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Im Zweifelsfall optimistisch, Kommentar zum EZB-Tender von Georg Blaha

Frankfurt (ots)

Viele gute Gründe gibt es, in der Rekordnachfrage der Banken nach dreijährigen Ausleihungen von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine bedenkliche Wegmarke zu sehen. Das erste Mal in ihrer Geschichte führt die Notenbank ein Refinanzierungsgeschäft überhaupt über diese Frist durch. Die Institute griffen prompt zu und pumpten sich mal eben eine knappe halbe Billion Euro. Das Volumen übertraf die Prognosen ebenso wie die Nachfrage bei früheren "Krisentendern", die die Notenbank im Laufe der unendlichen Geschichte namens Finanzkrise durchgeführt hatte.

Man könnte fragen: In welche Bredouille sind die Banken des Euroraums denn überhaupt geraten, dass sie solche Unsummen nachfragen müssen? Öffnet sich denn gerade mit Blick auf die lange Laufzeit nicht eine Hintertür zur Staatsfinanzierung - wenn nicht direkt über die EZB, dann per Umweg über die Banken? Und: Drohen über die nun sprunghaft angestiegene Überschussliquidität im Eurosystem nicht stärkere Inflationsgefahren?

Trotz dieser Bedenken sollte die hohe Nachfrage beim Dreijahrestender der EZB im Zweifelsfall optimistisch bewertet werden. Hätten sich die Banken zurückgehalten, wäre das ein viel fataleres Signal gewesen. Um ein altes Bonmot leicht variiert zu bemühen: Die Pferde hätten Reißaus von der Tränke genommen. Dergleichen ließ sich nämlich beim Jahrestender der EZB im Oktober beobachten, als die politische Unsicherheit so hoch war und die Banken so sehr im Nebel tappten, dass sie das billige Notenbankgeld nicht einmal mehr hinterhergeschmissen haben wollten. Mittlerweile scheinen die Institute jedoch wieder klarer zu sehen.

Dass sich die Banken mit den frischen EZB-Geldern an der Staatsfinanzierung beteiligen und damit ordnungspolitische Grundsätze unterlaufen, ist zwar nicht auszuschließen. Manch klammer Finanzminister mag darauf hoffen. Aber mit Blick auf kommende Stresstests dürften die Institute kaum gewillt sein, sich im großen Stil Emittenten- und Kursrisiken in Form von wackeligen Peripheriepapieren in die Bücher zu holen.

Die Inflationsgefahr aus der reichhaltigen Liquidität ist zwar nicht von der Hand zu weisen, zumal die EZB im neuen Jahr auf ihre kurzen Abschöpfungstender verzichten möchte. Doch bislang ließ sich zwischen der Bereitstellung von Krisenliquidität und den Inflationsraten 2008 bis 2010 kein rechter Zusammenhang herstellen. Insgesamt überwiegt die Hoffnung, dass die Währungshüter mit ihrem neuen Instrument richtigliegen.

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