Highfields Capital Management LP
Offener Brief von Highfields Capital an Mellon Financial Corporation
Boston (ots/PRNewswire)
Highfields Capital Management veröffentlichte heute einen offenen Brief an Martin G. McGuinn, den Vorsitzenden und Chief Executive Officer von Mellon Financial Corporation (NYSE: MEL). Hier der vollständige Wortlaut des Schreibens:
Mittwoch, den 22.12.05 Mr. Martin G. McGuinn Chairman and Chief Executive Officer Mellon Financial Corporation One Mellon Center Pittsburgh, PA 15258-0001
Lieber Marty,
ich habe Ihnen am 9. Dezember geschrieben und um ein formloses Treffen mit zwei Vorstandsmitgliedern von Mellon gebeten, seitdem aber nichts von Ihnen gehört. Am selben Tage wurden Sie in der New York Times damit zitiert, dass Sie sagten, dass Mellon über die "richtige Geschäftsmischung verfügt" und dass Mellons Dienstleistungs- und Portfoliomanagement-Geschäft "komplementär" seien. Da wir leider nicht die Gelegenheit hatten, ihren Vorstandsmitgliedern unsere Bedenken direkt mitzuteilen, verleihen wir unserer Sorge auf diesem Wege Ausdruck.
Mir ist bewusst, dass Sie der Meinung sind, dass Mellon über längere Zeit gesehen nicht wesentlich schlechter abschneidet als seinesgleichen. Doch sind die Aktien von Mellon seit Ihrer Amtseinführung im Jahre 1998 bis zum 30. November dieses Jahres um 10 % gestiegen, wohingegen ein Aktionär von State Street in den Genuss einer Wertsteigerung von ca. 100 % kam und Northern Trust eine Wertsteigerung von über 50 %, T. Rowe Price und Franklin jeweils von über 100 % und BlackRock (seit der IPO im September 1999) von fast 700 % verzeichneten. Sogar die Bank of New York wies eine grössere Wertsteigerung als Mellon aus.
Den genannten Akteuren ist eines gemeinsam, was bei Mellon fehlt: ihr Hauptgeschäft besteht entweder aus Dienstleistungs- oder Investmentmanagement, aber nicht aus beidem. Das ist der Kernpunkt der Wertzuwachsstrategie, die viele Ihrer Aktionäre privat oder über die Presse anregen. Dagegen ist Mellon, eben weil das Unternehmen in beiden Geschäftsbereichen gleichermassen aktiv ist, bisher nicht in der Lage gewesen, für seine Aktionäre Wert zu schöpfen. Bei sorgfältiger Betrachtung zeigt sich, dass die einzige "Komplementarität" der beiden Aktivitäten, die der Rede wert ist, nur kurzfristige Schatz- und Investment-Transaktionen für einige Kunden betrifft und dass, anders als Sie es uns und anderen gegenüber darstellen, die beiden Geschäftsfelder ansonsten wenig miteinander zu tun haben.
In Wirklichkeit hat die Tatsache, sie zusammenhalten zu wollen, dazu geführt, dass Mellons Aktionären die Möglichkeit verwehrt wurde, aus den Kostensynergien eines Zusammenschlusses mit einem anderen Dienstleistungsunternehmen oder den Erlössynergien bei der Konsolidierung mit einem anderen Investmentmanagement-Unternehmen Profit zu schlagen. Diese potenziellen Wertschöpfungsmöglichkeiten überwiegen bei Weitem die bescheidenen Erlöse, die aus der Beibehaltung beider Aktivitäten erwachsen mögen. Darüber hinaus ist Mellons Fähigkeit, Spitzentalente anzuwerben und zu halten, so wie es eigentlich im Investmentmanagement-Geschäft üblich ist, womöglich durch die Tatsache beeinträchtigt, dass Ihr Beteiligungsprogramm im Vergleich zu dem Ihrer Mitbewerber, deren Spitzenmanager enorme Vorteile aus den Preissteigerungen der Aktien ihres Unternehmens ziehen konnten, erfolglos blieb.
Wir verstehen auch nicht, wie Mellon hoffen konnte, einen neuen, fähigen, für die Aktionäre akzeptablen CEO einstellen zu können, in Anbetracht der anhaltenden Leistungsschwäche und der daraus folgenden wachsenden Unruhe bei den grösseren Anteilseignern. Mangels eines klaren Engagements des Vorstands, Mellons ziemlich offensichtliche strukturelle Probleme zu lösen, fürchten wir, dass das Unternehmen höchstens einen "Status Quo"-Kandidaten interessieren kann, der entweder nicht willens oder nicht in der Lage ist, die notwendigen, Veränderungsmassnahmen durchzuführen, um die beiden Geschäftsbereiche von Mellon aufzuteilen und dadurch den bedeutenden, zur Zeit verschütteten, Unternehmenswert freizusetzen.
