Der "Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman" geht 2003 an Erwin Koch
Hamburg (ots)
Für sein Romandebüt "Sara tanzt" (Nagel & Kimche) erhält der Schweizer Autor Erwin Koch den mit 10'000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses. Der nach seiner Stifterin benannte Preis ist seit 1970 der bundesweit höchstdotierte Literaturpreis für einen Romanerstling und der einzige Preis, der von einer Leserjury vergeben wird. Die Hamburger Stifterin Mara Cassens möchte mit ihrem Preis jungen Autoren ermöglichen, "sich für eine gewisse Zeit ganz dem Schreiben zu widmen." Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehörten u.a. Annette Pehnt (2001) und Zsuzsa Bánk (2002).
Die Jury besteht ausschliesslich aus Mitgliedern des Literaturhaus e.V., die sich in ihrer Freizeit mit den eingereichten Romanen beschäftigten. Mehrere Tausend Buchseiten hatte die 15-köpfige Jury unter Vorsitz des Autors und Dramaturgen John von Düffel in diesem Jahr zu bewältigen, denn 38 Verlage reichten 43 Debütromane für den Preis ein. Mehrere Debüts rangierten sehr hoch in der Gunst der Jury, ganz besonders der zweite Favorit "Schwester und Bruder" von Ulla Lenze oder "Liebeserklärung" von Michael Lentz und "Das Schattenmädchen" von Verena Liebers. Wegen seiner einfühlsamen Erzählweise und brillanten Sprache konnte sich "Sara tanzt" schliesslich gegen die Mitbewerber durchsetzen.
In "Sara tanzt" erzählt Erwin Koch die Geschichte der Widerstandskämpferin Sara Broffe und des Musikers Frits. Als Mitläufer einer Militärjunta Anfang der 80er Jahre trifft Frits auf Sara, die wegen Hochverrats im Gefängnis sitzt. Da sie nicht genügend Informationen liefern kann, erfindet sie Agententreffen und die Übergabe geheimer Dokumente. Sara singt um ihr Leben: Um die Einsamkeit auszuhalten, summt sie Kinderlieder, deren angebliche geheime Botschaften der Cellist Frits entschlüsseln soll. Er verliebt sich in sie und lässt von da an nichts unversucht, Sara zu befreien.
Die Jury begründete ihre Entscheidung so: "Mit grosser Erzählvirtuosität vermittelt der Autor die beklemmende Befindlichkeit zweiter Protagonisten in einem fiktiven totalitären Regime. Seine Prosa kommt ohne Gefühlsakrobatik und avantgardistische Ambitionen aus und verursacht in ihrer Klarheit eine Verstörung, die tief berührt."
Erwin Koch wurde 1956 geboren und lebt in der Nähe von Luzern. Von 1984 bis 1990 war er Redakteur, seit 2002 arbeitet er als Reporter für das Tages-Anzeiger Magazin, dazwischen u.a. für Die ZEIT, GEO und das F.A.Z.-Magazin, 1999 bis 2002 war er für den Spiegel tätig. Für seine journalistischen Arbeiten wurde er u.a. zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.
Die feierliche Verleihung des Preises findet am 13. Januar 2004 um 20.00 Uhr im Literaturhaus Hamburg statt.
Kontakt:
Weitere Informationen über Erwin Koch, den Mara-Cassens-Preis sowie
Fotos erhalten Sie bei Antje Flemming,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Literaturhaus Hamburg
Tel. +49/40/22 70 2055
E-Mail aflemming@l-h-h.de.