Jeder mit jedem, Kommentar zu den Gesprächen zwischen den Autoherstellern Peugeot Citroën und General Motors über eine Allianz, von Peter Olsen.
Frankfurt (ots)
Verwundern kann es nicht, dass der seit fünf Jahren anhaltende Verkaufsrückgang am westeuropäischen Pkw-Markt die Gesprächsbereitschaft in der Branche über engere Partnerschaften steigen lässt. Eher erstaunt, dass es so lange Zeit brauchte, bis die Fronten zu bröckeln beginnen.
Jetzt nähern sich also die französische PSA Peugeot Citroën und General Motors (GM) an. Beide sollen aber selbständig und für ihre Produktionsanlagen weiterhin eigenverantwortlich bleiben. Schon lange redet in der Branche jeder mit jedem, Partnerschaften bei Nischenmodellen, bei Motoren und Getrieben oder im Einkauf sind gang und gäbe. So kooperiert Peugeot mit BMW bei Motoren, betreibt mit Toyota in Tschechien ein Kleinwagenwerk und arbeitet mit Fiat bei den Transportern seit eh und je zusammen. Lieferbeziehungen bestehen traditionell auch mit Ford, und der japanische Hersteller Mitsubishi hilft den Franzosen mit Geländewagen und Elektroautos aus.
Aber jetzt auch noch mit GM in einem Boot? Wie passt das zusammen? Dass es sich um eine weit reichende Zusammenarbeit handeln muss, darauf deutet nicht nur die Dauer der Verhandlungen hin, sondern auch die Tatsache, dass sich PSA-Chef Philippe Varin eigens zum französischen Arbeitsminister Xavier Bertrand aufmachte, um ihn über den Stand der Dinge zu unterrichten. Dabei ist der französische Staat, anders als bei Renault, bei PSA nicht als Aktionär an Bord. Noch immer bestimmt die Familie Peugeot maßgeblich die Geschicke des Autokonzerns.
Aber PSA steckt in der Klemme. Außerhalb Europas ist der Konzern schwach aufgestellt, und in Europa ist im Großseriengeschäft kein Blumentopf zu gewinnen. Während aber Renault dank Nissan in der Ferne Ausgleich findet und Fiat mit dem Zusammengehen mit Chrysler indirekt von der Belebung des US-Automarktes profitiert, ähnelt das Schicksal von PSA dem der verlustreichen europäischen GM-Tochter Opel.
Opel? Genau, welche Rolle käme bei einer weit reichenden Zusammenarbeit von PSA und GM bei gemeinsamen Plattformen den Rüsselsheimern zu? Die Peugeot-Aktie machte gestern einen kräftigen Satz nach oben, die Aktien von Opel, so sie denn notiert wären, stehen dagegen im GM-Konzern denkbar schlecht. Eine wie auch immer geartete engere Zusammenarbeit von PSA und GM kann am Ende nur auf einen Kapazitätsabbau in Europa hinauslaufen. Und wie schwer sich die französische Politik dabei tut, Produktionsverlagerungen in billiger produzierende Standorte im Osten zu akzeptieren, davon können PSA und Renault ein Lied singen.
(Börsen-Zeitung, 23.2.2012)
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