Tot aktualisiert - Öffentlich-rechtliches Kulturradio auf dem Weg der kommunikativen Selbstzerstörung
Berlin (ots)
Das Kulturradio der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wird reformiert. Aber die kommunikative Umsetzung der Reform führt von der Unhörbarkeit des Senders (RBB: unter 1 % Reichweite) zu seiner Unsichtbarkeit. Wenn es so weitergeht wie bisher, werden Tageszeitungen und Programmzeitschriften das Radioprogramm aus ihren Programmübersichten streichen. Damit verliert das Radio seine wichtigsten, fast seine einzigen Kommunikationspartner.
Die Programm-Planer schaffen es tatsächlich, es sich mit den ihnen wohl gesonnenen Partnern in der Programmpresse zu verderben. Ohne Ankündigung werden beispielsweise die Programminformationen des NDR um 25% gekürzt. Dem Sender ist es offensichtlich gleichgültig, ob die HÖRZU sein Programm abdrucken kann oder nicht.
Dem RBB gelingt es, vorhandene Informationen zum Programm zu verheimlichen, so dass Tageszeitungen und Programmzeitschriften keine Chance mehr haben, ihre Programmübersichten anständig mit Inhalt zu füllen.
Die Radioseiten grosser Programmzeitschriften sind in den Chefredaktionen häufig ungeliebte Kinder. Die Sender machen es den Blattmachern nun leicht, sich Gedanken über die Verkleinerung oder gar Abschaffung des Radioprogramms zu machen. Den Lesern wird das freilich nicht gefallen. Denn das Radioprogramm wird - noch - wahrgenommen. Diese Basis wird nun von den Sendern selbst zerstört anstatt sie zu verbreitern und zu jüngeren Zielgruppen auszuweiten.
Scheinbar gehen die Sender davon aus, dass Leser keine Hörer sind. Man darf bezweifeln, ob diese Folgerung richtig ist. So bleibt auch das grosse Kooperationspotenzial, das den regionalen Kultursendern mit den Feuilletons regionaler Tageszeitungen zur Verfügung steht, vollkommen ungenutzt.
Dass es auch anders geht, beweisen etwa das Deutschlandradio Berlin oder Radio DRS in der Schweiz. Hier ziehen Programmgestaltung und Programmkommunikation an einem Strang. Professionelle, hörerorientierte Kommunikation ist möglich. Die meisten regionalen Kulturwellen sind jedoch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, anstatt die einfachen Dinge zu tun, die notwendig wären. Das alles gibt keine starken Argumente in der Gebührendebatte.
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