Wie ich Ihnen schlüssig haben aufzeigen können, ist unsere Priorität für Mellon, eine Umstrukturierung vorzunehmen, die zu einer maximalen Ertrags- und Kostensynergie beider Kerngeschäfte führt, die besten Leute für die Geschäftsführung beider Geschäftseinheiten bereitzustellen und so für eine hervorragende Unternehmensbewertung von Mellon zu sorgen. Wir haben kein Interesse daran, die Aufteilung der Unternehmensabteilungen zu kontrollieren, Amtsboni zu verteilen, den Standort des Firmensitzes zu bestimmen und zu entscheiden, wessen Name auf welcher Visitenkarte steht. Derartige "Ego-Themen" sind uns gleichgültig.
Sie haben behauptet, hart daran zu arbeiten, Mellons Probleme zu lösen und Werte für die Aktionäre zu schöpfen. Weiterhin behaupten Sie, dass die zuvor erwähnten "kirchturmpolitischen" Themen manchmal für Ihre potenziellen Transaktionspartner hinderlicher als für Mellon selbst sind. Das mag ja sein. Doch sind solche Umstände keine Entschuldigung dafür, die beiden Kerngeschäfte von Mellon nicht aufzuteilen. Wir sind uns völlig klar darüber, dass grosse Transaktionen durch eine Vielzahl von Einzelproblemen sehr kompliziert werden können, doch gibt es Angesichts des aktuellen strukturellen Zustands von Mellon gar keine Alternative mehr.
So haben wir beispielsweise erfahren, dass Mellon ernsthaft die Übernahme von Merrill Lynch Investment Management ("MLIM") gegen Mellon-Anteile verfolgte und wir fürchten, dass die Transaktion entweder nicht zum Abschluss kam, weil Mellon sich weigerte, das Gesamtunternehmen von einer MLIM-Führungskraft leiten zu lassen, oder weil Mellon nicht bereit war, die zwingenden wirtschaftlichen Einsparungen zu akzeptieren, die aus einer Abtrennung des jüngst ausgeweiteten Investmentmanagement-Geschäfts resultieren würden. Sollte dies so stimmen, müssten Ihre Aktionäre eigentlich darüber empört sein, dass eine derartige Transaktion nicht zustande kam.
Aus Sicht eines Aktionärs würde eine derartige Kombination das grösste Investmentmanagement-Unternehmen der Welt schaffen, eines, das dank der enormen Vertriebskapazitäten von Merrill Lynch, des dann neuen Partners und grössten Aktionärs von Mellon, gewaltige Ertragssynergien erwirtschaften könnte. Wir sind davon überzeugt, dass die durch diese Synergien mögliche Wertschöpfung jeden Aufpreis, den Mellon eventuell für MLIM zahlen müsste, aufwiegen würde. Darüber hinaus sind die Betriebsmargen von MLIM, wie bei vielen anderen grossen Investmentmanagement-Unternehmen durchweg höher als die des Investmentmanagement-Geschäfts von Mellon, mit Ausnahme des Privatbank-Geschäfts. Letztlich wäre der Plan, die Transaktion als Zwischenschritt in Richtung einer Trennung von Mellons Abwicklungs- und Investmentmanagement-Geschäft zu nutzen und Letzteres dann offensiv zu erweitern, die richtige Strategie für das Unternehmen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Aktionäre über sieben lange, harte Jahre darauf gewartet haben, dass Mellon Werte schöpft. Es ist an der Zeit, etwas anderes zu tun, als den Kopf in den Sand zu stecken und die Begrenztheit des Marktes bzw. die potenziellen Transaktionspartner für die eigene Untätigkeit verantwortlich zu machen. Wie Sie ja wissen, ist der Geduldsfaden Ihrer grösseren Aktionäre aus gutem Grunde inzwischen etwas strapaziert.
Unser Angebot, uns mit dem Vorstand von Mellon zusammenzusetzen gilt nach wie vor und ein kurzer Blick auf unsere Erfolgsgeschichte als Investoren in Unternehmen wie Janus, Morgan Stanley, Wendy's und Circuit City zeigt, dass bedeutende Wertschöpfungen für Aktionäre möglich sind, wenn das Management offen für Ratschläge von aussen ist. Keines der genannten Unternehmen verharrte in seinem jeweiligen Zustand und allen geht es heute besser.
Mit freundlichen Grüssen Richard Grubman Managing Director
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