Ehrgeizige EU-Klimaschutzziele erfordern breiten Energiemix und Technologieoffensive
Salzburg (ots)
- Kernenergie und Erneuerbare sind ein Muss für den Klimaschutz - Klare politische Rahmenbedingungen für CO2-freie Kohlekraftwerke erforderlich - Anstieg des Stromverbrauchs muss einkalkuliert werden
Umweltverträglichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit bleiben in den kommenden Jahren die zentralen Herausforderungen der Energieversorgung. Die europäische Politik hat unter dem Synonym "20/20/20" ambitionierte Ziele formuliert: Bis 2020 sollen die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent reduziert, der Anteil der Erneuerbaren auf 20 Prozent am Gesamtenergieverbrauch erhöht und die Energieeffizienz um 20 Prozent gesteigert werden.
Der Stromverbrauch in der Europäischen Union wird trotz aller Einsparbemühungen weiter ansteigen. Vorliegende Studien weisen einen Mehrbedarf von bis zu 800 Milliarden Kilowattstunden bis zum Jahr 2020 aus. Dies entspricht einer Steigerung von rund 25 Prozent. Hauptursache ist der hohe wirtschaftliche Entwicklungsbedarf in vielen europäischen Ländern. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch liegt heute in den 12 neuen Mitgliedsländern noch 40 Prozent unter dem Verbrauch in der "alten" EU15. "Allein in den letzten sieben Jahren ist der Strombedarf in der Europäischen Union in einer Größenordnung von 15 Prozent gestiegen, das Wirtschaftswachstum liegt derzeit mit rund 2.8 Prozent auf hohem Niveau. Auf die Strombranche kommt damit eine große Herausforderung zu", so der Vorsitzende von VGB PowerTech, Dr. Gerd Jäger. "Um in den Klimaschutzbemühungen nicht zurückzufallen, muss der Anteil CO2-freier Stromerzeugung in der EU deutlich steigen. Da nahezu CO2-freie Kohlekraftwerke voraussichtlich erst nach 2020 im großen Maßstab einsatzbereit sind, können bis zu diesem Zeitpunkt nur Regenerative und die Kernenergie einen wesentlichen Beitrag zur Klimavorsorge leisten", so Jäger weiter.
Derzeit werden knapp 46 Prozent des Stroms in der Europäischen Union durch Regenerative Energien und die Kernenergie CO2-frei erzeugt, in Österreich beispielsweise durch einen Anteil der Wasserkraft von bis zu 65 Prozent. Aufgrund der zusätzlichen Nachfrage müsste der Anteil der CO2-freien Stromproduktion bis 2020 auf knapp 55 Prozent steigen. "Die Erzeugung aus Regenerativen Energien müsste dazu im Vergleich zu heute nahezu verdreifacht werden, was ein sehr ambitioniertes Ziel darstellt. Zusätzlich gilt es dann, die Erzeugung aus Kernenergie mindestens auf dem heutigen Niveau zu halten. In Summe haben wir dann allerdings noch keine Tonne CO2 eingespart", betont Jäger.
Dr. Herbert Schröfelbauer, Vorstandsvorsitzender der Verbund Austrian Hydro Power AG und VGB-Vorstandsmitglied, verweist auf den freiwilligen Verzicht Österreichs auf Kernkraftwerke durch das Atomsperrgesetz von 1978 und unterstreicht, "dass die österreichische Elektrizitätswirtschaft umso mehr alle anderen Arten der Stromerzeugung so effizient wie möglich nutzen muss, um die hoch gesteckten Ziele beim Klimaschutz zu erreichen. Wasserkraft stellt dabei eine effiziente und ökologisch vertretbare Lösung dar." inen wesentlichen Hebel zur Reduzierung der CO2-Emissionen bietet das erforderliche Modernisierungsprogramm des fossilen Kraftwerksparks. In den nächsten 15 bis 20 Jahren müssen in der EU altersbedingt allein mehr als 100.000 Megawatt an Kohlekraftwerken durch neue hocheffiziente Kraftwerke ersetzt werden. Parallel dazu müssen neue Technologien konsequent weiter entwickelt werden, einschließlich des nahezu CO2-freien Kohlekraftwerks, um die Zukunftsfähigkeit der Stromerzeugung zu erhalten. Hier sei die Politik gefordert, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Transport und die Speicherung des CO2 zu schaffen, unterstreicht der Vorsitzende des VGB.
"Politik, Öffentlichkeit und Energieerzeuger müssen die heute bereits verfügbaren als auch die noch zu entwickelnden Technologien im offenen, sachlichen und ideologiefreien Dialog diskutieren. Hierbei darf kein Energieträger ausgeschlossen werden. Dies ist eine zentrale Voraussetzung für die Sicherstellung und Weiterentwicklung einer verlässlichen, hohen Anforderungen gerecht werdenden Stromversorgung. Hierzu bedarf es weiterer intensiver Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Rahmen der anstehenden Technologieoffensive. Nur so können die ehrgeizigen Klimaschutzziele erreicht werden" fordert Jäger.
VGB PowerTech e.V. ist der europäische Fachverband der Strom- und Wärmeerzeugung mit Sitz in Essen, Deutschland. Die 433 Mitglieder aus 33 Ländern repräsentieren eine Kraftwerksleistung von 489.000 MW, 450.000 MW davon in Europa.
Vom 19. bis 21. September 2007 lädt VGB PowerTech zum Kongress "Power Plants 2007" im Salzburg Congress, Salzburg, Österreich, ein. Mit mehr als 1.200 Teilnehmern aus Politik, Behörden, Unternehmen und Wissenschaft ist die unter dem Motto "Effiziente Kraftwerkstechnologien! Unser Beitrag für eine sichere und klimagerechte Stromerzeugung" stehende Veranstaltung eine der bedeutendsten der Stromerzeugungsbranche in Europa.
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