Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom Mittwoch, 20. August 2008:
Zürich (ots)
Krisenjahr 2009: Firmenchefs treten auf die Bremse Rieter-Chef Hartmut Reuter: Zeichnet düsteres Bild für die Konjunktur Die Party ist vorbei. Die ersten Anzeichen, dass die Konjunktur schwächelt, lieferten frühzyklische Unternehmen wie die Industriekonzerne Rieter, Georg Fischer und OC Oerlikon, die mit Gewinnwarnungen schockten. Dass weitere Unternehmen dramatisch gesunkene Ertragszahlen vorlegen werden, davon zeigt sich Rieter-CEO Hartmut Reuter im Interview mit der "Handelszeitung" überzeugt. Wenig zuversichtlich zeigt er sich auch für 2009. «Ich zeichne ein eher düsteres Bild für die kommenden Zeiten, was die Weltkonjunktur anbelangt», sagt er. Für das Budget 2009, das die Rieter-Führung derzeit ausarbeitet, bedeutet das: Drastisch weniger Risiko, mehr Flexibilität. Bucher-Chef Philip Mosimann: Setzt auf Minimierung der Risiken Zusätzlich versuchen die CEO, beeinflussbare Risiken möglichst zu minimieren. Beim stark diversifizierten Industriekonzern Bucher ist dies ein zentrales Thema: «Das gilt speziell für Kapazitätsauslastungen, Währungsschwankungen, Annullationen oder Verschiebungen von Kundenaufträgen als Folge konjunktureller Einwirkungen», erklärt Bucher-CEO Philip Mosimann der "Handelszeitung". AFG-CEO Edgar Oehler: Will 2009 einen forscheren Marktauftritt sehen Der Bauzulieferer Arbonia Forster schätzt laut CEO Edgar Oehler das wirtschaftliche Umfeld «nicht dramatisch anders ein als noch vor 12 Monaten». Im Rahmen des Budgets 2009, das sich auf die Mittelfristplanung abstützt, habe man bereits «Varianten für die Folgen errechnet, welche entstehen könnten, falls der Umsatz um 3%, 5% oder gar um 8% sinken würde», erklärt Oehler der "Handelszeitung". Falls diese Annahmen Makulatur würden, werde man - zusätzlich zur ordentlichen Budgetsitzung im November - ein weiteres Treffen im Dezember ansetzen. «Für 2009 budgetieren wir aggressiv-konservativ, wobei aggressiv bedeutet, dass wir den forscheren Marktauftritt wählen.» Wirz-Chef, Geri Aebi: Ortet Zurückhaltung bei den Kunden Vorsichtig geben sich auch Unternehmenschef aus anderen Branchen. «Wir planen für 2009 aufgrund der da und dort doch zurückhaltenderen Werbeausgaben der Kunden etwas konservativer als für 2008», sagt Geri Aebi, CEO des Kommunikationsdienstleisters Wirz, der "Handelszeitung". Huber+Suhner-CEO Urs Kaufmann: Spürt "noch nichts von einer Abkühlung" Auch eher spätzyklische Unternehmen wie der Kabelspezialist Huber+Suhner gehen die Budgetplanung 2009 deutlich vorsichtiger an. Zwar spürt das Unternehmen laut CEO Urs Kaufmann «noch nichts von einer Abkühlung», wie er gegenüber der "Handelszeitung" sagt, ortet aber in der Beurteilung des konjunkturellen Umfelds 2009 die zentrale Herausforderung. «Wie schnell und wie stark die Krise in der Finanzwelt in der ganzen Breite auf die Realwirtschaft durchschlagen wird, ist schwer abzuschätzen», sagt Kaufmann weiter.
