstalt Changins sind die Konsequenzen ein Wachstumsstillstand und was noch schwerer wiegt die Kartoffeln keimen aus und formen eine neue Generation Knollen.
Ausgekeimte Knollen verlieren an innerer Qualität. Grund dafür ist das Zusammenfallen des Stärkegehaltes, was sich im Erscheinen des Phänomens Glasigkeit und der Bildung einer neuen Generation manifestiert. Glasige Knollen sind in der Veredlungsindustrie nicht mehr verwendbar und auf Grund ihrer sehr uneinheitlichen Qualität finden sie auch im Frischkonsum keine Verwendung mehr. Für die Lagerung eignen sich nur Kartoffeln in gutem Zustand. Selbst nur teilweise glasige Knollen fallen zusammen und fördern die Fäulnis in den Lagern oder in den Paloxen.
Besonders anfällig für das Auskeimen im Boden sind die Sorten Bintje, Agria und Eba. Das Phänomen kann sich aber auch bei anderen Sorten zeigen mittelspäte Sorten sind beispielsweise stärker bedroht als die mittelfrühen Sorten. Entscheidend ist das Reifestadium im Moment des Auftretens des Stresses: eine Kultur in voller Vegetation ist anfälliger auf Auskeimung als eine Kultur im fortgeschrittenen Stadium.
Welche Möglichkeiten hat der Produzent ? · Um ein realistisches Bild über den Zustand und den Ertrag der einzelnen Kulturen zu gewinnen, sind unbedingt Muster der einzelnen Kulturen zu prüfen. · Bewässerte Kulturen sind normalerweise weniger betroffen, wobei das Bewässern bis zur Krautvernichtung fortgesetzt werden muss. Eine Kultur benötigt wöchentlich 35 bis 40 mm Wasser, was einer relativ starken Beregnung entspricht ! · Die Entscheidung, ob die Kartoffeln für den Frischkonsum oder für die Veredlung geerntet werden sollen, muss gefällt werden, sobald die Knollen auskeimen aber sich noch keine zweite Generation gebildet hat. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, mit den Abnehmer Kontakt aufzunehmen. Fällt der Entscheid nach Rücksprache mit dem Vertragspartner gegen ein Weiterwachsen der Kultur aus, muss das Kraut sofort vernichtet werden, denn dies ist das einzige Mittel, um die Auskeimung und die Bildung einer neuen Generation zu stoppen. · Ist die Auskeimung weiter fortgeschritten und die Bildung der zweiten Generation schon sichtbar, bedeutet dies bereits einen Qualitätsverlust. Der Produzent wird seine Kultur vorzugsweise weiter wachsen lassen. Die Ernte kann aber nur noch zur Frischverfütterung oder Trocknung verwendet werden. Selbst allfällige künftige Regenfälle werden die Qualität nicht mehr verbessern. Achtung: Solche Kartoffeln sind nur begrenzt haltbar. · Krautvernichtung: Leiden die Kulturen unter Trockenheitsstress, kein Diquat- Herbizid anwenden, denn dieses könnte die Bildung von Nabelnekrose zur Folge haben.
Werner Reust, RAC - Changins
Auskünfte: Werner Reust, Tel. 022 / 363 47 15 Eidg. Landwirtschaftliche Forschungsanstalt Changins, 1260 Nyon 1