Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 30. September 2009
Zürich (ots)
Viktor Vekselberg: "Ich habe kein Gesetz verletzt"
"Ich weiss, dass weder ich noch meine Firmen Gesetze verletzt haben." Klare Worte des russischen Milliardärs, der von den Schweizer Behörden verdächtigt wird, seine Beteiligung am Industriekonzern Sulzer illegal aufgebaut zu haben. Gleichzeitig räumt er im Interview mit der "Handelszeitung" Fehler ein: "Möglicherweise wurden wir kritisiert, weil wir zu wenig offen über unsere Pläne gesprochen haben." Heute wisse er, wie er sich verhalten müsse. Vekselberg will an seinen namhaften Beteiligungen an den Industriefirmen OC Oerlikon und Sulzer festhalten und kündigt erstmals konkrete Ziele an: Für das Textilmaschinengeschäft von Oerlikon werden Abnehmer gesucht. Vekselberg bestätigt, persönlich mit Vertretern des Textilmaschinenbauers Rieter über einen Verkauf gesprochen zu haben. Auch Sulzer ist von den Veränderungen bei Oerlikon betroffen: Der Verkauf des Beschichtungsgeschäfts an Sulzer werde vom Oerlikon-Verwaltungsrat derzeit geprüft. Vorantreiben will Vekselberg dagegen das Oerlikon-Solargeschäft. "Russland ist ein geeigneter Produktionsstandort für Solarpanels. Wir haben sehr ambitionierte Pläne für neue Industriecluster." Auch die Schweiz könne von der Aufbruchsstimmung in Russland profitieren, wirbt er und sagt: "Ein Freihandelsabkommen wäre sehr nützlich." Die Schweiz solle nun den Prozess beschleunigen. Privat stehen ebenfalls Veränderungen an: Der Milliardär, der heute in der Stadt Zürich wohnt, will den Kanton wechseln - weil Zürich die Pauschalbesteuerung abgeschafft hat.
AFG-Chef Edgar Oehler: "Ich habe eine andere Prioritätenliste"
Der Chef des angeschlagenen Bauzulieferers Arbonia Forster (AFG) hat seine Pläne geändert: Die Einführung der Einheitsaktie verschiebt er auf unbestimmte Zeit. "Ich habe jetzt keinen eigentlichen Fahrplan", sagt Oehler im Interview mit der "Handelszeitung". Er habe derzeit nur ein Ziel: "Die AFG darf nicht zerhackt werden." Dabei stand sogar im Prospekt zur Kapitalerhöhung, welche AFG kürzlich vollzogen hat, dass die Einheitsaktie noch bis zum Jahresende kommen soll. Doch jetzt sagt Oehler: "Wenn ich das derzeitige Umfeld betrachte und die Spekulanten sehe, die sich um uns bemühen, sage ich nur: Ohne mich." Derzeit führt der Mehrheitsaktionär, Verwaltungsratspräsident und CEO Gespräche mit möglichen Co-Investoren. Dies, um eine Stimmenmehrheit an AFG sicherzustellen, wenn die Einheitsaktie irgendwann doch noch eingeführt wird. "Es sind Geschäftspartner, die Interessen an Familienunternehmen haben", bestätigt Oehler. Auch bei seiner Nachfolgeregelung schlägt Oehler ein vorsichtiges Tempo an. Dass der neue CEO schon 2010 feststeht, ist unwahrscheinlich. "Je unsicherer die Zukunft der AFG als Ganzes ist, desto schwieriger wird es sein, einen CEO zu finden", sagt Oehler. Denn wenn unklar sei, ob die AFG doch eines Tages geteilt werden könnte, sei das nicht sehr motivierend für einen neuen CEO. "Er müsste von Sinnen sein, einen solchen Job anzutreten", sagt Oehler.
Kudelski-CEO André Kudelski: "Grosses Potenzial im Digital-TV"
André Kudelski, CEO und Präsident der Software- und Technologiefirma Kudelski, ist zuversichtlich: Im Kerngeschäft Digital-TV steigen trotz Wirtschaftskrise die Abonnentenzahlen der Kudelski-Kunden. Und inzwischen ist der teure Umbau vom Verkaufs- zum Service-Mietmodell für die von Kudelski produzierten Karten für die TV-Settop-Boxen abgeschlossen. "Das Mietmodell gibt uns das Potenzial, im Kerngeschäft Digital-TV 20 bis 25% Betriebsgewinnmarge wieder zu erreichen", erklärt Kudelski gegenüber der "Handelszeitung". Margen in dieser Höhe verzeichnete Kudelski im alten Modell, als diese Karten verkauft und nicht vermietet wurden. Für 2009 erwartet Kudelski einen Umsatz zwischen 1,07 und 1,1 Mrd Fr. "Die Prognose für den operativen Gewinn wurde leicht auf 60 bis 70 Mio Fr. nach oben gesetzt", erklärte Kudelski weiter. Eine Prognose für 2010 sei noch nicht möglich.
