Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 29. September 2010
Zürich (ots)
Johann Schneider-Ammann: "Ich werde meinem Sohn Ratschläge geben"
Auch als Volkswirtschaftsminister will sich Johann Schneider-Ammann nicht den Mund verbieten lassen, wenn es um sein Unternehmen geht. "Das muss erlaubt sein", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung". Er wird seinen Sohn unterstützen, wenn dieser wie geplant Ende 2011 die Führung übernimmt. Schneider-Ammann: "Man kann mich immer fragen, wenn etwas unklar ist. Ich lasse mir nicht verbieten, ausserhalb der Arbeitszeit mit meinen Leuten und vor allem mit meinem Sohn über die Firma zu reden, ihm Ratschläge zu geben und Informationslücken zu schliessen." Schneider-Ammann verschweigt nicht, dass ihm der Abschied von der Ammann Group schwerfällt. Immerhin habe er sich 25 Jahre lang voll eingebracht. "Ich kenne die Leute, es ist meine Welt, eine Welt, die ich jetzt verlassen muss." Aber er wird es schaffen, davon ist er überzeugt. Und er will "klare Verhältnisse". Daher überschreibt er seine Aktien auf seine beiden erwachsenen Kinder Daniela (29) und Hans-Christian (31). An seinem Führungsstil will er im Bundesrat nicht viel ändern: "Ich führe kooperativ ohne Zeitverzug: Ich höre zu, wir diskutieren die Varianten und entscheiden. Und wenn wir uns nicht einig sind, entscheide ich."
Swisscom-Chef: Längeres Gastspiel in Italien
Schlechte Nachrichten aus Italien: Nach Informationen der "Handelszeitung" verzögert sich die Rückkehr von CEO Carsten Schloter. Seit April dieses Jahres amtet Carsten Schloter neben seinem Job als Swisscom-Chef auch noch als CEO der italienischen Tochtergesellschaft Fastweb. Er tut dies nicht ganz freiwillig, sondern als Folge der laufenden Untersuchung der italienischen Behörden. An der Präsentation der Halbjahresergebnisse sagte er noch, er erwarte eine Klärung in dieser Sache "im Verlauf des dritten Quartals". Dieses ist nun um, doch eine Klärung ist nicht in Sicht. Für den Swisscom-Chef bedeutet das: Er muss länger als geplant in Italien bleiben. Swisscom-Sprecher Carsten Roetz erklärt: "Wir gehen davon aus, dass wir noch im Verlauf dieses Herbsts mehr wissen und hoffen, das frühere Management wieder einsetzen zu können."
Hans-Peter Rohner: "Die Publigroupe wird nicht verkauft"
"Wir sind mitten im grössten Veränderungsprozess der Medien", sagt Hans-Peter Rohner, CEO und VR-Präsident der Publigroupe. Das betreffe die Nutzung der Medien mit Internet und neuen Geräten wie iPad und iPhone und mit zeitlicher Verzögerung das Werbeverhalten. "Die Frage stellt sich nicht, ob sondern wann das Printmodell kippt." Die Medienkrise sei nicht beendet. Er werde bis mindestens 2012 CEO und VR-Präsident der Publigroupe bleiben und später, sofern der Verwaltungsrat es will, VR-Präsident. Zur SRG-Kandidatur meint er: "Ich habe mich nie beworben. Ich erhielt ungefragt so viele Komplimente, was für eine toller Kandidat ich sei. Aber das ist Geschichte." Die Publigroupe würde sich in einem Transformationsprozess befinden. Sie werde nicht verkauft, aber "wir werden uns sukzessiv von unseren Verlagsbeteiligungen trennen."
Emmi-CEO Urs Riedener: "Mit dem aktuellen Milchpreis können wir uns international behaupten"
Die Schweizer Milchbauern demonstrieren diese Woche wieder wegen der tiefen Milchpreise und fordern eine politische Steuerung der Milchmenge. Denn seit der Aufhebung der Milchkontingente vor gut einem Jahr sinkt der Milchpreis und liegt jetzt bei rund 60 Rp. pro kg. Die Bauern klagen über kaum mehr gedeckte Produktionskosten, währendem für die industriellen Verarbeiter wie den grössten Schweizer Milchverarbeiter Emmi der billigere Rohstoff komfortabel ist. Für Emmi ist der Export entscheidend. Urs Riedener, CEO von Emmi, sagt gegenüber der "Handelszeitung": "Mit dem aktuellen Milchpreis können wir uns international behaupten." Internationale Kunden seien sicher bereit, einen gewissen Mehrpreis für die gute Schweizer Qualität zu bezahlen. "Wichtig für uns ist, dass sich der Schweizer Milchpreis parallel zu demjenigen in Europa entwickelt", präzisiert Riedener. Im EU-Raum werden gegenwärtig knapp 40 Rp. pro kg Milch bezahlt, also rund ein Drittel weniger als in der Schweiz. Der Emmi-Chef hält wenig von der Motion des SVP-Nationalrats Andreas Aebi, welche die Steuerung der Milchmenge in der Schweiz fordert. Das würde das Quotensystem wieder einführen und den eingeschlagenen Weg der Teil-Liberalisierung bremsen, erläutert Emmi-Chef Riedener. Die Motion Aebi soll diese Woche im Nationalrat behandelt werden.
Boris Collardi: Der Julius-Bär-Chef setzt auf Swissness
"Die Schweiz hat oberste Priorität", sagt Boris Collardi, CEO Julius Bär, im Gespräch mit der "Handelszeitung". Der wichtigste Markt für die Privatbank sei und bleibe die Schweiz. "In Genf haben wir 400 Leute, in Lugano 300, wir sind an Orten wie Crans-Montana, Verbier, Luzern oder Kreuzlingen, alles in allem an 15 Standorten. Das macht mich extrem "bullish", was unseren Kernmarkt Schweiz betrifft", sagt Collardi. Offen bleibt derzeit die kostspielige Asienstrategie. Singapur ist zwar offiziell kein Zweitsitz, doch faktisch betreibt Bär dort eine unabhängige Bank, mit eigener Informatik und Backoffice-Leistungen. Und bisher erfolgreich. "Heute kriegen wir in Asien Top-Leute von HSBC und Goldman Sachs, die es schätzen, zu einer Bank zu wechseln, die einen guten Ruf hat und nicht durch Bürokratie, Abschreiber und häufige Strategieänderungen gelähmt ist", freut sich der Bär-CEO. Die asiatische Kundschaft sei im Schnitt jünger als jene aus der Schweiz und Europa. "Und es ist eine Klientel, die gerne an der Börse handelt, die aktiv ist und Risiken eingeht", sagt Collardi. Anderseits seien die Asiaten preisempfindlicher. "Unsere Bruttorendite liegt entsprechend leicht tiefer als in der Schweiz", sagt der Julius-Bär-CEO.
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