Good Banks, Bad Banks, Kommentar zur Bilanzvorlage der Commerzbank, von Bernd Wittkowski.
Frankfurt (ots)
"Unser fest in der Realwirtschaft verankertes kundenorientiertes Geschäftsmodell hat sich bewährt und ist auch in einem herausfordernden Umfeld erfolgreich." Der Satz könnte von einer grundsoliden Bank stammen. Er stammt diesmal jedoch von Commerzbank-Chef Martin Blessing. Und er trifft sogar zu, weil er auf die sogenannte Kernbank (Privatkunden, Mittelstand, Mittel- und Osteuropa, Corporates & Markets) gemünzt ist. Dummerweise besteht die Commerzbank aber aus zwei Banken: einer Good Bank und einer Bad Bank. Die eine kann das Geld kaum so schnell verdienen, wie es in der anderen verbrannt wird.
In Zahlen: Die Kernbank hat 2011 "operativ" - zu einem Viertel aufgehübscht durch Einmaleffekte aus Kapitaltransaktionen, die mit "operativ" wenig zu tun haben - 4,5 Mrd. Euro erwirtschaftet und damit das Vorjahresergebnis gut verdoppelt. Gleichzeitig steht in der Sparte Asset Based Finance ein verdreifachter Fehlbetrag von 3,9 Mrd. Euro zu Buche. Dieser Bereich umfasst vor allem die gewerblichen Immobilien- und die Staatsfinanzierungen, die weitgehend bei der Tochter Eurohypo angesiedelt sind - deren 4,6 Mrd. Euro schwere Übernahme anno 2005 hat sich als einer der teuersten Fehleinkäufe der Bankgeschichte erwiesen. Das desaströse Ergebnis der "Bad Bank" geht natürlich größtenteils auf den Fall Griechenland zurück, der den sonst so coolen Blessing ein wenig aus der Fassung bringt. Recht hat er, wenn er den Schuldenschnitt für ebenso "freiwillig" hält, wie es die mit Folter erzwungenen Geständnisse während der spanischen Inquisition waren. Die Wut in Blessings Bauch ist umso verständlicher angesichts der Schaffung einer Zweiklassengläubigergesellschaft von - hier in anderem Sinne - "Good Banks" (die Notenbanken, die sich um den Forderungsverzicht drücken) und "Bad Banks" (die Geschäftsbanken, die in die Röhre gucken).
Die Fassung verlieren könnten derweil aber auch die Steuerzahler, deren stille Einlage von den Gelben schon wieder nicht verzinst wird, wiewohl sich der Ausfall nur noch auf 170 Mill. Euro beläuft. Und allmählich voll sein dürfte das Maß der Zumutungen schließlich aus Sicht der Aktionäre, zumal die am Donnerstag angekündigte Kapitalerhöhung doch angeblich gar nicht erforderlich wäre, um die verschärften aufsichtlichen Anforderungen zu erfüllen. An der Börse setzte es dafür erst mal eine Klatsche von 6,6%. Die seit Jahren darbenden Anteilseigner wird es nur sehr begrenzt trösten, dass Blessing mit seinem eigenen Investment schon mehr als das bescheidene Nettoeinkommen der vergangenen vier Jahre verloren hat.
(Börsen-Zeitung, 24.2.2012)
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