Scoach-CEO Christian Reuss: Derivatebörse plant Expansion nach Hongkong
Christian Reuss, CEO der schweizerisch-deutschen Derivatebörse Scoach, denkt ein Jahr nach der Pleite von Lehman Brothers wieder laut über Wachstumsmöglichkeiten nach. "Wir werden die Expansion fortsetzen. Wir haben in einer Reihe von Märkten Interessenten, die sich uns gerne anschliessen würden", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung". Konkret nennt er Schweden und die asiatischen Märkte. "Hongkong und Korea faszinieren mich ungemein. Ein Gedankenaustausch mit der Börse in Hongkong hat bereits stattgefunden. Ich finde den Markt sehr faszinierend und sehe Ähnlichkeiten mit dem europäischen Markt. Wir können viel voneinander lernen." Die Derivatebörse Scoach ist ein Tochterunternehmen, das zu 51% der deutschen Börse und zu 49% der Schweizer Börse SIX gehört. Derzeit können 17 000 Hebelprodukte und 7000 Anlageprodukte an Scoach gehandelt werden.
Eklat bei Edipresse: Uhrenkönig Hayek stoppt Inserate
Knatsch zwischen der Swatch-Gruppe und dem führenden Medienhaus der Romandie, Edipresse: Der Bieler Uhrenkonzern hat nach kritischen Voten des bekannten Edipresse-Journalisten Peter Rothenbühler Inserateaufträge storniert und keine neuen mehr in Auftrag gegeben, wie die "Handelszeitung" in ihrer neusten Ausgabe berichtet. Edipresse-Schweiz CEO Serge Reymond rätselt über die Gründe. "Ich wäre sehr überrascht, wenn Herr Hayek aufgrund einer Verärgerung über eine persönliche Meinung sämtliche Werbung bei uns stoppen würde. Das kann ich mir fast nicht vorstellen." Der Hintergrund: In der SF-Diskussionssendung "Arena" über Bundespräsident Hans-Rudolf Merz' Libyen-Flug wurde die Meinung von Hayek per Video eingespielt. Sich "aus wirtschaftlichen Gründen" bei den Libyern einzuschmeicheln, das sei inakzeptabel, sagte Hayek. Im TV-Studio attackierte darauf Rothenbühler Hayek, dessen Konzern stolze Gewinne mit arabischen Staaten machen würde. Für Rothenbühler war Hayeks Auftritt "heuchlerisch". In der Schweiz sei noch immer das Essen vor der Moral gekommen.
Post: Preisaufschläge im Zeitungsversand bedrohen Mitgliederpublikationen
Die Post plant Aufschläge im Zeitungs- und Zeitschriftenversand. Weil sich für viele nicht profitorientierte Publikationen die Kosten nun massiv verteuern, droht vielen Titeln das Aus. Am stärksten betroffen von den für 2010 geplanten Aufschlägen sind die Mitglieder- und Regionalzeitungen, die unter die Presseförderung fallen. Felix Wirz, Direktor der IG Mitgliederpresse, die 3000 Titel von Nonprofitorganisationen vertritt, sagt: "Mehrkosten von 10 bis 35% für den Versand stellen viele Publikationen vor existentielle Probleme." Beim Hilfswerk Fastenopfer zum Beispiel beträgt der Aufschlag 20%. Fastenopfer-Sprecher Balthazar Sigrist kritisiert: "Dass sich die Post erlaubt, die Verlegerverträge so kurzfristig zu kündigen und dies nicht genauer als mit einem nicht belegten Defizit begründet, grenzt an einen Skandal." Die Post hält ihre Preisoffensive für gerechtfertigt. Der Verwaltungsrat hat gemäss Informationen der "Handelszeitung" dem UVEK soeben einen Antrag für die Erhöhung gestellt. "Die durch die Subventionskürzung entstandene Lücke trägt die Post zu einem grossen Teil selbst, nur einen sehr geringen Teil davon hat sie auf die Verlegerschaft überwälzt", sagt Post-Sprecher Richard Pfister.
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Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich
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