Konsenskandidatin, Kommentar zur Nominierung von Janet Yellen als künftige Fed-Chefin, von Sebastian Schmid.
Frankfurt (ots)
Mit Vice Chairman Janet Yellen ist die Favoritin auf die Nachfolge Ben Bernankes letztlich auch nominiert worden. Allerdings hat Präsident Barack Obama lange gesucht, ehe er sich von Parteifreunden und Yellens Anhängern hat überzeugen lassen. Und dies erst nachdem sein Freund Larry Summers mangels Unterstützung die Segel streichen musste. Bei der ersten Fed-Chefin handelt es sich damit um eine Konsenskandidatin. Dass die 67-Jährige wie Bernanke zwei Amtszeiten hinlegen darf, erscheint angesichts ihres Alters zwar eher unwahrscheinlich. Allerdings hat "Methusalem" Alan Greenspan sogar fast bis zu seinem 80. Geburtstag an der Spitze der Notenbank gestanden. Insofern wäre es auch falsch, Yellen als Übergangslösung zu sehen.
An der Wall Street wurde die Nominierung begrüßt, gilt Yellen doch als Garantin für ein Fortsetzen der Politik des billigen Geldes. Angesichts der sich verhärtenden Fronten im Streit zwischen Demokraten und Republikanern um US-Haushalt und -Schuldengrenze reichte ihre Nominierung indes nicht, um für steigende Kurse zu sorgen. Fraglich erscheint ohnehin, ob die zu erwartende Kontinuität der richtige Weg ist. Angesichts der seit über einem Jahr laufenden Flutung der Märkte über das milliardenschwere Anleihekaufprogramm "Quantitative Easing 3" (QE3) gibt es berechtigte Einwände, die Fed bereite längst den nächsten Asset-Blasen den Weg.
Andererseits wäre ein rascher Ausstieg aus den Anleihekäufen, wie ihn Kritiker wünschen, ebenfalls riskant. Die US-Wirtschaft ist längst nicht so robust, dass Zinsanstiege einfach verkraftet werden könnten. Der Einwand, an eine Leitzinsanhebung sei noch gar nicht gedacht, greift dabei zu kurz. In den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass schon der Verdacht auf eine Drosselung von QE3 genügt, um die Anleihekurse auf Talfahrt zu schicken. Diese sind dank der Liquiditätsflut extrem gestiegen, sodass das Absturzpotenzial schon heute erheblich ist und einen sehr kontrollierten Rückzug der Fed erfordert.
Als Basis für einen solchen Rückzug sollte die US-Notenbank allerdings zunächst ihre Kommunikationsprobleme in den Griff bekommen, die unter Bernanke überhandgenommen haben. Dabei hilft es, dass Yellen anders als Bernanke nicht als konfliktscheu gilt. Vor allem der Kakophonie an widersprüchlichen Meinungen der Fed-Gouverneure sollte ein Ende gesetzt werden, um die Verunsicherung in den Märkten zu reduzieren. Yellen mag eine Konsenskandidatin sein. Das bedeutet indes nicht, dass sie stets den Konsens suchen wird - zum Glück.
(Börsen-Zeitung, 10.10.2013)
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