Oliver Wyman-Studie "CMT - State of the Industry"
Der Mobilfunk ist die Wachstumslokomotive in den Schwellenländern
München (ots)
- Im weltweiten Markt für Telekommunikation, Medien und Technologie schafften führende Mobilfunkanbieter in Schwellenländern die höchsten Wertzuwächse - Alle Branchensegmente wiesen über die letzten fünf Jahre ein solides bis starkes jährliches Wachstum zwischen 12 und 31 Prozent auf - Besonders erfolgreich waren Unternehmen, die mobilitätsorientierte Gesamtlösungen entwickelten, innovative schlanke Geschäftsmodelle verwirklichten oder loyale Nutzergruppen im Netz schufen
In den Schwellenländern gehört der Mobilfunk zu den Wachstumslokomotiven. Dagegen schaffen in den Industrieländern vor allem klassische Hochtechnologieunternehmen überdurchschnittlichen Wert für die Aktionäre. Dies ist ein Ergebnis der Oliver Wyman-Studie "CMT - State of the Industry", die die Wertentwicklung der weltweit 450 größten Unternehmen des Marktes für Telekommunikation, Medien und Technologie, kurz CMT, über die letzten fünf Jahre untersucht hat. Dabei zeigt sich, dass diejenigen Unternehmen am meisten Wert für ihre Aktionäre generiert haben, die auf den anhaltenden Trend zur Mobilität, schlanke und flexible Organisationen und neue Geschäftsmodelle setzten. Weltweit konnte die CMT-Branche für ihre Aktionäre in den letzten Jahren durchschnittlich 20 Prozent an Wertzuwachs erwirtschaften, wobei Mobilfunkunternehmen mit 31 Prozent klar an der Spitze lagen. Zu den 60 Top-Performern gehören auch deutsche Unternehmen.
Aus den etablierten Industrienationen kommen nur noch knapp zwei Drittel der erfolgreichsten CMT-Unternehmen. Ein Drittel stammt aus den aufstrebenden Schwellenländern wie Indien oder China. Dies belegt die aktuelle Studie der Managementberatung Oliver Wyman, die die Segmente Telekommunikation, Medien und Technologie untersucht hat. "Den höchsten Wertzuwachs verzeichneten zuletzt nicht mehr IBM oder Microsoft, sondern Unternehmen wie die indische Bharti Airtel oder China Mobile", sagt Christian Terfloth, Technologieexperte bei Oliver Wyman.
Den Erfolg der CMT-Unternehmen misst die Oliver Wyman-Studie anhand des Shareholder Performance Index (SPI), einer risikobereinigten Messung der Aktionärsgewinne durch Ausschüttungen und Kurssteigerungen. Danach übertraf Bharti Airtel in den letzten fünf Jahren den SPI-Durchschnitt um das Fünffache. China Mobile, die sich ebenfalls unter den führenden SPI-Performern befindet, erreichte Ende 2007 einen Börsenwert von 346 Milliarden US-Dollar. Damit überholte das Unternehmen den bisherigen Branchenprimus Microsoft, dessen Wert sich zu diesem Zeitpunkt auf 337 Milliarden US-Dollar belief.
Auch deutsche Unternehmen konnten sich in den Top 60 der erfolgreichsten CMT-Unternehmen platzieren. Unter ihnen ist beispielsweise United Internet. Der Internet-Service-Provider hat sich in Deutschland als Nummer zwei im hart umkämpften DSL-Markt etabliert und in den letzten Jahren sein Geschäft zunehmend internationaler und systematisch in Richtung Mehrwertdienste ausgerichtet. Zudem befinden sich zwei deutsche Unternehmen aus dem Software- und IT-Servicessegment im Spitzenfeld: Wincor Nixdorf, ein Unternehmen für innovative IT-Lösungen im Filialgeschäft von Banken und Handel, und die Software AG, ein Anbieter von Infrastruktursoftware für Geschäftsprozesse und Unternehmensanwendungen.
