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Schwäbische Hausfrauenart, Kommentar zur Bilanzpressekonferenz der Helaba, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Die Helaba konsolidiert - und diversifiziert: Neuerdings betätigt sich die Landesbank auch als Reederei. An ihre vier Schiffe kam sie indes unfreiwillig. Die Pötte sollten über die Helaba-Beteiligungsgesellschaft Hannover Leasing vermarktet werden, doch waren deren Fonds nicht mehr zu platzieren. Und so ist die Krise der christlichen Seefahrt spätestens jetzt in Frankfurt angekommen.

Die Betroffenheit vom Debakel der maritimen Wirtschaft dürfte eine der wenigen Gemeinsamkeiten der beiden Landesbanken sein, die am Donnerstag ihre Bilanzen für 2012 vorgelegt haben. Vor allem haben Helaba und HSH Nordbank ja das zu erwartende Kontrastprogramm präsentiert, und auch beim Thema Schiffe sind beide in der Dimension der Probleme natürlich nicht annähernd vergleichbar. Während sich die Lage in Hamburg und Kiel doch recht dramatisch darstellt, kann die Helaba eine Abschreibung von 60 Mill. Euro als Schönheitsfehler in einem ansonsten goldgeränderten Jahresabschluss verbuchen. Mitten in der Krise hat das Institut sein Rekordergebnis aus dem Vorjahr nochmals getoppt und erstmals die Schwelle von einer halben Milliarde Euro überschritten. Und wer den Vorstandsvorsitzenden Hans-Dieter Brenner, einen langjährigen Wirtschaftsprüfer, kennt, der darf sich ziemlich sicher sein, dass damit längst nicht alles gezeigt wird, was die Bank zeigen könnte. Da taucht zum Beispiel eine undefinierte "Portfoliowertberichtigung" von 300 Mill. Euro im Zahlenwerk auf, ohne dass dafür akute Ausfallkriterien erfüllt wären. Das ist - vernünftigerweise - Bilanzierung nach schwäbischer Hausfrauenart.

Wohl dem, der es sich leisten kann, auf diese Weise für schlechtere Zeiten vorzusorgen. Besser werden sie ja nicht. Das ist das Fatale an dieser Krise und den Versuchen ihrer Bewältigung. Nicht jede einzelne Maßnahme, die durchaus ihren Sinn haben mag und auch Geld kosten darf, ist das Problem, sondern das Tohuwabohu oft in sich widersprüchlicher nationaler und internationaler Regelungen, die niemand mehr zu überblicken vermag, vor allem, was ihre kumulativen Auswirkungen angeht. Die Kritik daran aus dem Kreis der Regulierten ist nicht neu, aber sie bleibt berechtigt. Solange das Regulierungschaos irgendwelche Zockerbuden trifft, ist es ja nicht schade darum. Gerade am Beispiel der Helaba aber ist wie unter einem Brennglas zu erkennen, dass das Durcheinander nicht zuletzt sehr erfolgreiche, solide wirtschaftende und eigentlich strategisch zukunftsfähig aufgestellte Häuser zu "Anpassungsmaßnahmen" zwingt. Wofür die Vokabel steht, ist hinreichend bekannt.

(Börsen-Zeitung, 12.4.2013)

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