Ciba-CEO Brendan Cummins: "Wir stehen nicht zum Verkauf" Der Konzernchef des Chemiekonzerns Ciba ignoriert Übernahmegerüchte. "Wir stehen nicht zum Verkauf", sagt Ciba-Konzernchef Brendan Cummins im Interview mit der "Handelszeitung". Er ist zuversichtlich, den Bewertungsunterschied über die Jahre schliessen zu können. "Wir müssen das Geschäft vorantreiben. Es bringt nichts, wenn ich am Abend da sitze und über mögliche Übernahmen nachdenke." Wie lange wird es dauern, bis der Chemiekonzern wieder auf Kurs ist? "Das kann ich nicht sagen, denn das wirtschaftliche Umfeld kann uns einen Strich durch die Rechnung machen." Wenn sich das wirtschaftliche Umfeld nicht verschlechtert, werden laut Cummins die Ziele für 2008 erreicht. Nach dem Goodwill-Abschreiber von 595 Mio Fr. ist er überzeugt, "dass künftig keine weiteren Wertberichtigungen mehr notwendig sind." Der Abschreiber basiere auf sehr konservativen Annahmen.
Swiss-CEO Christoph Franz: «Wir sehen Platz für weitere Airlines» Sollte die Swiss-Muttergesellschaft Lufthansa die angeschlagene Austrian Airlines (AUA) übernehmen, würde sie bei Swiss auf Zustimmung stossen. «Lufthansa hat eine Multibrand- und Multihub-Strategie, da hat es noch Platz für weitere Fluggesellschaften», sagt Swiss-Chef Christoph Franz gegen¬über der «Handelszeitung». Frühere «Befürchtungen» rund um die Übernahme der Swiss durch die Lufthansa - «etwa, dass sich unsere nahe beieinander liegenden Drehscheiben Frankfurt, Zürich und München konkurrenzieren - haben sich nicht bewahrheitet». Im Gegenteil: Swiss steht seit der Integration in den deutschen Konzern hervorragend da.
Mikron-CEO Eduard Rikli: "Wir räumen länger auf als erwartet" Der CEO des Anlagenbauers Mikron muss sich länger um die im Vorjahr akquirierten Firmen kümmern als vorgesehen: Für 2008 rechnet er mit weiteren Verlusten. "Bei der Tessiner Namco müssen die Aufräum¬arbeiten Ende September abgeschlossen sein", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung". Den Verlust aus dem 1. Halbjahr könne diese kleine Gesellschaft aber nicht mehr wettmachen. "Die Singapurer Integral Systems soll im laufenden Jahr eine schwarze Null erreichen", sagt Rikli. Die Auftragslage der Gruppe dagegen sei zufrieden stellend, auch die Beschaffungslage habe sich entspannt.
OC Oerlikon: Einstieg der Russen irritiert sensible Kunden Seit die russische Beteiligungsfirma Renova den Technologiekonzern OC Oerlikon steuert, wächst die Besorgnis auf der Kundenseite. Abnehmer aus dem hochpolitischen Raumfahrtgeschäft haben bei Oerlikon Space nach dem Einfluss der Russen auf die Konzernstrategie gefragt. Oerlikon Space bestätigt entsprechende Recherchen der «Handelszeitung». Die Russen schlagen sogar beim Bund Wellen: Auch die Schweizer Raumfahrtbehörde holte Erkundigungen ein.
SHL-Telemedicine-Co-Chef Erez Alroy: "Schliessen Übernahme durch Philips nicht aus" Das Medtech-Unternehmen SHL Telemedicine ist eng mit dem holländischen Multi Philips verbunden, auf Produkt- wie auf der Aktionärsebene. Eine Übernahme von SHL durch Philips will SHL-Co-CEO Erez Alroy denn auch nicht ausschliessen, wie er im Gespräch mit der "Handelszeitung" sagt. SHL gehört mit einer Börsenkapitalisierung von weniger als 90 Mio Fr. zu den kleinsten Unternehmen an der SWX. Zudem verfügt es in der Schweiz weder über einen Sitz, noch tritt es hier als Anbieter an. Beheimatet ist SHL im israelischen Tel Aviv, operativ tätig ist es neben Israel heute nur noch in Deutschland. Das Geschäft der Tochter Raytel in den USA - zuvor grösster Umsatztreiber - hat SHL im vergangenen Jahr an die holländische Philips verkauft, bezieht von dieser aus dem US-Geschäft aber noch Lizenzeinnahmen. Die Bedeutung von Philips für SHL geht aber weit darüber hinaus. Der Multi ist mit einem Anteil von etwa 19% auch dessen grösster Aktionär.
