Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 16. September 2009
Zürich (ots)
Finanzmärkte: UBS-Präsident Kaspar Villiger warnt vor Schweizer Alleingang
Wenn sich ein Institut bereits in Schieflage befinde, sei es zu spät, um eine Bank aufzuspalten, sagt Patrick Raaflaub, Direktor der Finanzaufsicht Finma im "Handelszeitung"-Interview. "Ein interessanter Ansatz ist aber die Möglichkeit einer schnellen Risikoreduktion durch Teilverkäufe." Damit gebe eine Bank zwar Integrationssynergien auf. "Sie gerät aber bei einer Krise nicht sofort in eine Unterdeckung oder Insolvenz. Das ist aus unserer Sicht positiv zu werten." Die Krise der UBS wirft Fragen nach der sinnvolle Grösse der hiesigen Banken auf. Als Antwort darauf fordert eine Allianz der SVP-alt-Bundesrat Christoph Blocher, SP-Präsident Christian Levrat und Swatch-Group-Gründer Nicolas Hayek angehören, eine Redimensionierung der Grossbanken. Kein Verständnis hat Finma-Direktor Raaflaub für die Idee, eine Bank als Holding zu organisieren, um damit den einen oder anderen Teil in den Konkurs zu schicken. "Das halten wir für nicht praktikabel", sagt Raaflaub. "Die Verschärfung der Eigenmittelvorschriften mache die Banken schockresistenter."
Vor einer Benachteiligung der Schweizer Grossbanken warnt indes UBS-Präsident Kaspar Villiger. Bei der Festlegung des regulatorischen Rahmens brauche es Augenmass: "Dabei wäre es falsch, die Vorschriften stets auf den Worst Case auszurichten, damit liesse sich keine Bank betreiben." Dass restriktivere Kapitalvorschriften die Kreditexpansion und die Möglichkeit zur Gewinnsteigerung einschränken, müsse wohl zugunsten einer höheren Systemstabilität hingenommen werden. "Das Risiko allerdings, dass international nicht abgestimmte Sonderregelungen die Schweizer Grossbanken signifikant benachteiligen können, ist sorgsam zu bewerten."
Herbert Scheidt, CEO der Privatbank Vontobel, fordert eine Stärkung der mittelgrossen Banken. "Aufgrund der Fehler der Grossbanken werden jetzt die Regularien auch für die Mittelgrossen verschärft", klagt er. "Das finde ich aus Schweizer Sicht volkswirtschaftlich bedenklich." Stattdessen seien "mittelgrosse Banken zu stärken", um die Grossen nicht noch grösser werden zu lassen.
Edipresse-Finanzchef Michel Preiswerk: "Edipresse prüft weitere Sparmassnahmen"
Der Westschweizer Medienkonzern Edipresse prüft weitere Sparmassnahmen im In- und Ausland, auch beim Personal. Der Deal mit Tamedia sei jedoch nicht in Frage gestellt, wie Edipresse-Finanzchef Michel Preiswerk im Interview mit der "Handelszeitung" sagt. Das Unternehmen habe bereits im letzten Jahr Kostensenkungsmassnahmen ergriffen, als sich die Krise im Mediensektor abzeichnete. "Jetzt nehmen wir sämtliche Ausgaben noch genauer unter die Lupe, um die Kosten weiter zu reduzieren. Es ist ein täglicher Kampf auf allen Ebenen." Nichts ist ausgenommen: "Es betrifft das gesamte Spektrum, das verlegerische und publizistische Massnahmen umfasst. Wir überprüfen laufend alle Titel in unseren Portefeuilles. Auch beim Personmal überprüfen wir die Kosten und überlegen uns Szenarien. Doch beschlossen ist noch nichts."
