Media Service: SNB-Präsident Thomas Jordan: «Wir sind noch weit entfernt von einem Ausstieg aus der Mindestkurspolitik»
Zürich (ots)
Der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank geht nicht davon aus, dass die Euro-Krise mit voller Wucht zurückkommt. Aber nach dem Patt bei den italienischen Wahlen will er eine erneute Verschärfung der Schuldenkrise «nicht grundsätzlich ausschliessen». Im Gespräch mit der «Handelszeitung» warnt Jordan: «Instabilität oder eine Entwicklung in die falsche Richtung würde nicht nur Italien selber, sondern auch Europa, die Finanzmärkte und sogar die Weltwirtschaft belasten.»
Die Situation an den Finanzmärkten sei «nach wie vor delikat». Die Euro-Untergrenze von 1.20 Franken bleibe bestehen, «so lange sie nötig ist». Erst wenn die Geldpolitik plötzlich viel zu expansiv werden sollte, müsste die Nationalbank über die Bücher. Aber das stehe «heute nicht zur Diskussion». Auf drei Jahre hinaus seien keine Anzeichen für eine aufkeimende Inflation erkennbar. «Wir sind noch weit entfernt von einem Ausstieg aus der Mindestkurspolitik», sagt Jordan.
Den Vorwurf, die Schweiz führe mit der Euro-Untergrenze einen Währungskrieg, weist Jordan scharf zurück: «Wir sind keine Währungskrieger.» Es gebe keinen Abwertungswettlauf zwischen den Zentralbanken. Der Franken bleibe auch bei 1.20 pro Euro «hoch bewertet». Von Seiten der anderen Zentralbanken und des Internationalen Währungsfonds gebe es deshalb auch keine Kritik.
Thomas Jordan verteidigt die Einführung des antizyklischen Kapitalpuffers für Hypotheken, der für die Banken ab September gelten wird. Die bereits getroffenen Massnahmen würden nicht reichen, um eine Überhitzung des Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkts zu verhindern. «Nachdem die Schweiz vergleichsweise gut durch die Krise kam, wollen wir nicht, dass sie noch ineine hausgemachte Immobilienkrise hineinläuft», begründet der Nationalbank-Chef. Die Aktivierung des Kapitalpuffers werde «sich nur marginal auf die Hypozinsen auswirken», glaubt er, «die Auswirkung auf die Mieten wird sehr gering bleiben».
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