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Das Schweigen Rolets, Kommentar zur Londoner Börse von Andreas Hippin

Frankfurt (ots)

Die London Stock Exchange Group hat durch die Übernahme von Frank Russell Co. gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen kommt sie damit in den Vereinigten Staaten auf die erforderliche kritische Masse. Das fusionierte Indexgeschäft der beiden Unternehmen wird die Nummer 2 auf dem US-Markt sein. Weltweit kommt es auf Rang 3 nach S&P Dow Jones und MSCI.

Zum anderen spielt das Kassamarktgeschäft dadurch künftig eine noch kleinere Rolle. Der Londoner Börsenbetreiber kaufte im Zuge seiner Diversifizierungsstrategie bereits vor drei Jahren Pearson aus dem Indexanbieter FTSE International heraus, der unter anderem den FTSE 100 betreibt. Russell hat unter anderem den Russell 2000 im Programm, den Manager von Small-Cap- und Mid-Cap-Fonds in den Vereinigten Staaten als Messlatte für ihren Anlageerfolg heranziehen.

LSE-Chef Xavier Rolet hält sich bedeckt, was die Zukunft des Vermögensverwaltungsgeschäfts von Frank Russell Co. angeht. Am Markt wird allgemein davon ausgegangen, dass sich die Londoner Börse von der Sparte trennen will, die rund 256 Mrd. Dollar unter der Haube hat, unter anderem von der Bill & Melinda Gates Foundation. Die Northwestern Mutual Life wollte sich von Frank Russell Co. nur im Ganzen trennen, ein Kauf des Indexgeschäfts allein stand nicht zur Debatte, wie es in der City heißt. Das mag das Schweigen Rolets erklären.

Es könnte aber auch ganz anders sein: Aus regulatorischen Gründen spricht derzeit nichts dagegen, selbst ins Asset Management einzusteigen. Anders als in EU-Europa, wo es wohl entsprechende Überlegungen gibt, zeichnen sich in Washington keine Initiativen ab, die einem Börsenbetreiber verbieten würden, Fonds aufzulegen. Die LSE könnte auf diesem Wege nicht nur wertvolle Erfahrungen für ihr Indexgeschäft sammeln. Sie könnte direkt vom Trend zu passiven Anlagen und Indexprodukten wie ETF profitieren. Und wenn man schon groß in den US-Markt einsteigen will, warum nicht gleich richtig? Russell ist ein guter Name. Mancher Fondsgesellschaft wird es vielleicht nicht gefallen, dass ein Börsenbetreiber mit ihnen in Konkurrenz tritt. Durch die Übernahme kommt aber kein neuer Wettbewerber auf den Markt, Russell war schon vorher da.

Schnell einen Käufer für die Vermögensverwaltung zu finden, dürfte kein Problem sein. Nur sollte Rolet schnell sagen, was er will, sonst könnten sich die Kunden entscheiden, dass zu viel Unsicherheit ihren Anlagen nicht gut bekommt.

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