Orchester spielt am Zürcher OrangeCinema live zu Charlie Chaplins «Modern Times»
Zürich (ots)
Als absolutes Highlight zeigte das Open-Air-Kino OrangeCinema gestern Charlie Chaplins legendäres Stummfilmwerk «Modern Times» - in der Originalmusik begleitet vom Sinfonieorchester Basel mit Dirigent Ludwig Wicki und 49 Musikern. Das Publikum verdankte die beeindruckende Synchron-Vorführung mit rasendem Beifall.
Als Charlie Chaplin 1936 in New York seinen Film «Modern Times» uraufführte, bei dem er für Buch, Regie, Produktion, Schnitt und Musik verantwortlich war und überdies die Hauptrolle des Arbeiters Charlie verkörperte, ging gerade die Ära des Stummfilms zu Ende. Chaplins Werk war nicht nur eine Satire auf die durch die Weltwirtschaftskrise gebeutelte Arbeitswelt, sondern auch auf den Sprechfilm, wie das neue Gegenstück zum Stummfilm damals hiess, in welchem die Schauspieler nicht Pantomime darboten, sondern tatsächlich redeten.
Chaplin sah in dieser «Reduktion auf Zungenfertigkeit», wie er höhnte, eine Gefahr für die Pantomime, welche er als Grundlage der Filmkunst betrachtete. Deren Zukunft wähnte er im «musikalisch stummen Film», bei dem eben die Musik den Ton erzeugt, nicht der Schauspieler. Vermutlich ahnte er, dass er mit seiner Haltung die Entwicklung nicht würde aufhalten können, setzte aber bei «Modern Times» dennoch abermals auf ebenjenen musikalisch stummen Film, für den er auch die Musik schrieb.
Die Handlung des Films ist bemerkenswert, beleuchtet sie doch den offenbar damals schon herrschenden Willen zu fortwährender Leistungssteigerung und Profitmaximierung am Beispiel des Arbeiters Charlie, der in einer Riesenfabrik stumpfe Schraubarbeiten verrichten muss. Eines Tages wird an ihm eine neue Erfindung getestet, welche den Arbeiter am Fliessband ernährt und damit seine dortige Anwesenheit zeitlich ausdehnt.
Ein Kinoerlebnis wie in den Dreissigern
Die Aufführung am Zürcher Open-Air-Kino OrangeCinema, dirigiert von Ludwig Wicki aus Luzern, vermochte die Zuschauer rundheraus zu begeistern und die längst versunkene Epoche jener Jahre heraufzubeschwören, in welcher der Ton- den Stummfilm ablöste und noch einige Zeit lang ein Kampf der Kunstformen herrschte. Chaplin beherrschte die seine durchaus, wie gestern am Zürichhorn sowohl zu sehen wie auch zu hören war. Die virtuos komponierte Filmmusik, präzis zusammengetragen von neunundvierzig Musikern, war perfekt auf die szenischen Handlungen des Films abgestimmt und sorgte im Verbunde mit diesem für ein cineastisch einmaliges Erlebnis.
Für Ludwig Wicki war es das erste Open-Air-Projekt. Im Vorfeld sagte er noch zur NZZ, er hoffe auf windstille Verhältnisse, damit ihm nicht die Notenblätter durcheinandergewirbelt würden, weil er doch beide Hände zum Dirigieren brauche. Seine Furcht war grundlos, wie auch die im selben Interview vorgebrachte Hoffnung, sein Orchester würde unter einer Überdachung spielen dürfen - zwar war diese vorhanden, aber das Wetter war einwandfrei, und das Orchester unter Wickis Leitung vermochte sein Können schwungvoll und ohne jede Störung zur Darbietung bringen.
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