Schweizer Hotellerie gefordert: Rückläufige Übernachtungszahlen im ersten Halbjahr 2012
Bern (ots)
Die Schweizer Hotellerie blickt auf ein schwieriges erstes Halbjahr 2012 zurück. Insbesondere aus Europa brach die Nachfrage weg. Sorgen bereitet der Branche der zunehmende Preiskampf, dem die Betriebe ausgesetzt sind. Für die kommenden Monate ist Unternehmergeist gefragt. Vom Bundesrat fordert hotelleriesuisse eine massvolle Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative.
Für die Schweizer Hotellerie sind die Bedingungen derzeit alles andere als einfach: Die unsichere globale Wirtschaftslage insbesondere im Euroraum hat die Nachfrage im ersten Halbjahr 2012 empfindlich belastet. «Die Ferienplanung geht verstärkt über das Portemonnaie, was die Schweiz zusammen mit dem starken Franken besonders trifft», sagt Dr. Christoph Juen, CEO von hotelleriesuisse. Logiernächteeinbussen mussten insbesondere bei den Gästen aus Europa (-11%) in Kauf genommen werden, allen voran im wichtigsten Auslandmarkt Deutschland (-15%). Der Binnenmarkt erwies sich als mehrheitlich stabil und verzeichnete einen leichten Rückgang von 0,5 Prozent. Zuversichtlich stimmt die weiterhin steigende Nachfrage aus aufstrebenden Märken wie Brasilien, Russland, Indien und China. «Dank kontinuierlicher Aufbauarbeit konnten diese Märkte gegenüber der Vorjahresperiode um 10,8 Prozent zulegen», hält Juen fest. Insgesamt resultiert im ersten Halbjahr 2012 eine Abnahme der Logiernächte um 3,7 Prozent auf 16,8 Millionen Logiernächte.
Preisdruck gefährdet die Ertragslage
Von den durch die Frankenstärke bedingten Rückgängen waren vor allem die Bergregionen betroffen (-6,4%). In den grossen Städten (+0,5%) wurde das Wachstum durch den Spardruck der Firmen abgeschwächt. Bei den Sternekategorien gab es im ersten Halbjahr 2012 keine Gewinner. Mit einem Minus von 5,4 Prozent wiesen die 3-Sterne-Betriebe den grössten Verlust aus, gefolgt von den 4-Sterne-Betrieben mit einem Minus von 4,8 Prozent. Am glimpflichsten davongekommen sind die 5-Sterne-Betriebe mit einem Minus von 0,7 Prozent. «Sorgen bereitet uns vor allem der massive Preisdruck, dem die Betriebe ausgesetzt sind», sagt Juen. Dieser führe teilweise zu Preisen, die weit unter der Grenze der entsprechenden Hotelkategorie lägen. «Damit verschlechtert sich zum einen die Ertragslage, zum anderen wird der Referenzpreis auf ein Niveau gesetzt, das nur schwer zu korrigieren sein wird.»
Service- und Dienstleistungsqualität hochhalten
Mit einem Rückgang der Logiernächte in den Monaten Mai und Juni um 2,9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode verlief der Start in die Sommersaison schwach. Die Anzahl Übernachtungen aus dem Ausland gingen um 3,6 Prozent zurück. Bei den inländischen Gästen (-1,8%) dürfte auch das wechselhafte Wetter zum Rückgang beigetragen haben. «Die Nachfrage wird in den kommenden Monaten weiter sinken, wenn auch in abgeschwächtem Masse», meint Juen. Gerade unter schwierigen Bedingungen sei es zentral, keine Abstriche bei der Dienstleistungs- und Servicequalität zu machen. «Die hohen Ansprüche der Gäste sind trotz des gesteigerten Preisbewusstseins hoch», betont Juen. Eine weitere Herausforderung für die Hoteliers bestehe im kurzfristigen Buchungsverhalten und einer damit verbundenen anspruchsvollen Personalplanung. «Viele Betriebe beweisen Unternehmergeist und meistern diese Herausforderungen trotz erschwerten Umständen gut», unterstreicht Juen.
Massvolle Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative
Gute Rahmenbedingungen sind für die Schweizer Hotellerie gerade in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage entscheidend. In Bezug auf den Wechselkurs ist die Nationalbank weiterhin in der Verteidigung der Untergrenze von 1.20 Franken pro Euro zu unterstützen. Mit einer massvollen Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative kann der Bundesrat beim Erlass der entsprechenden Verordnung zudem einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklungsfähigkeit der Hotellerie und des Tourismus leisten. Insbesondere soll es weiterhin möglich sein, bestehende Hotelbauten in Zweitwohnungen umzunutzen, wenn eine rentable Weiterführung des Betriebs nicht mehr gewährleistet ist. Nur so kann eine enorme Entwertung oder sogar ein Zerfall der Immobilie verhindert und ein nachhaltiger Strukturwandel zugelassen werden.
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