Menetekel in der Medizinalindustrie - Bernafon will Forschung und Entwicklung von der Schweiz nach Dänemark und Polen verlagern
Zürich (ots)
Der vor über 20 Jahren aus der Ascom hervorgegangene Hörgerätehersteller Bernafon will Ende 2017 seinen erfolgreichen und leistungsstarken Forschungs- und Entwicklungsbereich ins Mutterhaus nach Dänemark und nach Polen verlagern. 81 Ingenieure, Techniker und Audiospezialisten müssen sich neu orientieren. Der finanziell gesunde Konzern William Demant Holding (WDH) mit Sitz in Smoerum/Dänemark hat beschlossen, die erfolgreiche Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Bernafon aus der Schweiz in den Norden und Osten zu verlagern. Der Konzernentscheid erfolgt aus "kostenstrategischen Gründen". Der Hörgerätemarkt sei grundsätzlich im Wachstum begriffen, stehe aber unter grossem Kostendruck, begründet die Unternehmensleitung den Entscheid. Deshalb wolle man die Forschung künftig konzentrieren. Für die Belegschaft ist der Schritt ein harter Schlag, denn kaum einer der Betroffenen wird wohl den Weg nach Dänemark oder Polen wagen. Hier findet nun eine beispiellose Erfolgsgeschichte im Medizinalbereich ihr Ende. Im Jahre 1995 waren es 34 Mitarbeitende gewesen, die von der damals schwächelnden Ascom weiterverschoben wurden. Heute sind es 137, und davon arbeiten 81(!) in der Forschung und in der Entwicklung. Der Weg führte für das Unternehmen und die Mitarbeitenden über 20 Jahre hinweg steil nach oben. Bernafon war ein Musterbeispiel der vielbeschworenen Schweizer Industrie: forschungsgetrieben, innovativ und der Qualität verpflichtet. Wenn nicht einmal mehr diese Industrie eine Zukunft in unserem Land, welche dann? Es stimmt die Angestellten Schweiz äusserst nachdenklich, wenn inzwischen auch solche Kronjuwelen der industriellen Entwicklung abgezogen werden. Es lässt sich schlecht wegdiskutieren, dass auch der Franken-Eurokurs und unser künstlich überhöhtes Kostenniveau beim Wegzugsentscheid eine Rolle gespielt haben. Die Angestellten Schweiz fordern von der Konzernleitung, die Strategie nochmals zu überdenken. Im Sinne der Losung "never change a winning team" sollte die Entwicklung der Produkte in der Schweiz nicht leichtfertig aufgegeben werden. Es fragt sich auch, wie die Kunden auf die Verschiebung reagieren werden. Das Label "Swiss Engineering" wird schwierig zu verteidigen sein. Nun muss mit Hochdruck an Lösungen für die Betroffenen, z.T. sehr langjährigen Mitarbeitenden, gesucht werden. Die Interessen der Mitarbeitenden müssen in jedem Fall vor denjenigen des Konzerns kommen. Es gibt in der Schweiz ja noch andere, erfolgreiche Hörgerätehersteller.
Es bleibt ein schales Gefühl für andere schweizerische Fusions-Opfer der jüngsten Zeit und allenfalls der Zukunft.
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