Westdeutsche Allgemeine Zeitung
So heiß wie in Madrid. Kommentar von Matthias Korfmann
Essen (ots)
Jeder schwärmt vom Wetter. Wann hatten wir zuletzt einen solchen Super-Herbst! So hell, so trocken, so indianersommergoldig. "Vielleicht liegt's am Klimawandel", trällern die ersten Spaßvögel. Wir Mitteleuropäer träumen ja seit Jahrhunderten von einem anderen, freundlicheren Klima. Der Kieler Forscher Mojib Latif entwirft ein unfreundliches Bild vom künftigen Klima. "Es wird heiß", warnt er. Nicht nur ein bisschen, sondern "fast 50 Grad" heiß. Wohlgemerkt: Der Mann redet nicht über Madrid, sondern über Stuttgart, München oder Leipzig. Vieles spricht dafür, dass es tatsächlich so weit kommen wird. Die Klimaplage von morgen trifft ja gar nicht so sehr uns, sondern unsere Kinder und Enkel. Und wir haben diese fatale Angewohnheit, unseren Kindern und Enkeln mehr zu vererben als diese je werden schultern können: Schulden, Atommüll, fischfreie Gewässer und baumfreie Tropen. China, Russland und andere schwärmen von den Schätzen unterm nicht mehr ewigen Eis. Die armen Länder, die bald verdorren oder absaufen, haben keine Lobby. "Extremwetter" ist also die Prognose. Eine zuverlässige. Nicht extrem schön wie gerade, sondern extrem scheußlich mit Starkregen und Sturm. Nicht in entfernten Erdteilen, sondern direkt vor der Haustür. Gut ist nur die Vorhersage für die nächsten Tage: sonnig und trocken.
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