Weitere internationale Top-Performer sind der mexikanische Mobilfunkanbieter América Móvil, der US-amerikanische Technologieanbieter Apple und American Tower, ein Serviceanbieter von Mobilfunkequipment. Hervorragende Werte zeigen auch Nintendo, der japanische Hersteller von Spielekonsolen, der belgische Sendetechnikanbieter EVS Broadcast und der chinesische Instant-Messaging-Spezialist Tencent Holdings.
Die gesamte Wertschöpfungskette profitiert
Gründe für die positive Entwicklung in den Schwellenländern waren sowohl die steigende Nachfrage als auch innovative Geschäftsmodelle. Dies gilt vor allem für den Mobilfunk, der den Löwenanteil zum Wachstum der CMT-Unternehmen beisteuerte. Allein in China sind sechs der in der Studie identifizierten Top-60-Unternehmen angesiedelt. Sie erzielten einen Wertzuwachs von 211 Milliarden US-Dollar. Insgesamt wuchsen die CMT-Unternehmen in China zwischen 2002 und 2007 jedes Jahr um durchschnittlich 34 Prozent und erreichten Ende letzten Jahres beinahe den Wert der japanischen CMT-Branche. In den Schwellenländern stieg der gesamte Wert der Unternehmen über den gleichen Zeitraum mit durchschnittlich 38 Prozent pro Jahr mehr als doppelt so schnell wie in den Industrieländern. Dort lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate bei 15 Prozent.
Vom Wachstum in den Schwellenländern profitiert die gesamte Wertschöpfungskette. Das sind neben den traditionellen Telekommunikationsanbietern auch die Hersteller von Unterhaltungselektronik, Ausrüstung und Software sowie Serviceunternehmen. Ein Beispiel ist American Tower. Das Unternehmen stellt Mobilfunk- und Sendemastkapazitäten in Mexiko und Brasilien bereit.
Wertzuwächse in den Industrieländern sind geringer
Viele der CMT-Unternehmen in den Industrieländern verzeichnen nur geringes Wachstum in ihren Heimatmärkten. Gerade Telekommunikationsanbieter suchen daher zunehmend Engagements in Schwellenländern, um ihre Umsätze und Erträge zu steigern. So erzielt die spanische Telefónica den Großteil ihres Wachstums in Lateinamerika. "Viele US-amerikanische, europäische und japanische Kommunikationsunternehmen haben an Wert verloren, weil sie zu wenig in neue Wachstumsregionen investiert oder sich sogar aus Wachstumsgeografien zurückgezogen haben", sagt Experte Terfloth.
Auch der norwegische Mobilfunkanbieter Telenor entkam der Wachstumsflaute im europäischen Heimatmarkt durch frühzeitige und gut selektierte Engagements in Asien und Osteuropa. Heute machen diese Märkte 61 Prozent der Mobilfunkumsätze des Unternehmens aus. In Bangladesch wuchs der Markt 2006 um 45 Prozent, in der Ukraine um 51 Prozent. Dagegen legte er in Norwegen nur um sieben Prozent, in Dänemark nur um acht Prozent zu. Als Folge dieser Investitionsstrategie in Schwellenländern erreichte Telenor zwischen 2002 und 2006 eine Kapitalrendite von 6,9 Prozent, während der Branchendurchschnitt bei 1,4 Prozent lag. Auch die Aktienrendite übertraf mit 14,3 Prozent deutlich den Durchschnitt von 7,7 Prozent.
Megatrends Mobilität und Lean Business Design
Über alle untersuchten Segmente hinweg findet sich die steigende Nachfrage nach kundenorientierten Gesamtlösungen, die den Mobilitätsfaktor nutzen, auch in den SPI-Daten wieder. Beispiele sind das iPhone von Apple oder der BlackBerry von Research in Motion, die den Nutzern den einfachen und mobilen Zugang auf Inhalte und Daten ermöglichen. Ob solche integrierten, über mehrere Stufen der Wertschöpfungskette übergreifenden Gesamtlösungen langfristig erfolgreich sein werden, muss sich erst noch herausstellen.
