Koalition verurteilt Deregulierungsvorschlag für CRS-Industrie
Brüssel, Belgien (ots/PRNewswire)
- Reiseoptionen für Verbraucher sollen eingeschränkt werden
- Schutz der Unternehmensdaten gefährdet!
Der Verband des Geschäftsreiseverkehrs (Business Travel Coalition, BTC) verurteilte heute das Vorhaben einiger Vertreter der Europäischen Kommission, den bewährten CRS-Verhaltenskodex still und heimlich abzuschaffen, als verfehlt und gefährlich. Dabei handelt es sich um Bestimmungen, denen zu verdanken ist, dass europäische Verbraucher und Geschäftsreisende auf ein breites und neutrales Angebot von Reisedienstealternativen zugreifen und von den niedrigen Preisen profitieren können, die aus einer gesunden Wettbewerbslage hervorgehen. Was noch wichtiger ist: Der gegenwärtige Verhaltenskodex verbietet CRS-Anbietern (CRS steht für Computer Reservation System bzw. computergestütztes Buchungssystem) die Offenbarung der Identität Geschäftsreisender mittels der Weitergabe von MIDT-Datenträgern an Fluggesellschaften; dieser unverzichtbare Datenschutz ist nun gefährdet! (Siehe 2002 EK-Verlautbarung unter http://btcweb.biz/midt_commission_letter.pdf.)
Mike Perkin, leitender Manager von EMEA Travel am britischen Hauptsitz von Cisco Systems, kommentiert: "Die derzeit geltenden Regeln haben sich ausgezeichnet bewährt. Die Vorteile: Unternehmen haben Zugriff auf optimale Content-Angebote; unter den CRS-Anbietern herrscht ein gesundes Wettbewerbsklima; minimale Barrieren für Niedrigkostenfluggesellschaften und Neueinsteiger im Netzwerk; und nicht zuletzt: unvoreingenommene Reisebüros und -veranstalter. Eine Abkehr von diesen Vorschriften käme einem empfindlichen Rückschlag für den Wettbewerb der Reiseindustrie sowie die Einsparungen für Anbieter und Käufer gleich und würde sich in höherer Komplexität und erhöhten Kosten für alle Betreffenden niederschlagen."
Seit 1989 unterliegen so gut wie alle Reisereservierungen in Europa diesen Bestimmungen, die implementiert wurden, um den strukturellen Anreizen und den wettbewerbs- und verbraucherfeindlichen Praktiken der CRS-Anbieter und ihrer Fluggesellschaften-Inhaber, ein Ende zu setzen. Die Regeln gewährleisten europäischen Kunden den fairen Zugriff auf Reservierungen. (Siehe hierzu den BTC-Kommentar in der europäischen Ausgabe des Wall Street Journal unter http://btcweb.biz/btc_statement_re_section_145.htm.) Wie anlässlich einer am 29. Juni 2005 in Brüssel stattfindenden und vom BTC organisierten CRS-Konferenz festgestellt wurde, wären die Fluggesellschaften Lufthansa, AirFrance-KLM und Iberia sowie Amadeus, der CRS-Anbieter, der sich in deren Besitz befindet und effektiv unter deren Kontrolle steht, die einzigen Unternehmen, die aus der Eliminierung des Verhaltenskodex Vorteile ziehen würden.
Die Initiative zur vollständigen Deregulierung dieser bewährten Verbraucherschutz-Bestimmungen geht von Jacques Barrot, dem Vizepräsident der Kommission, aus und stösst auf die fundierten und heftigen Einwände einer breiten Bevölkerungsschicht von Interessenvertretern, darunter führende Continental-Unternehmen, die Dienstleistungen für Geschäftsreisende erwerben, Verbrauchervereinigungen, Fluggesellschaften, Reisebüros und -veranstalter, Geschäftsreisende und Reisevertriebsgesellschaften.
Der Vorschlag ist derzeit Gegenstand einer "inter-service consultation" innerhalb der Europäischen Kommission und könnte zu Weihnachten zur formellen Entscheidung vorgelegt werden. Der ausgewählte Prozess sieht die Eliminierung der Bestimmungen ohne ein ordnungsgemässes "Due Process"-Verfahren vor, indem der CRS-Verhaltenskodex unter einer Flut von 1.400 überholten Gesetzen verborgen wird, darunter einer agrarpolitischen Richtlinie aus dem Jahre 1996 über die Festlegung eines Quotensystems für Kartoffelstärke.
Dieser Vorschlag und die äusserst unsympathische Art und Weise seiner Aufzwingung stehen in direktem Widerspruch zur Zielsetzung der Europäischen Kommission, welche die Förderung "besserer Vorschriften" beinhaltet. Der hauseigene Berater der Europäischen Kommission, The Brattle Group, riet 2003 zur Beibehaltung der Vorschriften. Es wird davon ausgegangen, dass die Europäische Kommission sich in ihrem eigenen erweiterten Bericht zur Abschätzung der wirtschaftlichen Folgen im Februar 2004 für die Beibehaltung der CRS-Schlüsselvorschriften entschied. Entgegen gängigem Handelsbrauch wurde keine neue Studie über wirtschaftliche Folgen erstellt, um eine derartig radikale und risikobehaftete Änderung zu rechtfertigen. Von äusserster Wichtigkeit und unmittelbarer Relevanz für Interessenvertreter ist die Tatsache, dass mehrere dominante europäische Fluggesellschaften weiterhin einen bedeutenden Anteil an Europas dominantem CRS-Anbieter haben.
BTC-Vorstandsvorsitzender Kevin Mitchell meint: "Die Reisebranche unterstützt eine verantwortungsbewusste Reform des EU-Verhaltenskodex für CRS-Anbieter, jedoch nicht eine leichtsinnige und riskante Deregulierung, die für Verbraucher, den Datenschutz Geschäftsreisender und die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Reiseindustrie beträchliche und irreversible Schäden anrichtet. BTC appelliert an die Europäische Kommission, diesen Vorschlag einer gründlichen Wirtschaftsfolgen-Analyse zu unterziehen, wie dies bei allen wesentlichen Überarbeitungsinitiativen regulatorischer Regelwerke der Fall ist. Das Europäische Parlament und die dadurch repräsentierten Verbraucher verdienen nichts weniger als gänzlich transparente Prozesse und eine kompetente, von Fachkräften durchgeführte Analyse."
Der Verband des Geschäftsreiseverkehrs (Business Travel Coalition, BTC) wurde 1994 gegründet und hat zum Ziel, langfristig die Kosten für Geschäftsreisende zu senken. BTC ist ein Gründungsmitglied der in Brüssel ansässigen Interessengruppe Coalition For Fair Access To Reservations In Europe (C-FARE).
Website: http://www.btcweb.biz
Pressekontakt:
Ansprechperson: Kevin Mitchell, BTC, Tel: +1-610-341-1850; E-Mail:
btcmitchell@comcast.net