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Media Service: Der Urner Polizeikommandant zum 1.-August-Einsatz auf dem Rütli Hat sich die Polizei beweisen müssen?

Media Service: Der Urner Polizeikommandant zum 1.-August-Einsatz auf dem Rütli Hat sich die Polizei beweisen müssen?
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Urn (ots)

In diesem Jahr war es während der 1.-August-Feier
auf dem Rütli ruhig. Keine extremen Gruppierungen haben die Bundesfeier 
für eigene Propaganda nutzen können. Doch auch unbescholtene 
Bürgerinnen und Bürger wurden vom Rütli verwiesen. Wie war dies 
möglich? Der Urner Polizeikommandant Reto Habermacher äussert sich 
hierzu.
Reto Habermacher, wie würden Sie reagieren, wenn man Sie – Sie 
tragen ja selber eine Glatze – als «risikobehaftete Person» vom 
Rütli abgeführt hätte?
Reto Habermacher: «Ich würde mich verletzt fühlen. 
Wahrscheinlich würde ich reklamieren und eine Entschuldigung oder 
zumindest eine Erklärung verlangen.»
An der 1.-August-Feier auf dem Rütli sind solche Szenarien 
passiert. Unbescholtene Bürger erhielten trotz Ticket keinen Zutritt oder 
wurden gar abgeführt. Warum?
Reto Habermacher: «Der Auftrag der Polizei war, dafür zu sorgen, 
dass auf dem Rütli eine ruhige, ungestörte und würdige Feier ohne 
Störaktionen stattfinden kann. Das haben wir zu 100 Prozent 
erreicht. Wir sind überzeugt, dass für die Erfüllung dieser Aufgabe 
ein solches Dispositiv, wie wir es angewendet haben, notwendig war. 
Allerdings kann man bei der Umsetzung des Auftrages nicht 
verhindern, dass ein – hoffentlich sehr kleiner – Prozentsatz 
'Opfer' dieses Systems wird.»
Der polizeiliche Gesamtaufwand soll rund 1 Million Franken 
betragen haben. Polizisten in Kampfmontur mitten in Brunnen, Superpuma- 
Helikopter die patrouillieren et cetera: Es entstand fast der 
Eindruck, es handle sich um ein grosses «Polizeispiel», an dem sich 
die Polizisten mal richtig beweisen können.
Reto Habermacher: «Das ist ein absolutes Trugbild. Aufgrund von 
Erfahrungen bei ähnlichen Veranstaltungen weiss man, dass die 
Kreise, die ein solches Dispositiv durchbrechen wollen, alles 
versuchen, um zum Ziel zu kommen. Wir wurden auch an allen Ecken 
von den extremen Gruppierungen 'getestet'. Wären diese nicht aus dem 
Gebiet hinausbefördert worden, hätte das Katz-und-Maus-Spiel kein 
Ende genommen. Von irgendwelchen Spielen kann nicht die geringste 
Rede sein.»
Was für Leute galten als «risikobehaftet» und wurden 
weggewiesen?
Reto Habermacher: «Aufgrund von Äusserungen, Verhalten, Kleidung 
oder Zustand – zum Beispiel bei alkoholisierten Personen – musste 
an den Zutrittskontrollen entschieden werden, ob Personen potenzielle 
Störer sind. Auch Gepäckkontrollen gaben Aufschluss. Es ist schon 
so: Ein Stück weit waren dies Gefühls- und Bauchentscheide.»
Wer trug die Verantwortung für solche Entscheide?
Reto Habermacher: «Grundsätzlich entschied der Einsatzleiter des 
entsprechenden Einsatzortes. In Brunnen hatte Herbert Ammann als 
Vertreter der Organisatoren ein gewichtiges Wort zu sagen.»
Man war sich also bewusst, dass auch unbescholtene Bürger 
weggewiesen würden?
Reto Habermacher: «Absolut. Es ist, wie bereits erwähnt, bei 
einem solchen System unumgänglich, dass auch einige Leute 
unberechtigterweise abgewiesen werden. Ich habe vollstes 
Verständnis dafür, dass sich Betroffene verletzt fühlen und verärgert sind.»
Betroffene Personen äusserten sich, dass sie sich «ausgestellt» 
und wie Verbrecher gefühlt hätten.
Reto Habermacher: «Ich denke, dies ist eine stark überzeichnete 
Beurteilung. Gerade auf dem Rütli war dies nicht der Fall. Dort 
wurden die Leute diskret von der Polizei wegbegleitet und – ich 
betone – nicht etwa abgeführt. Insgesamt haben wir zwölf Personen 
mit dem Polizeiboot vom Rütli weggeführt. Nach unserer Ansicht 
wurden diese absolut anständig und vernünftig behandelt. Wir hatten 
diesbezüglich auch positive Reaktionen erhalten, man sei sehr 
anständig behandelt worden. Aber es ist nicht zu umgeben, dass 
diese Leute ein Stück weit 'ausgestellt' werden.»
Sie haben eingangs erwähnt, dass Sie sich persönlich beschweren 
würden, wenn Sie unberechtigterweise weggewiesen worden wären. Sind 
bei der Kantonspolizei Uri bisher solche Beschwerden eingetroffen?
Reto Habermacher: «Ja, bisher ist eine Beschwerde vom Vater 
eines Besuchers, den wir vom Rütli zurückgewiesen haben, eingegangen. 
Diese wird im Moment im Detail geprüft. Wir werden entweder 
erklären, warum wir so vorgegangen sind oder – im Falle eines 
Fehlentscheides – uns entschuldigen. Es ist üblich, dass jemand, 
der sich beschwert, von uns sofort eine Eingangsbestätigung und – je 
nach Abklärungsaufwand – ein paar Tage später eine sachliche 
Antwort 
erhält.»
Welche Lehren werden aus den Erfahrungen der Bundesfeier auf dem 
Rütli gezogen?
Reto Habermacher: «Selbstverständlich werden wir unsere 
Erfahrungen auswerten und im Hinblick auf kommende Veranstaltungen kritisch 
hinterfragen, um da und dort Korrekturen anzubringen. Brauchen wir 
so viele Mittel? Braucht es diese an diesem Ort? Können wir 
dezenter auftreten? Ich gehe auch davon aus, dass in den nächsten Wochen bei
den mitwirkenden Polizeikorps weitere Reaktionen und Beschwerden 
eingehen werden. Dieses werden wir beantworten, sammeln und 
auswerten.»
Ist ein solcher Aufwand, wie er heuer betrieben wurde, für eine 
Bundesfeier überhaupt angemessen?
Reto Habermacher: «Diese Frage wird in der Zukunft sicherlich zu 
diskutieren geben. Aber man muss sich schon bewusst sein: Die 
Situation ist in den vergangenen Jahren immer mehr eskaliert.»
Reto Habermacher, herzlichen Dank für das Gespräch!
Interview: Markus Arnold, Urner Wochenblatt
Bild: (www.presseportal.ch)
Reto Habermacher, Kommandant der Kantonspolizei Uri. 
Foto: Markus Arnold (Archivbild)

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