Facebook-Mitbegründer Chris Hughes: "Ein Börsengang ist möglich"
Ein Kind wird erwachsen: Das soziale Netzwerk Facebook liebäugelt mittelfristig mit einem Börsengang. Das sagt Mitbegründer Chris Hughes im Interview mit der "Handelszeitung". "Ja, ein Börsengang ist möglich", sagt er. "Facebook konnte bisher von starken Geldgebern profitieren, ob das nun Microsoft oder traditionelle Venture-Capital-Unternehmen waren." Wenn Facebook aber mehr Kapital brauche, dann sei ein Börsengang sicher ein Thema. "Facebook ist ein Werkzeug und bringt den Menschen einen Nutzen", argumentiert er. Man könne zwar damit auch spielen und andere unwichtige Dinge tun - "aber die Hälfte der angemeldeten User kommt nicht jeden Tag auf die Seite, nur weil diese Spass und Ablenkung suchen, sondern weil sie sich etwas davon versprechen". Facebook sei nie als "cooles" Unterhaltungsmittel konzipiert worden. Das Ziel war ein gutes Produkt, das den Menschen hilft, grundlegende Dinge zu tun, die sie in ihrem Alltag brauchen. Hughes sieht daher auch keinen Grund, Facebook am Arbeitsplatz zu verbieten. "Wenn ein Unternehmen ein Problem mit der Produktivität der Mitarbeitenden hat, ist die Ursache eher eine andere. Vielleicht ist die Arbeit nicht befriedigend, die Mitarbeitenden mögen sie nicht, sie haben keine Ziele oder sie fühlen sich nicht als Teil des Teams. Sicher sollen Menschen neue Technologien verantwortungsvoll einsetzen, doch Verbote nützen da wenig", sagt der 25-jährige Amerikaner.
Sika-Präsident Walter Grüebler: "Erwarten Impulse aus den Schwellenländern"
Der Bauzulieferer Sika legt nach wie vor über dem Branchenschnitt zu. Den bevorstehenden schwierigen Zeiten will Verwaltungsratspräsident Walter Grüebler mit solider Finanzierung und Wachstumsschritten in Schwellenländern begegnen. Die Rezession treffe das Unternehmen nur bedingt, wie er im Interview mit der "Handelszeitung" sagt. Erstens sei es ein breit abgestützter "Tausendfüssler", und zweitens wird es in den kommenden Jahren von staatlichen Konjunkturprogrammen profitieren. Grüebler: "In vielen Ländern werden über Konjunkturprogramme der Strassen- und Bahnbau, Bewässerungs- und Tunnelsysteme forciert." Aber es gehe nicht so sehr um eine rasche Umsatzausweitung, sondern um langfristige Aussichten und den Gewinn von Marktanteilen. "Wir haben vor allem die schnell wachsenden Schwellenländer auf dem Radar. Die Potenziale in Brasilien, Russland, Indien und China sind vorhanden." Dennoch leidet Sika unter der Krise: "Wir haben uns auf einen Umsatzrückgang von 15 Prozent in den nächsten zwei Jahren vorbereitet."
Exklusiv-Umfrage: H&M ist der beliebteste Modeladen in der Schweiz
Lieblingsladen für den Kleiderkauf in der Schweiz ist die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (H&M), gefolgt von Charles Vögele und C&A. Das zeigt eine repräsentative Online-Umfrage, die der "Handelszeitung" exklusiv vorliegt. Gut 1000 Personen im Alter von 14 bis 65 Jahren in der deutschen und französischen Schweiz nahmen daran teil. Die wichtigsten Ergebnisse: Vor allem die Frauen stehen auf H&M. 23% der Umfrageteilnehmerinnen erkoren die Modekette zu ihrem Favoriten. Die Männer dagegen bevorzugen Charles Vögele: 23% nannten das Schweizer Modegeschäft als ihren Lieblingsladen. Insgesamt steht aber H&M zuoberst auf dem Podest. Hoch im Kurs stehen die Schweden auch bei den jungen Kunden. Knapp die Hälfte der 14- bis 19-Jährigen favorisieren H&M, während nur 8% der über 60-Jährigen am liebsten bei H&M einkaufen. Wichtigste Kriterien beim Kleiderkauf sind für die Kunden Schnitt und Passform. Gut die Hälfte der Befragten bezeichnet diese als sehr wichtig. Die Nachhaltigkeit spielt dagegen eine weitaus geringere Rolle.
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Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich.
Tel. 043 444 59 00