Eine Reihe der erfolgreichsten Top-60-Unternehmen verwirklicht innovative, schlanke Geschäftsmodelle, wobei große Teile der nachgelagerten Funktionen wie IT und Netzbetrieb nach außen vergeben werden. Die indische Bharti Airtel beispielsweise errichtete eine sehr erfolgreiche schlanke Organisation, in der der gesamte Netzaufbau und -betrieb, die IT-Services und sogar der Kundenkontakt an Ericsson, Nokia, IBM und Nortel vergeben wurden. Kreative Outsourcing-Techniken haben es dem Unternehmen ermöglicht, mit einem Minimum an Kapital zu arbeiten. Seit 2003 sind die Ausgaben von Bharti Airtel gegenüber den Umsätzen jährlich um acht Prozent zurückgegangen. Auch die in Hongkong ansässige Hutchison Telecommunications konnte durch Outsourcing die operativen Kosten schnell senken und flexibler auf Änderungen im Kundenverhalten reagieren. "Fakt ist", so Terfloth, "dass schlankere Firmen im Wettbewerb fast immer vorne liegen."
Loyale Nutzergruppen und Advertising 2.0
Ein weiterer Megatrend, der aus der CMT-Studie von Oliver Wyman hervorgeht, sind neue Werbeformen, die von der zunehmenden Online- und Mobilkommunikation der Kunden profitieren. Online-Werbung ist bereits heute ein 40 Milliarden US-Dollar schweres Geschäft. In den nächsten Jahren wird ihr jährliches Wachstum bei über 20 Prozent liegen. Dagegen ist die Werbung über mobile Geräte bisher nicht aus den Kinderschuhen herausgekommen. Mit dem zunehmenden Aufbau von mobilen Breitbandnetzen sollte sich das allerdings bald ändern. Search-Primus Google ist gut positioniert, um vom Trend zunehmender Online- und mobiler Werbung zu profitieren. Doch dies tun auch regionale Anbieter, die loyale Nutzergruppen im Wachstumsmarkt China ermöglichen.
Das chinesische Dotcom-Unternehmen Tencent beispielsweise schuf für völlig unterschiedliche Anwendungen und Inhalte ein durchgehendes Angebot. In Verbindung mit einem professionellen Marketing erreichte das Unternehmen einen Marktanteil von über 60 Prozent in einer für Werbekunden hochattraktiven jungen Zielgruppe. Dies eröffnete Tencent die strategische Kontrolle über eine große Nutzergemeinde mit erheblichen Vernetzungseffekten. Es integrierte Inhalt, Kommunikation und Handel und entwickelte ein fast komplettes Angebot für das "Leben online", einschließlich E-Mail, Community-Portal und Internetshop mit eigener Währung. Die sehr treue Community von Tencent beläuft sich inzwischen auf 715 Millionen registrierte User für den Instant-Messaging-Service, und die Online-Währung ist die vorherrschende bargeldlose Zahlungsmethode in China. Mobile Dienste und Internetmehrwertdienste sowie Werbung haben den Tencent-Umsatz innerhalb von drei Jahren verdreifacht. "Loyale Nutzergruppen sind für Anbieter wie Google und Tencent ein entscheidender Vorteil, besonders in Zeiten zunehmender Konvergenz zwischen mobilen und Festnetzdiensten sowie zwischen Inhalte-, Dienste- und Hardware-Anbietern", meint Oliver Wyman-Partner Christian Terfloth.
