pharmaSuisse - Schweizerischer Apotheker Verband / Société suisse des Pharmaciens
Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten - Manche Medikamente "beissen" sich
Bern-Liebefeld (ots)
Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/galerie.htx?type=obs
Viele Patienten - vor allem auch ältere Menschen - leiden an mehreren Krankheiten und müssen verschiedene Medikamente einnehmen. Nicht selten vertragen sich die Medikamente - auch rezeptfreie - untereinander jedoch nicht, es kommt zu unerwünschten Wechselwirkungen. Die wenigsten Patienten wissen, dass es auch Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln gibt. Im Monat September informieren die Apotheken die Bevölkerung mit einer Plakatkampagne über Neben- und Wechselwirkungen von Arzneimitteln.
Jede zweite über 60-jährige Person hat einen erhöhten Blutdruck, jede fünfte bis zehnte Person hat Diabetes und bei den Hochbetagten leiden viele an Demenz. Gegen diese Leiden bekommen die Patienten oft zahlreiche Medikamente verschrieben. Studien zeigen, dass rund 50 Prozent der Altersheimbewohner regelmässig mehr als sechs Medikamente erhalten; jeder zehnte sogar mehr als neun. Nicht mitgezählt sind hier die Arzneimittel, welche nur bei Bedarf, also nicht dauerhaft, verabreicht werden. Aber jedes Medikament hat neben seinen gewünschten auch unerwünschte Wirkungen, die so genannten Nebenwirkungen. Bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Medikamenten oder auch mit bestimmten Nahrungsmitteln kann es ausserdem zu Wechselwirkungen (Interaktionen) kommen - auch bei rezeptfreien Arzneimitteln. Oft genügt es nicht, wenn der Patient den Beipackzettel aufmerksam studiert. Da hier keine Produktenamen aufgeführt sind, sondern nur Gruppennamen oder Inhaltsstoffe, ist es für den Laien schwierig herauszufinden, ob sich seine Arzneimittel untereinander vertragen. Mit einer Plakatkampagne möchten die Apotheken daher die Bevölkerung für Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten sensibilisieren.
Keine Angst vor Wechselwirkungen!
Panik ist aber nicht angebracht, denn in der Regel lassen sich Wechselwirkungen vermeiden. Je nach Krankheitssituation des Patienten kann eines der Medikamente eventuell abgesetzt oder durch ein anderes ersetzt werden. "Es ist wichtig zu verhindern, dass die Patientin oder der Patient aus Angst vor Neben- oder Wechselwirkungen die Medikamente nicht mehr nimmt", betont Dominique Jordan, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes. "Die korrekte Einnahme der Medikamente ist von grundlegender Bedeutung, denn sonst wird die Therapie abgeschwächt oder gar wirkungslos, und der Zustand des Patienten kann sich verschlimmern."
Oft wird zu wenig beachtet, dass auch Nahrungsmittel die Wirkung von Medikamenten verändern oder beeinträchtigen können. Das ist zum Beispiel bei Antibiotika oder auch bei gewissen Entzündungshemmern der Fall. Daher ist es wichtig, dass die Patienten sich an die Beratung in der Apotheke halten. Ob ein Medikament vor, während oder nach dem Essen eingenommen wird, kann ebenfalls entscheidend sein.
Patientendossier hilft Wechselwirkungen vermeiden
Das Patientendossier in der Apotheke hilft, Neben- und Wechselwirkungen bei Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, zu verhindern. Wichtig ist allerdings, dass der Patient eine Stammapotheke wählt und dann immer in diese Apotheke geht. "So hat die Apothekerin oder der Apotheker den Überblick über alle von einem Patienten eingenommenen Medikamente. Das ist entscheidend, wenn die Arzneimittel von verschiedenen Ärzten verschrieben werden", erklärt der Präsident des Apothekerverbandes. Oft macht es auch Sinn, selbst gekaufte, rezeptfreie Medikamente im Dossier aufzuführen, denn gewisse von ihnen können ebenfalls zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Selbstverständlich werden die Daten in der Apotheke vertraulich behandelt.
Beispiele von Wechselwirkungen im Alltag
Einige Arzneimittel, zum Beispiel Parkinsonmedikamente, können die Wirkung von Schlafmitteln verstärken. Sind die Patienten nicht über diese mögliche Wechselwirkung informiert, kann es zu Unfällen kommen. Um dies zu verhindern, ist es ratsam, das Schlafmittel erst im Bett - in Sitzposition und mit etwas Wasser - einzunehmen. Ein Beispiel von Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Nahrungsmitteln: Grosse Mengen an Grapefruitsaft hemmen in der Leber den Abbau des Parkinsonmedikamentes, das dadurch länger im Blut verbleibt als erwartet. Wenn am nächsten Abend wie gewohnt die nächste Tablette eingenommen wird, befindet sich plötzlich zuviel der normalerweise heilsamen Substanz im Blut. Die Folge ist eine Überdosierung, die sich in diesem Fall in unerwünschten Wirkungen wie Muskelschmerzen und -schwächen äussern kann. Ein weiteres Beispiel sind gewisse Antibiotika, welche mit Milchprodukten eine Wechselwirkung eingehen können. Bereits im Darm lagern sich Partikel aus der Milch mit dem Antibiotika so eng zusammen, dass dieses nicht mehr ins Blut aufgenommen werden kann. So gelangt das Heilmittel gar nicht an den gewünschten Wirkungsort. Das Mittel wirkt hier nicht zu stark, sondern zu wenig, im schlimmsten Fall gar nicht.
Kontakt:
Schweizer Apothekerverband
Mirjam Müller, Leiterin Abt. Kommunikation
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Fax: +41/31/978'58'59
E-Mail: sav@sphin.ch
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(Rubrik Medien)