Erhöhte Sicherheit durch neuen Frühtest - Tödlichen Prionen auf der Spur
Schlieren (ots)
Das schweizerische Start-Up-Unternehmen Alicon AG mit Sitz in Schlieren hat einen viel versprechenden Test zur Früherkennung von Erkrankungen entwickelt, die durch Prionen ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um Erkrankungen im zentralen Nervensystem wie beispielsweise Rinderwahn, Traberkrankheit (in Schafen) oder Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung beim Menschen. Mit dem neuen Verfahren zur Früherkennung solcher Infektionen ist Alicon ganz vorne im internationalen Rennen um die Entwicklung eines zuverlässigen Frühtests mit dabei. Dementsprechend stösst die Neuentwicklung auf grosses Interesse der Pharmakonzerne.
ALICON AG, ein erfolgreicher Spin-off (Abspaltung) der ETH Zürich, weckt mit dem neu entwickelten Verfahren grosse Hoffnungen in Bezug auf die Volksgesundheit. Denn der Frühtest erlaubt die rechtzeitige Erkennung der gefährlichen Prionen, die als tödliche Erreger das zentrale Nervensystem bei Mensch und Tier zerstören. Die Prionen sowie die nativen - und damit die harmlosen - Prion-Proteine lassen sich mit dem Alicon-Verfahren auch in sehr kleinen Mengen in Körperflüssigkeiten wie Blut, Serum, Milch und Urin nachweisen. Dadurch kann der Erreger von BSE (Rinderwahn) schon früh in infizierten lebenden Rindern diagnostiziert werden. Ebenso lassen sich Tests zur Früherkennung von Traberkrankheit im Schaf sowie Creuzfeldt-Jakob-Erkrankungen im Menschen entwickeln.
Von besonderer Tragweite ist die Aussicht, mit der Alicon-Technologie Prionen aus biologischen Flüssigkeiten (Blut, Milch usw.) zu entfernen.
Neuer Test um ein Vielfaches sensitiver
Eine Infektion verläuft schleichend. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben ergeben, dass es sechs bis acht Jahre dauert, bis die ersten klinischen Symptome auftauchen. In diesem letzten Stadium sind bereits grosse Tele des Gehirns irreparabel zerstört, und die bekannten Symptome - Taumeln, Bewusstseinstörungen, Reizbarkeit usw. - werden sichtbar. Die bisherigen BSE-Tests erkennen die Krankheit erst in dieser Phase zuverlässig, wobei das Gehirn der getöteten Tiere analysiert wird. Mit diesen Post-mortem-Verfahren lässt sich die Erkrankung im Frühstadium nicht erkennen. Eine Früherkennung vor dem letzten Stadium war bisher nur mit sehr aufwändigen Methoden an Organen getöteter Tiere möglich.
Im Rahmen des neuen Alicon-Bluttests konnten eine Reihe von künstlich und natürlich infizierter Rinder als positiv identifiziert werden, bevor diese Erkrankungssymptome entwickelten. In einer kürzlich beendeten Feldstudie mit über 1000 lebenden Rindern wurde der Nachweis erbracht, dass mit dem Alicon-Bluttest Prionen auch im Blut von klinisch noch gesunden Tieren eruiert werden können.
Das neue Alicon-Verfahren ist um ein Vielfaches sensitiver als herkömmliche BSE-Tests, welche Prionen praktisch ausschliesslich im Gehirn von BSE-erkrankten Kühen nachweisen können. Somit liegt der Vorteil des verbesserten Verfahrens eindeutig in einer frühzeitigen Diagnose der heimtückischen Krankheit. Denn nun lassen sich auch Rinder identifizieren, die zuvor unentdeckt blieben.
Wichtigste Abnehmer des neuen Alicon-Testverfahrens sind staatliche und private Analyselabors.
Auch in der Milch Prion-Proteine
Gemeinsam mit weiteren Experten auf dem Gebiet der Prionenerkrankungen führt Alicon momentan eine gross angelegte Versuchsreihe mit Labortieren durch. Forschungsleiter Ralph Zahn rechnet damit, dass diese Tests im Laufe des Sommers 2007 zu konkreten Resultaten führen, die anschliessend ausgewertet werden. "Die Ergebnisse werden zeigen, wie zuverlässig und sensitiv die Alicon-Technologie ist", so der Forschungsleiter. Neben der erhöhten Sicherheit beim Fleischkonsum könnten die Resultate auch Einfluss haben auf die Sicherheit von Milch und Milchprodukten. "Denn neuste Ergebnisse der Alicon-Forschungsabteilung deuten erstmals darauf hin, dass auch in Milch Prion-Proteine enthalten sind" betont Dr. Zahn und präzisiert: "Ob diese Proteine gutartig oder krankheitserregend sind, ist ein weiterer Schwerpunkt der aktuellen Entwicklungsarbeiten in den Alicon-Labors".
Grosses Interesse der Pharmaindustrie
Erstmals konnte diesen Sommer Alicon ihre technischen Fortschritte vor internationalen Fachleuten präsentieren, und zwar auf der Ende Juni durchgeführten IBC Life Sciences Tagung in Wien. Speziell die grossen Pharmakonzerne zeigten sich interessiert an den Alicon-Produkten und an einer Zusammenarbeit mit dem Biotechnologie-Newcomer. Dieses Interesse ist verständlich, denn erhöhte Sicherheit von aus Blut und Urin gewonnenen medizinischen Produkten wird für die gesamte pharmazeutische Industrie immer wichtiger. So sind in naher Zukunft strenge Reglementierungen betreffend Prionensicherheit zu erwarten. Die rechtzeitige Erfüllung dieser Reglementierungen wird deshalb zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor bei der Vermarktung von biomedizinischen und kosmetischen Produkten.
Kontakt:
Dr. Ralph Zahn
CEO Alicon AG
Wagistrasse 23
8952 Schlieren
Tel.: +41/43/495'05'67