Die CMT-Branchenperformance
Im Jahr 2007 stieg der Börsenwert der CMT-Unternehmen auf 8,2 Billionen US-Dollar. Dies sind circa 14 Prozent des gesamten weltweiten Börsenwertes. Über die letzten fünf Jahre erreichte die CMT-Branche eine durchschnittliche jährliche Wertsteigerung von 20 Prozent. Vor allem die reinen Mobilfunkanbieter taten sich hier hervor. Sie verzeichneten über die letzten fünf Jahre eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 31 Prozent. Das zu einer reifen Industrie gewordene Software- und IT-Servicessegment erreichte im selben Zeitraum zwölf Prozent. Bei Hardwarekomponenten und Halbleitern, die von den Industrieländern der Triade dominiert werden, belief sich das Wertwachstum auf jährlich 18 Prozent. Die Medien bleiben mit einem weltweiten Marktwert von 1,1 Billionen US-Dollar vergleichsweise klein. Sie erreichen den geringsten SPI und eine der niedrigsten Wachstumsraten, was ihren Marktwert betrifft. Allerdings gehören neun der Top-60-Performer zu diesem Segment, einschließlich Google, Tencent und Naspers, dem führenden Pay-TV-Service Südafrikas.
Die Studie "CMT - State of the Industry"
Bei Rundfunk, Internet und Telefonie wachsen Geräte wie Services mehr und mehr zusammen: Internet im Fernseher, Fernsehen am Computer, Telefongesellschaften bieten Filme und Kabelgesellschaften Telefonie. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, fasst die vorliegende Oliver Wyman-Studie die Branchen Telekommunikation, Medien, Computerhardware, Software und Unterhaltungselektronik unter dem Begriff "CMT" zusammen.
Die branchenübergreifende Studie betrachtet die weltweit größten 450 Festnetz- und Mobilfunkanbieter, Hardware- und Halbleiterproduzenten, Hersteller von Unterhaltungselektronik, Softwareproduzenten und Computerdienstleister sowie Medienunternehmen über einen Fünfjahreszeitraum hinweg. Die elf untersuchten Regionen umfassen die USA und Kanada, Westeuropa, Japan, China, Südkorea, Lateinamerika (einschließlich Mexiko), Indien, den Rest Asiens, den Mittleren Osten und Afrika, Zentral- und Osteuropa sowie Australien und Neuseeland.
Als Messlatte für den Erfolg der Unternehmen in diesem Zeitraum wurde der 1997 von Oliver Wyman entwickelte Shareholder Performance Index (SPI) gewählt. Er errechnet sich aus monatlich erhobenen Aktionärserträgen (geometrischer Durchschnitt) dividiert durch Risiko (definiert als Standardabweichung der Erträge) minus des auf gleiche Weise ermittelten Medians aller untersuchten Unternehmen. So entsteht ein für den Betrachtungszeitraum von fünf Jahren gültiger Wert der Aktienperformance der Unternehmen. Von anderen performancebasierten Indices unterscheidet sich der SPI durch seine Berücksichtigung der Risiken: Erwirtschafteten zwei Unternehmen denselben absoluten Gewinn für ihre Aktionäre, so wird das Unternehmen höher bewertet, das eine geringere Volatilität aufweist. Auch Übernahmen, Spin-Offs sowie Währungseffekte werden im SPI berücksichtigt.
ÜBER OLIVER WYMAN
Oliver Wyman ist eine führende Managementberatung mit 2.500 Mitarbeitern in mehr als 40 Büros weltweit. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement, Organisationsberatung und Führungskräfteentwicklung. Gemeinsam mit seinen Kunden entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, ihre Abläufe zu beschleunigen und ihre Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist Teil der Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.com.
Auch in den deutschsprachigen Ländern gehört Oliver Wyman zu den führenden Strategieberatungen mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. In den Oliver Wyman-Büros in München, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und Zürich arbeiten 560 Mitarbeiter für die führenden Unternehmen aus den Branchen Automobil, Einzelhandel, Fertigungsindustrie, Finanzdienstleistungen, Luft- und Raumfahrt, Maschinen- und Anlagenbau, Medien, Telekommunikation und Transport. Sie werden durch ein weltweites Expertennetz unterstützt, um für jede Aufgabe das beste Team stellen zu können.
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Pierre Deraëd
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