Swiss Life: US-Finanzinvestoren lauern im Hintergrund Rolf Dörig, VR-Delegierter des Schweizer Lebensversicherers Swiss Life, will den deutschen Finanzdienstleister MLP trotz der 27%-Beteiligung nicht feindlich übernehmen. Doch er hätte eine Möglichkeit, sollte es hart auf hart gehen: Bei MLP sind die beiden US-Finanzinvestoren Harris Associates und Fidelity mit 10% resp. 3% engagiert, die das Zünglein an der Waage spielen könnten. Das Ziel von Swiss Life, ihre Tochter AWD und MLP zum grössten Finanzdienstleister Europas zusammenzuführen, möchte Dörig aber über den Dialog mit MLP-Gründer und Grossaktionär Manfred Lautenschläger erreichen.
Migros Reisen: Neue Budget-Marke ersetzt M-Travel M-Travel Switzerland (Hotelplan Schweiz und Travelhouse) lanciert in den kommenden Tagen die Budget-Reisemarke Migros Ferien. Das ergaben Recherchen der "Handelszeitung". Migros Ferien ersetzt die Vorgängerin M-Travel (seit 1987). Durch die neue Namensgebung soll der Bezug zwischen dem Orangen Riesen und dessen Reisetochter unmissverständlich hergestellt werden, wie dies für Denner Reisen und Globus Reisen bereits der Fall ist. Im Unterschied zu M-Travel orientiert sich das Logo von Migros Ferien nicht mehr an M-Budget, sondern an Migros Gourmessa. Über ihre Neuheiten orientiert M-Travel Switzerland offiziell am 25. August 2008. "Den Schleier wollen wir erst dann lüften", erklärt Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Leiterin der Unternehmenskommunikation, gegenüber der "Handelszeitung". Spekulationen würden nicht kommentiert.
Strompreise: Verbraucher kritisieren mangelnde Transparenz Bis Ende August müssen die rund 900 Versorger bekannt geben, welchen Stromtarif sie nächstes Jahr von den Verbrauchern verlangen. Bereits heute ist klar, dass die Preiserhöhungen zwischen 10 und 30% betragen werden. Unternehmen und Konsumentenschutz kritisieren die mangelnde Transparenz und werfen den Werken vor, die Erhöhungen ungenügend zu begründen.
Bilanz zur Euro 08: Grosse Brauer und Städte sind rundum zufrieden Im Vergleich zur Vorjahresperiode steigerte Carlsberg/Feldschlösschen den Bierabsatz im Juni um 20%. Kleinere Brauereien haben jedoch von der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz kaum profitiert. Während die Erwartungen der Multimedia-Händler nicht erfüllt wurden, zählen die Austragungsorte Bern, Zürich, Basel und Genf zu den Gewinnern. Dank den holländischen Fans verzeichnete Berns Tourismus ein Umsatzplus von 10%.
Dienstleistungssektor soll mehr Lehrstellen schaffen Der für die Schweizer Wirtschaft wichtige Tertiärsektor bietet im Verhältnis zu seiner Bedeutung zu wenig Lehrstellen an. Stattdessen profitieren die Unternehmen vom Engagement und den Investitionen anderer Branchen. Der Kanton Zürich will nun die Trittbrettfahrer zur Kasse bitten. Sie sollen in einen Ausbildungsbildungsfonds einzahlen, über den Ende September abgestimmt wird.
Lucerne Festival Mäzene ermöglichen dem Lucerne Festival in die Weltklasse der Salzburger Festspiele aufzusteigen. Dank einem neuen Musiktheater, "Salle Modulable", soll Lucerne Festival auch im Szenischen zum Weltklassefestival aufsteigen. Für den Bau eines Musiktheaters spenden Mäzene 100 Mio Fr. "Die Donatoren stammen aus den gleichen Kreisen, die seinerseits beim KKL zu den Gönnern gehörten", erklärt der Luzerner Bankier Karl Reichmuth. Zurzeit wird ein Betriebskonzept erarbeitet.
Management
Netzwerk-Serie: Die Logen Die Logen der Freimaurer faszinieren Aussenstehende vor allem durch das Okkulte und das Männerbündlerische. Doch im Innern sind den Logenbrüdern Toleranz, Humanität und Gerechtigkeit wichtig. Ein Hort für Suchende, die bereit sind, an sich selbst zu arbeiten - meist Männer über 40, die beruflich und materiell viel erreicht haben und ihrem Leben einen neuen Sinn geben wollen. Doch auch dem Feiern sind die Brüder beileibe nicht abgeneigt.
Exklusive Studie: Fokussierte Unternehmen arbeiten besser als diversifizierte In den vergangenen zehn Jahren haben weltweit nur 10% der kotierten grösseren Firmen ihren Umsatz und Gewinn kontinuierlich gesteigert. In der Schweiz sind es auch bloss 17%, wie die Berater von Bain & Company exklusiv für die «Handelszeitung» eruiert haben. Darunter Schmolz + Bickenbach, Nobel Biocare, Straumann, Logitech und Sonova. Sie alle haben sich zunutze gemacht, was der Volksmund schon lange als «Schuster bleib bei deinen Leisten» bezeichnet: Die konsequente Fokussierung auf ihr Kerngeschäft.
Finanz
Allianz-Suisse-Chef Manfred Knof: "Wir wollen die dritte Kraft werden" Manfred Knof, Chef des Versicherers Allianz Suisse, hat ehrgeizige Ziele. Er will zur Nummer drei im schweizerischen Versicherungsmarkt aufsteigen. "Wir wollen im Nichtleben-Geschäft 2%-Punkte über dem Markt wachsen und im Leben das Neugeschäft um 25% steigern", sagt Knof im "Handelszeitung"-Interview.
Heisser Herbst beim variablen Hypozins Mit der Entkoppelung der Mietzinse vom variablen Hypothekarsatz droht ab September ein Anstieg der variablen Hypozinsen: Die Banken haben die Sätze künstlich tief gehalten, der Satz müsste demnach nicht wie heute bei 3,5%, sondern bei über 4% liegen. Nun haben die Banken Nachholbedarf. "Das aktuelle Marktzinsniveau würde bereits eine Zinserhöhung der variablen Hypothekarsätze zulassen", sagt Franz Würth, Mediensprecher von Raiffeisen. Lorenz Heim, Leiter des VZ Hypothekenzentrums in Zürich, rechnet noch dieses Jahr mit einer Zinssteigerung bei den variablen Sätzen. Die ZKB will "im nächsten Monat noch nicht" erhöhen.
Special
Golf: So viel kosten die Schweizer Golfklubs Wird auch nur ein Teil der im Moment in der Schweiz verfolgten 27 Golfplatzprojekte realisiert, so verfügt unser Land demnächst über 100 Golfplätze. Das flotte Wachstum verbreitert nicht nur das Angebot, sondern drückt auch die Preise. Zwischen 2500 Fr. und 30'000 Fr. liegen heute die aktuellen Eintrittsgebühren in hiesige Golfklubs. Im Mehrjahresvergleich wurden die Mitgliedschaften damit eher günstiger. Die "Handelszeitung" stellt im 12-seitigen Golf-Special sämtliche 91 Schweizer Klubs, die Neumitglieder aufnehmen, mit ihren Eintrittskosten vor.
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Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung", Zürich.